Bergstraße. „Das sind Nächte, in denen der Winzer schlecht schläft“, blickt Jan Faber auf die ersten drei Tage dieser nun zu Ende gehenden Woche zurück, als der späte Frost auch die zarten Triebe der Reben heimsuchte. Mit Blick die Weinberge an den Hängen zwischen dem Alsbacher Schloss und der Starkenburg geht der Kellermeister des Zwingenberger Weinguts Simon-Bürkle, der unter dem Label „Weinfieber“ auch eigenen Rebensaft anbaut, jedoch davon aus, „dass wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen sind“.
Überall dort, wo die kalte Luft ungehindert abfließen könne, sei der Frost zwar nicht ungefährlich, aber weniger riskant als in den Talsenken, in denen die Eiseskälte sich staut. In so einer Senke hat es auch einen Weinberg von Simon-Bürkle erwischt: Die einzige Anbaufläche für den begehrten Auxerrois, die sich am unteren Ende der Lage Alsbacher Schöntal befindet und die durch die hohen Hecken eines Gartengrundstücks begrenzt wird, hat der Frost dann doch heimgesucht.
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Allerdings nicht so heftig wie die Kollegen auf der Odenwälder Weininsel Groß-Umstadt, die ebenfalls zum Anbaugebiet Hessische Bergstraße gehören. Dort sind laut Medienberichten bei einzelnen Betrieben bis zu 100 Prozent Frostschäden zu beklagen.
Auch in Bensheim sei man in dieser Kaltwetterperiode weitestgehend unbeschadet davongekommen, berichtet Michael Jäger, Leiter des Weinguts der Stadt Bensheim: „Vereinzelt gab es auch hier kleinere Schäden, aber das ist nichts Erwähnenswertes. Hier ist es nicht annähernd so schlimm wie beispielsweise in Groß-Umstadt.“ Glücklicherweise habe es die Bensheimer Reben auch in der Vergangenheit nie auffallend hart getroffen, wofür der Winzer sehr dankbar ist. Ganz vor der eisigen Gefahr gefeit sei man allerdings auch hier nicht. Es könne jederzeit vorkommen, dass die Reben durch die Witterung in Mitleidenschaft gezogen werden.
Sich gegen wetterbedingten Schäden im Weinberg zu wappnen, gestalte sich für die Bergsträßer Winzer schwierig, erläutert Jäger: „Man kann und sollte viel mähen, aber darüber hinaus ist hier wenig Prävention möglich. Wir können beispielsweise auf keine Dauerbewässerungsanlagen setzen, das würde hier flächentechnisch den Rahmen sprengen.“ Für die Reben in Bensheim und Umgebung spiele der Odenwald wohl eine wichtige Rolle bei den klimatischen Bedingungen. Der kalte Wind werde durch die Berge ein Stückweit abgehalten.Michael Jäger hofft daher, an den Reben auch zukünftig keine außergewöhnlichen Frostschäden entdecken zu müssen. mik/ts
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