Bergstraße. Jedes Jahr nutzen viele tausend Besucher die öffentlichen Schwimmbäder im Kreis Bergstraße. Neben dem hohen Freizeitwert fördert Schwimmen das gesundheitliche Wohlbefinden. Halten sich jedoch sehr viele Menschen gleichzeitig im Wasser auf, bedarf es bestimmter Maßnahmen, damit es nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Badegäste kommt. Damit der Badespaß ungetrübt bleibt, wird das Wasser in den Schwimmbecken aufwendig aufbereitet. Aber auch die Gäste können ihren Teil dazu beitragen, dass es im Becken sauber und angenehm bleibt.
Beispiel Lorscher Waldschwimmbad: Moderate 23 Grad am Mittwoch um kurz nach zehn. Die täglichen Stammschwimmer ziehen ihre Bahnen. Die moderne Technik hinter den Kulissen arbeitet den kompletten Sommer durch. Mehrere Filter sorgen für Sauberkeit. Alle drei Stunden wird die riesige Wassermenge einmal komplett umgewälzt und erneuert. Sämtliche Werte – inklusive des pH-Werts - werden regelmäßig gemessen und einmal im Monat von einem unabhängigen Labor kontrolliert. Auch vor der Saisoneröffnung wird die Qualität exakt bestimmt.
Die Schwimmmeister nehmen zudem mehrmals täglich von Hand Messungen vor. 0,62 Milligramm freies Chlor zeigt das Messgerät von Steffen Rietig an diesem Vormittag. Damit rangiert der Wert am oberen Ende des vorgegebenen Spektrums. Als freies Chlor bezeichnet man den Anteil an hypochloriger Säure im Wasser, der durch die Zugabe von Chlor entsteht. Die deutsche DIN-Norm fordert im Beckenwasser zwischen 0,3 und 0,6 Milligramm an freiem Chlor. Vorübergehend darf die Konzentration, um einer höheren Keimbelastung Herr zu werden, auf bis zu 1,2 Milligramm erhöht werden.
Das Infektionsschutzgesetz verpflichtet die Betreiber von öffentlichen Bädern, dafür zu sorgen, dass Gäste durch die Benutzung nicht krank werden. Das Chlor dient im Schwimmbad zur Desinfektion. Eigentlich ist der Stoff geruchlos. Eigentlich. Kommt er zum Beispiel mit Harn in Verbindung, entwickelt er den typischen Chlorgeruch. Das heißt: Wenn es am Beckenrand riecht, ist es im Wasser nicht besonders sauber – sondern eher im Gegenteil. Aus dem freien wird dann gebundenes Chlor. Zum Beispiel Trichloramin, das nicht gerade nach Rosenwasser duftet, wie Ute Fuchs vom Kreisgesundheitsamt erläutert.
In Lorsch hatte die Abteilung zum Thema Badewasserqualität informiert. Damit startete das Amt seine alljährliche Informationsreihe zu relevanten Sommerthemen, zu denen auch Sonnen- und Infektionsschutz sowie Umwelthygiene gehört. Die Erste Kreisbeigeordnete und zuständige Dezernentin Diana Stolz tauschte sich vor Ort mit Bürgermeister Christian Schönung sowie mit Uwe Sänger vom Badbetreiber GGEW AG aus, der auch das Bensheimer Basinus-Bad und den Badesee betreut.
Während der jeweils festgelegten Badesaison kontrollieren Experten der Gesundheitsämter mindestens einmal im Monat ausgewiesene Badegewässer. Sie beurteilen die allgemeine hygienische Situation und entnehmen Wasserproben.
Im Lorscher Freibad hat das Nass demnach Trinkwasserqualität. Ein Gütekriterium, das in Seen kaum gewährleistet werden kann. In solchen Gewässern geht es vor allem darum, den Sauerstoffgehalt hoch zu halten und den See vor dem „umkippen“ zu schützen.
Neben dem technischen Aufwand durch den Betreiber, um das Wasser zu reinigen und dauerhaft in einem hygienischen und ästhetisch einwandfreien Zustand zu halten, können und sollten auch die Badegäste darauf achten, dass es nicht zu unnötigen Verunreinigungen kommt, betonte Stolz. Die elementaren Handlungsempfehlungen sollten eigentlich selbstverständlich sein: Vor dem Schwimmen den Körper abduschen, denn Hautpartikel, Schweiß oder Kosmetika lösen sich im Becken und beschäftigen die Filteranlagen.
Und damit es weniger nach Chlor riecht, sollte man seine Notdurft nur dort vollenden, wo man das auch sonst erledigt. Der Wasserspiegel bleibt auch ohne Eigenbeteiligung konstant hoch. Immerhin werden in Lorsch pro Badegast mindestens 30 Liter Frischwasser am Tag zugefüllt, um eine saubere Balance zu gewährleisten.
Vor dem Baden immer duschen
Die Haut und die Schleimhäute des Menschen sind natürlicherweise mit harmlosen Bakterien, mitunter aber auch mit Krankheitserregern besiedelt, die während des Badens in das Beckenwasser gelangen. Auch auf der Hautoberfläche ist eine kleinere Menge Harnstoff vorhanden. Er ist ein natürlicher Bestandteil gesunder Haut und sorgt dafür, dass sie feucht und geschmeidig bleibt. Nur durch eine gründliche Körperreinigung vor dem Schwimmen können diese winzigen Partikel aus dem Badewasser ferngehalten und somit der technische Aufbereitungsaufwand reduziert werden, so Uwe Sänger, der bei der GGEW AG als technischer Leiter arbeitet.
Doch die meisten Menschen duschen nach dem Schwimmen, um das Chlor von der Haut zu waschen. Dabei ist es vorher viel wichtiger. Denn gründliches Duschen entfernt zwischen 75 bis 95 Prozent des Harnstoffs. Die persönliche Brause sorgt also letztlich für einen insgesamt besseren Geruch auf dem gesamten Areal.
Führen die Kontrollen des Gesundheitsamtes einmal zu hygienischen Bedenken, so werden umgehend weitergehende Untersuchungen angeordnet. In bestimmten Fällen kann das jeweilige Bad durch die Behörde bis zur Wiederherstellung einwandfreier hygienischer Verhältnisse auch geschlossen werden – was glücklicherweise selten vorkommt, wie das Amt mitteilt.
Das Amt wird in den nächsten Wochen mit weiteren Informationsaktionen im Waldschwimmbad vor Ort sein.
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