Bergstraße. In der heutigen Zeit, die von ständigem technologischen Fortschritt geprägt ist, gewinnt das Thema Digitalisierung eine immer größere Bedeutung – insbesondere im Bildungsbereich. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Schulen mit den neuesten digitalen Technologien ausgestattet sind.
Plötzlich wurden Schulen vor die Herausforderung gestellt, den Unterricht auf digitale Plattformen zu verlagern, um den Lernfortschritt ihrer Schüler aufrechtzuerhalten. Doch dabei zeigten sich nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Defizite in der digitalen Ausstattung und Kompetenz vieler Bildungseinrichtungen.
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Der Kreis Bergstraße hat in seiner Funktion als Schulträger den Digitalisierungsschub durch Land und Bund genutzt, um die Schulen mit moderner Infrastruktur auszustatten. Aufgrund des in 2018 beschlossenen Digitalpaktes stammen die Fördergelder für die Umsetzung aus Steuermitteln von Bund und Land, wovon dem Kreis Bergstraße etwa 21 Millionen Euro zustehen.
Bei einer Pressekonferenz präsentierte Landrat Christian Engelhardt den aktuellen Zwischenstand zur Digitalisierung an den kreiseigenen Schulen.
Um diese Maßnahme voranzutreiben, formulierte der Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft einen Medienentwicklungsplan, der sich auf Infrastruktur, Hard- und Software fokussiert.
Der Glasfaserausbau an den Schulen an der Bergstraße ist abgeschlossen
Besonders die Entwicklung der Infrastruktur sei mit hohen Kosten und einem enormen Arbeitsaufwand verbunden, so Engelhardt. Beim Verlegen der Glasfaserkabel sei aber auch der Fachkräftemangel zu spüren gewesen. Trotz kleiner Schwierigkeiten konnte die Glasfaseranbindung – selbst in Kommunen ohne Glasfaserausbau – bis Ende 2023 komplett abgeschlossen werden. Rund eine Millionen Euro stehe dem Kreis für das Engagieren von Telekommunikationsunternehmen zur Verfügung.
Eine weitere wichtige Aufgabe bestehe darin, WLAN an allen Schulen einzurichten. Eine Besonderheit dabei sei, dass nicht jede Schule ein eigenes Passwort benötigt. Stattdessen werde man automatisch in das WLAN aller Schulen eingeloggt, sobald man sich einmal in einer Schule angemeldet hat.
Darüber hinaus gebe es die Möglichkeit, für bestimmte Jahrgänge einen Jugendschutzfilter einzurichten, damit Schüler unter 16 Jahren einen begrenzten Zugang zum Internet haben. Es existiere sogar eine Art „Internet-Führerschein“, um die Medienkompetenz der Schüler zu stärken und sie fit für den Umgang mit dem Internet zu machen. Außerdem hätte man eine Art „Voucher-Prinzip“ eingerichtet, mit dem es möglich sei, lediglich eine begrenzte Zeit im WLAN zu sein.
Die Erweiterung des drahtlosen Netzwerks sei derzeit zu 80 Prozent umgesetzt und soll noch bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden, so Engelhardt.
Ein weiteres Ziel des Medienentwicklungsplan besteht darin, herkömmliche Kreidetafeln durch interaktive Präsentationsmedien zu ersetzen. Durch Lieferschwierigkeiten sei dies jedoch nicht so einfach umzusetzen, sagte der Landrat. Im Moment sei die Umsetzung zu 43 Prozent fortgeschritten, bis Ende 2024 solle diese Maßnahme jedoch vollendet sein.
Zum Thema Hardware erläuterte Engelhardt unter anderem, dass zurzeit 4162 Schülern mobile Endgeräte zur Verfügung stehen, für Lehrkräfte seien es 2762 Geräte. Außerdem habe jeder Schüler Zugang zu einer Microsoft Office 365-Lizenz. Die Software hilft dabei, von überall aus Schulaufgaben zu erledigen. „Die Umsetzung ist eine immense Arbeit, sowohl von den Schulen als auch vom Team des Eigenbetriebs Schule und Gebäudewirtschaft“, hebt Engelhardt hervor. Vor allem der Ausbau der Infrastruktur sei sehr komplex und es seien viele verschiedene Parteien daran beteiligt gewesen, so der technische Leiter des Eigenbetriebs, Johannes Kühn.
Durch die zunehmende Digitalisierung verändere sich auch der Unterricht. Und es komme mehr Arbeit auf die IT-Beauftragten der Schulen zu, erklärte der Konrektor der Martin-Buber-Schule, Jonas Meier. „Gutes Internet ist eine wichtige Unterstützung im Schulalltag, daher bin ich sehr dankbar, dass die Umsetzung so zügig verlief“, erläuterte der Rektor der Martin-Buber-Schule, Tobias Diehl. Auch Meier lobte den reibungslosen Ablauf der Digitalisierungsmaßnahmen.
Nicht alles muss digital sein
Dennoch sei es für die Schüler kein Muss, sich komplett auf digitale Arbeitsweisen umzustellen. Es sei ihnen weiterhin freigestellt, ihren Schulalltag mit Block und Stift zu bestreiten. Wer ein digitales Gerät zur Dokumentation des Unterrichtsstoffes verwenden will, müsse einen Antrag bei der Schulleitung stellen. Die Verwendung werde dann in der Klassenkonferenz geklärt. Derzeit würde aber kaum ein Schüler der Martin-Buber-Schule diese Möglichkeit nutzen.
Natürlich gebe es auch Lehrkräfte, die Bedenken im Zusammenhang mit der zunehmenden Digitalisierung an den Schulen äußern, so Meier. Dennoch sei es ein guter Schritt, die technischen Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen. „Wir holen die digitale Welt der Schüler in unsere Schule“, betonte Diehl zusammenfassend.
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