Groß-Rohrheim. Vier dem Auerochsen ähnliche Rinder beweiden schon seit einiger Zeit die Naturschutzfläche Hammer Aue in Groß-Rohrheim. Mit ihren großen Hörnern und ihrer stattlichen Figur sind sie für Wanderer und Spaziergänger längst zu einem Hingucker geworden. Jetzt erklärt eine neu errichtete lnfo-Tafel, was es mit der Wiederansiedlung des Auerrinds auf sich hat und wie die Hammer Aue entstanden ist.
Offene Landschaft erhalten
Die lnfotafel wurde gemeinsam vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, dem Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße, dem Archäologischen Freilichtlabor Lauresham und der Gemeinde Groß-Rohrheim errichtet. Die beidseitig beschriftete Tafel wurde jetzt im Beisein einiger Gäste offiziell eingeweiht. Begrüßt wurden die Anwesenden von Bürgermeister Rainer Bersch, der sich über diesen neuen Geopark-Punkt erfreut zeigte.
In der Landschaftspflege kommt den Groß-Rindern eine wichtige Rolle zu: Sie tragen dazu bei, artenreiche Naturschutzgebiete und Auenwälder wie die Hammer Aue zu erhalten. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, führt aus: „Mit der lnfo-Tafel direkt an den Weideflächen möchten wir den Besuchern Einblick in ein wichtiges Projekt zur Erhaltung der ursprünglichen Landschaft in unserem Geo-Naturpark geben und ein Bewusstsein für die Artenvielfalt in naturnahen Lebensräumen schaffen.“
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Bis ins Mittelalter war der Auerochse als Wildrind auf den Wiesen und in den Wäldern der Rheinebene heimisch. Sowohl der Rückgang seines natürlichen Lebensraumes als auch die Jagd haben zu seinem Aussterben beigetragen. Durch ihr Fressverhalten schaffen die großen Pflanzenfresser halboffene Landschaften, die sich durch eine besonders hohe Artenvielfalt auszeichneten. Um diese Artenvielfalt wiederzubeleben, hat der Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße gemeinsam mit dem Archäologischen Freilichtlabor Lauresham Lorsch und in Kooperation mit dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald 2013 das Auerrindprojekt ins Leben gerufen.
Ziel des Projektes ist es, einerseits die Geschichte des Auerochsen in der Rheinebene zu erforschen und andererseits eine Rinderrasse zu züchten, die dem Auerochsen in Aussehen, Verhalten und Genetik möglichst nahekommt. Tiere, die der Wildform ähneln, sind besonders geeignet, naturnahe Lebensräume ganzjährig extensiv zu beweiden.
Positive Effekte festzustellen
Claus Kropp, Leiter des experimentalarchäologischen Freilichtlabors Lauresham und Vorsitzender des Förderkreises, ergänzt: „Große Pflanzenfresser sind für den Artenreichtum in der Auenlandschaft extrem wichtig. Wir haben in diesem Jahr schon feststellen können, dass die Population von Mistkäfern zugenommen hat, mit positiven Effekten auf die Vogelwelt wie beispielsweise den Neuntöter. Hier in der Hammer Aue spielen die Groß-Rinder auch für die Amphibien eine wichtige Rolle, denn sie schaffen mit ihren Hufabdrücken an den Tümpeln eine abwechslungsreiche Landschaft.“
Das Naturschutzgebiet Hammer Aue hat eine wechselvolle Geschichte und war sowohl Teil Hessens als auch der Kurpfalz und gehörte zu Beginn des 19. Jahrhunderts sogar mal zu Frankreich. Daran erinnert Walter Öhlenschläger. Er vertrat bei dem Vor-Ort-Termin zur Einweihung der Infotafel den Groß-Rohrheimer Heimat- und Geschichtsverein. Der Verein hat sich mit 600 Euro an den Kosten beteiligt.
Die Hammer Aue war zudem in früheren Jahren eine Insel, die durch einen Altrheinarm vom Festland beziehungsweise dem Flussufer getrennt war. Durch die Arbeiten des Wasserbauingenieurs Claus Kröncke (die Gemeinde ehrt ihn mit einem kleinen Denkmal) im 19. Jahrhundert wurde der Zulauf in den Altrheinarm verfüllt, so dass aus der kleinen Insel schließlich Festland wurde. /sm
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