Bergstraße. In vielen Städten und Gemeinden im Kreis Bergstraße hat die Verlegung von Glasfaseranschlüssen bis ins Haus durch verschiedene Telekommunikationsunternehmen bereits Fahrt aufgenommen. Doch nicht bei jedem abgelegenen Dorf oder Grundstück lohnt sich das für die Privatwirtschaft. Das zeigt sich insbesondere im Odenwald mit seinen zahlreichen kleinen Ortschaften.
Rund 7200 Haushalte sowie Unternehmen und sozioökonomische Einrichtungen in Bergsträßer Kommunen, die von den Telekommunikationsunternehmen als nicht wirtschaftlich auszubauen eingestuft wurden, sollen bis spätestens Ende 2028 dennoch Glasfaseranschlüsse bekommen. Das Interkommunale Breitbandnetz (IKbit), in dem Abtsteinach, Birkenau, Fürth, Gorxheimertal, Grasellenbach, Heppenheim, Lindenfels, Mörlenbach, Rimbach und Wald-Michelbach zusammengeschlossen sind, wird dafür über 52 Millionen Euro aus Steuergeldern von Bund und Land erhalten.
Beim Glasfaserausbau muss sich dringend etwas tun
Ziel ist es, besonders unterversorgte Adressen ans schnelle Internet bis direkt in die Gebäude anzuschließen. Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus hat am Freitagmittag im Beisein von Landrat Christian Engelhardt den Förderbescheid des Landes über rund 23 Millionen Euro an die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der IKbit-Kommunen überreicht. Die Förderzusage des Bundes über 28,85 Millionen Euro wurde bereits im Dezember in Berlin übergeben. Zehn Prozent der für die Glasfaseranschlüsse entstehenden Kosten übernehmen die beteiligten Kommunen aus eigener Tasche.
Dass sich beim Glasfaserausbau dringend etwas tun muss, unterstrich Landrat Christian Engelhardt. Bei dem Termin verwies er augenzwinkernd auf die kürzlich ausgestrahlte ZDF-Sendung „heute-show spezial“ zum Thema Digitalisierung. „Da wurden die deutschen Behörden ziemlich durch den Kakao gezogen. Aber auch ein Finger in die Wunde gelegt.“ Deutschland ist bei der Digitalisierung längst nicht so schnell wie andere Länder. Positiv vermerkte der Landrat jedoch, dass es in Hessen deutlich rascher vorangehe als in den meisten anderen Bundesländern. Das hänge auch mit der Einführung des Hessischen Digitalministeriums vor fünf Jahren zusammen.
Mehr als 60 000 Glasfaseranschlüsse
Dessen Chefin Kristina Sinemus lobt: „Die Dynamik beim Ausbau des schnellen Internets ist im Landkreis Bergstraße hoch. Mit dem Zusammenschluss als Interkommunales Breitbandnetz haben die Kommunen schon frühzeitig die Notwendigkeit erkannt, um auch weiterhin zukunftsfähig aufgestellt zu sein.“ In der neuen Landesregierung kann Sinemus ihre Tätigkeit als Ministerin fortführen.
Die aktuelle Förderung stammt aus dem Bundesprogramm „Gigabitförderung 2.0“, von dem zahlreiche hessische Landkreise und Gemeinden profitieren. In den geförderten Gebieten liegt die Geschwindigkeit bisher bei unter 200 Mbit/s symmetrisch im Down- und Upload. Insgesamt sollen in dieser Ausbaustufe mehr als 60 000 Glasfaseranschlüsse in ganz Hessen hergestellt werden. Der Bund stellt dafür aus Steuergeldern über 300 Millionen Euro bereit. Die Hessische Landesregierung kofinanziert den Ausbau mit mehr als 245 Millionen Euro. IKBit erhält davon 28,9 Millionen Euro vom Bund sowie bis zu 23,1 Millionen Euro vom Land. Die IKbit-Kommunen tragen 5,8 Millionen Euro als Eigenanteil.
Gute Zusammenarbeit der IKbit-Kommunen
Der Fürther Bürgermeister Volker Oehlenschläger erinnerte daran, dass der IKbit-Glasfaserausbau von gerade mal 2,5 Personen gemanagt wird. Dass das zu schaffen sei, habe man bereits in der Vergangenheit bewiesen. Das 22 Millionen-Projekt zur Schaffung eines FTTC-Netzes, bei dem Glasfaserleitungen bis in ein Technikhaus gelegt werden, habe man mit 1,5 Personen umgesetzt.
Rimbachs Bürgermeister Holger Schmitt betonte die gute Zusammenarbeit der IKbit-Kommunen. Obwohl diese unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen, habe man sich darauf einigen können, dass alle Haushalte ans Netz angeschlossen werden sollen. Noch im Januar sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden, bis Ende des Jahres soll die Vergabe erfolgen, nannte er bei dem Termin im Landratsamt einen Zeitplan. Er schätzt, dass bereits 2026 ein Großteil der Haushalte angeschlossen sein werden.
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