Kriminalität - Angebliche Handwerker belügen eine betagte Viernheimerin und nehmen Geld, Sparbücher und persönliche Dokumente mit

Trickdiebe stehlen in Viernheim 200 000 Euro

Von 
Stephen Wolf
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© Carsten Rehder

Bergstraße. Als sich bei der betagten Frau ein ungutes Bauchgefühl einstellte, war es bereits zu spät. Zwei angebliche Handwerker hatten da schon Beute gemacht und verließen eilig die Wohnung der über 80 Jahre alten Viernheimerin. Wie Polizeisprecherin Christiane Hansmann mitteilte, haben die Trickbetrüger nicht nur persönliche Dokumente wie den Personalausweis der Frau, ihre Bankkarten und Sparbücher gestohlen, sondern auch einen vierstelligen Geldbetrag. „Insgesamt dürfte die Beute einen Wert von etwa 200 000 Euro haben“, sagte die Sprecherin der Polizei am Montag.

„Müssen Wasserleitungen prüfen“

Doch wie haben sich die Männer im Alter zwischen 40 und 55 Jahren Zutritt zur Wohnung der Seniorin verschaffen können? Nach ersten Ermittlungen gaben sich die Betrüger am Freitag als Handwerker aus und behaupteten, sie müssten die Wasserleitungen in der Wohnung der Frau überprüfen. Während einer der beiden angeblichen Handwerker mit der Viernheimerin ins Badezimmer ging, habe der andere eilig in der Wohnung nach Wertgegenständen gesucht, heißt es. Schließlich sei die Seniorin misstrauisch geworden, als ihr der angebliche Handwerker den Weg aus dem Badezimmer versperrte. Daraufhin habe sie ihn lauthals aufgefordert, den Weg freizugeben. Die Männer flüchteten schließlich mitsamt ihrer Beute, wie es von der Polizei heißt. Zur Tatzeit trug einer der Täter einen dunkelblauen Sportanzug, der andere ein dunkles Oberteil und eine schwarze Hose.

„Dieses Verhalten ist typisch für solche Fälle“, sagte Polizeisprecherin Hansmann. So verschafften sich Betrüger mit Hilfe verschiedener Tricks Zugang zu Wohnungen. Etwa, weil sie angeblich dringend telefonieren müssen, weil sie um ein Glas Wasser bitten oder eben dringende Handwerksarbeiten anstehen. Einer lenkt dann das Opfer ab, während der Komplize eilig die Wohnung durchsucht. Zwar gehe von solchen Trickbetrügern normalerweise keine Gefahr für Leib und Leben aus, gleichwohl treffe es in der Regel Senioren, die nicht mehr so wehrhaft und kritisch sind wie jüngere Erwachsene. Dem Prinzip folgen auch Telefonbetrüger, die etwa mit dem berüchtigten „Enkeltrick“ arbeiten.

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Auch bei dieser Masche wählen Kriminelle bevorzugt ältere Opfer aus: „Die Täter suchen beispielsweise im Telefonbuch nach Namen, die auf ein hohes Alter schließen lassen“, sagte Hansmann. Erst im September hatten eine Diebin und ihre Komplizen eine 87 Jahre alte Seniorin in ihrer Wohnung mit einem ähnlichen Trick bestohlen. Die mutmaßliche Täterin hatte der Polizei zufolge an der Wohnung der Frau gewartet und um Hilfe gebeten.

Angeblich wollte sie eine Nachricht für die Nachbarin schreiben und bat um Einlass in die Wohnung der Seniorin. Im guten Glauben gewährte die Viernheimerin der Unbekannten Einlass. Während diese die Seniorin in ein Gespräch in der Küche verwickelte, betraten mutmaßlich weitere Täter die Wohnung und steckten den Schmuck der Frau ein.

Das schärfste Schwert im Kampf gegen solche Täter seien Hinweise von Zeugen und Spuren, die Betrüger am Tatort hinterlassen, etwa Fingerabdrücke oder DNA-Reste. Beim Abgleich können Ermittler die Fährte der Kriminellen aufnehmen.

Doch dürfe man deren Intelligenz nicht unterschätzen. So würden sie sich ihre Opfer bewusst in immer anderen Regionen aussuchen. Mal an der Bergstraße, mal im Odenwald oder in Darmstadt. Diesmal waren die „Handwerker“ in Viernheim unterwegs.

Redaktion

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