Kolumne

Gab es nun eine „Grippewelle“ oder nicht?

Wie die Ried-Clubs mit Erkrankungen umgehen – und was sie aus der Pandemie gelernt haben

Von 
Claudio Palmieri
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„An eine gescheite Vorbereitung war nicht zu denken“, sagte der Sportchef von Olympia Lampertheim, Patrick Andres (Mitte). © Berno Nix/Julian Lösch

Ried. Das Wort „Grippewelle“ ist in der Vorbereitung in Gesprächen mit hiesigen Fußballtrainern und Sportlichen Leitern immer wieder gefallen. Was genau darunter zu verstehen ist, ist nicht ganz klar. Die Anzahl an erkrankten Spielern, die es braucht, um von einer Grippewelle zu sprechen, bemisst sich oft wohl eher an der Kadergröße. Zwischen einer Coronavirus-Erkrankung, einem grippalen Infekt und der echten Grippe (Influenza) wird sowieso kaum noch unterschieden.

Kreisfußballwart Reiner Held konnte keine „Grippewelle“ erkennen. „Eine Masse an Spielabsagen rein wegen der Grippe hat es jedenfalls nicht gegeben“, sagte der Bürstädter am Mittwoch im Gespräch mit dieser Redaktion (wir haben berichtet). Dass er 31 von knapp 200 Vorbereitungsspielen absetzen musste, habe „auch, aber nicht nur mit Krankheitsfällen“ zusammengehangen, betonte Held.

Einer der Trainer, die von einer „Grippewelle“ gesprochen hatten, war Martin Göring. „Vergangene Woche haben wir am Mittwoch das Training ausfallen lassen. Das Spiel gegen Nordheim/Wattenheim haben wir auch abgesagt, wobei wir da auch einige Angeschlagene, Arbeiter und Kurzurlauber hatten“, erklärt der Coach des C-Ligisten VfB Lampertheim. Platznachbar und Liga-Konkurrent FC Olympia musste sogar zwei Tests streichen. „Wir hatten einige Angeschlagene und Grippekranke. An eine gescheite Vorbereitung war nicht zu denken“, meint FCO-Sportchef Patrick Andres. Ein Spieler habe „total flachgelegen“ und sei „immer noch nicht ganz fit“, verrät Andres und ergänzt: „Man bekommt mit, dass es auch bei anderen Vereinen Krankheitsfälle gibt.“

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Im Umgang mit Infekten und Viren lassen die Vereine viel Vorsicht walten. „Wenn jemand erkältet ist, soll er sich auskurieren. Wenn der Spieler wieder einsteigt, geht es in Sachen Belastung auch nicht gleich von 0 auf 100“, erläutert Göring. Für den 53-Jährigen ist diese Vorgehensweise übrigens keine Lehre aus der Covid-19-Pandemie, als Warnungen vor Herzmuskelentzündungen in aller Munde waren, sondern „schon immer“ selbstverständlich. „Ich als Trainer wäre ja bekloppt, wenn ich die Gesundheit meines Spielers aufs Spiel setzen würde“, bekräftigt Göring und ergänzt: „Das ist wie am Arbeitsplatz: Ich brauche nicht noch mehr Kranke in der Kabine.“

Luftfilter in der Kabine

Apropos Pandemie: Während im Lampertheimer Adam-Günderoth-Stadion nur noch einzelne Hygienespender an AHA-Formel und Co. erinnern, hat die FSG Riedrode einige Gepflogenheiten aus der kontaktarmen Zeit in ihren Alltag integriert. „Die Luftfilter, die ja nicht nur Coronaviren filtern, haben wir nach wie vor in den Kabinen stehen. Bei uns laufen sie eigentlich nach jedem Training“, spricht FSG-Sportchef Thorsten Göck von „positiven Errungenschaften“.

„Politisch und gesellschaftlich“ sei Corona indes „abgehakt“, glaubt Göck: „Es gibt vom Verband keine Vorgaben mehr, weshalb wir zum Beispiel unser Ligaspiel gegen Bensheim 07 vor der Winterpause nicht absetzen lassen konnten, obwohl wir drei, vier Corona-Kranke hatten.“ Die „Wahrnehmung des Körpers“ habe sich allerdings geändert, ist Göck überzeugt: „Das gilt aber insgesamt für die Gesellschaft. Wenn jemand eine Rotznase hat, gibt er anderen nicht die Hand oder bleibt gleich zu Hause.“

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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