Bergstraße. 24 bis 48 Rehe leben durchschnittlich auf 100 Hektar Wald in den Jagdrevieren in Bensheim und Heppenheim. Das ist eines der Ergebnisse einer Wildtierzählung, die die Potsdamer Firma OGF durchgeführt hat - beauftragt von der Stadt Heppenheim und Bensheim.
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Vergangene Woche wurden auf Einladung der beiden Städte die Ergebnisse der Zählung von Richard Georgi, Forstwirt und Geschäftsführer des Unternehmens, einer breiten Jägerschaft präsentiert. Entsprechend groß war das Interesse, nicht zuletzt da die Wildtierbestände anhand von Drohnen-Aufnahmen erstmals genauer ermittelt wurden.
Die Erfassung erfolgte innerhalb von fünf Tagen im Januar und umfasste rund 5000 Hektar im gesamten Heppenheimer Stadtgebiet und circa 1200 Hektar auf den Bensheimer Gemarkungen Märkerwald und Zell.
Seltene Bäume schmecken gut
Auf Anfrage dieser Zeitung erklärt Georgi, dass in diesem Gebiet von zehn bis zwölf Rehen pro 100 Hektar ausgegangen wurde. In der Vergangenheit sei eine genauere Schätzung der Anzahl der Tiere nicht möglich gewesen. Die aktuellen Ergebnisse zeigten somit, dass deutlich mehr Rehe in diesem Gebiet leben als ursprünglich angenommen. Neben Rehen wurden auch viele Hasen und Wildschweine gesichtet. Es waren aber tatsächlich hauptsächlich Rehe, die in diesem Gebiet unterwegs waren.
Insbesondere die Fragen nach der Aussagekraft der Ergebnisse im Hinblick auf die zukünftige Abschussplanung der Reviere Heppenheim und Bensheim, aber auch für andere Reviere im Kreis Bergstraße, wurden im Rahmen der Veranstaltung diskutiert.
„Das Rehwild isst selektiv“, erläutert Georgi. Bestimmte Baumarten schmecken den Rehen, wie es heißt, besonders gut und diese seien meist seltene Bäume. „Wenn man in einem Schokoladenmuseum ist und plötzlich einen Scheibe Wurst sieht, hat man wahrscheinlich auch mehr Lust auf die Wurst“, scherzt er. In Bensheim und Heppenheim seien vor allem Kirschbäume, Edellaubbäume und die Eberesche das Lieblingsfutter.
„Heppenheim ist ein guter Standort für Rehe, da viel Nahrung vorhanden ist“, sagt Georgi. Dies führe letztendlich zu dem Problem, dass es bestimmte Baumarten irgendwann nicht mehr gibt. Eine vielfältige Baumlandschaft sei aber wichtig für das Überleben des Waldes aufgrund des Klimawandels.
„Je mehr Baumarten in einem Wald vertreten sind, desto besser kann sich der Wald anpassen“, erklärte er. Ziel sei es, dass die Bäume die nächsten 150 Jahre überleben können.
Der für das Stadtgebiet Bensheim seitens der Forstamts Lampertheim zuständige Revierförster Dirk Ruiz-Eckhardt widmete sich in seinem Impulsvortrag verschiedenen Stressszenarien und Fragestellungen zu einem klimastabilen Wald.
Die Bergsträßer Jägerschaft war vertreten durch den Kreisjagdbeiratsvorsitzenden Udo Pfeil, den 1. Vorsitzenden des Jagdklub St. Hubertus Bergstraße Joachim Kilian sowie dessen Geschäftsführer Roland Lulay sowie zahlreiche Jagdpächter und interessierte Jägerinnen und Jäger. Ebenfalls anwesend war Kreisjagdberater Rolf Burkhard. Für die Untere Jagdbehörde nahmen die Leiterin Frau Alexandra Radies, Frau Sabine Wenkel teil.
Die gewonnenen Erkenntnisse seien, wie Georgi weiter ausführt, auch eine wichtige Grundlage für den gemeinsamen Dialog zwischen Förster und Jäger, wenn es um die Bejagung des Rehwildes und die Vermeidung von Wildschäden im Wald gehe.
Gemeinsame Lösungen erwünscht
Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, dass der Jagd eine große Bedeutung bei der zukünftigen Gestaltung klimastabiler Wälder zukommt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten alle Beteiligten, neben Forst und Jägerschaft auch der Tourismus, gemeinsam Lösungen finden. Auch Richard Georgi bestätigt, dass die Ergebnisse auf lokaler Ebene zwischen Jäger und Förster individuell interpretiert werden müssten. Die Fronten zwischen beiden Parteien seien bislang verhärtet, durch die Drohnenbefliegung hätte man jetzt aber eine Basis zur Diskussion. ad/red
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