Bergstraße. „Die Pflege ist bunt – entdecke die Vielfalt.“ Unter diesem Motto veranstalteten das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe Bergstraße und die Gesundheitsakademie Bergstraße den Tag der offenen Tür der Pflegeschulen in ihrem gemeinsam genutzten Gebäude am Berliner Ring. „Wir haben hier verschiedene Stände und Angebote an unterschiedlichen Settings im Gebäude aufgebaut“, verrät Gudrun Statz, Leiterin der Gesundheitsakademie Bergstraße. Mit dem Zulauf sei man bislang zufrieden, neben Schülern aus den Klassen der benachbarten Karl-Kübel-Schule seien auch einige Interessenten von außerhalb anwesend.
„Das Interessante an der Ausbildung als Pflegepersonal ist, dass man nicht nur an einem Ort ist, sondern viele Einblicke bekommt“, sagt Statz. Die Bandbreite reicht von der Akutpflege über innere Chirurgie und Notmedizin bis hin zu Langzeitpflege und die Tätigkeit in einer psychiatrischen Klinik, der Vitos Heppenheim. Die im Gebäude aufgebauten Stationen sollen diese Abwechslung in diesem Berufsfeld aufzeigen.
Zudem sei es mittlerweile ein Klischee, dass man in solchen Berufen wenig Geld verdiene. „Wenn man tarifgebunden ist, verdient man schon lange nicht mehr schlecht“, weiß die Leiterin der Gesundheitsakademie. Zusätzlich könne man auch ein Studium in all diesen Bereichen absolvieren.
Zahlreiche Möglichkeiten an Weiterbildungen gebe es auch. Was in Pflegeberufen aber nicht zu kurz kommen dürfe: Seminare zum Umgang mit ernsteren Themen. „Da solche Jobs nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr belastend sein können, ist es wichtig, einen Umgang mit Themen wie Tod oder Verlust zu lernen“, so Statz.
Eine Sprachförderung sorge dafür, dass Migranten besser beruflich integriert werden können. Zudem gebe es ausgebildete Lerncoaches, die auf die Auszubildenen eingehen würden. Auch Exkursionen, beispielsweise zur Ausstellung „Körperwelten“, seien unter den Schülern immer sehr beliebt.
Die Gesundheitsakademie zähle derzeit 120 Personen, die die dreijährige Ausbildung als Pflegefachkraft absolvieren, sowie 20 Personen in einer einjährigen Ausbildung zum Krankenpflegehelfer. Die Zahlen der Nachbarschule seien nahezu identisch. Egal auf welchen Bereich die Schüler ihren Schwerpunkt legen würden - ob im Kreiskrankenhaus, der Vitos oder im Heilig-Geist-Hospital - in der Theorie kämen sie alle zusammen. „Aktuell haben wir Azubis aus 26 Nationen, multikulti kann man also sagen. Aufgrund der Sprachförderung und den Lerncoaches ist das aber gar kein Problem für uns“, sagt Gudrun Statz.
„Willkommen in der Irrenanstalt“
Beim Besuch der zahlreichen Stände fällt schnell auf, wie viele Bereiche das Berufsfeld der Pflege umfasst. Das Hospizteam erklärt Interessierten die Vor- und Nachteile eines Schichtmodells. Das Team aus der psychiatrischen Klinik zeigte Fotos, wie sich Betroffene einer Essstörung selbst sehen. Abgebildet war da eine schmale Frau, deren Spiegelbild eine übergewichtige Person zeigte. An anderer Stelle waren leere Zigarettenschachteln sowie leere Alkoholflaschen gestapelt, die auf das Thema Sucht verweisen sollten.
Interessierte waren dazu eingeladen, einen Lückentext auf einem Blatt Papier auszufüllen, während an einem Smartboard ein Video von den wirren Gedankengängen und Sätzen eines psychisch Kranken abgespielt wurde. Die Schwierigkeit bestand darin, den Text korrekt auszufüllen, während man spürt, wie es sich anfühlt, Stimmen zu hören.
Bei der Station der Langzeitpflege konnten Anwesende einen sogenannten „Altersanzug“ anprobieren. Dieser enthielt Manschetten mit Gewichten, die an Armen und Beinen angebracht wurden. So konnte die Probanden selbst spüren, wie es sich anfühlt, wenn der Körper abbaut oder wenn Menschen beispielsweise unter Arthrose leiden. Eine beschlagene gelbliche Brille und schwere Kopfhörer erschwerten gleichzeitig das Hören und Sehen deutlich.
Die Folgen eines Schlaganfalls am eigenen Leib spüren
Auch die Folgen eines Schlaganfalls wurden an einer Station simuliert. Der rechte Arm wurde dazu in eine Armschlinge gelegt und das gesamte rechte Bein wurde mit Gewichtsmanschetten umwickelt. Dieses Gefühl sollte den Teilnehmern verdeutlichen, wie sich der Körper anfühlt, wenn man zu einem Pflegefall wurde und weder richtig gehen, noch beide Arme nutzen kann.
Ein Team des Nierenzentrums Bensheim aus dem Heilig-Geist-Hospital klärte darüber auf, wie wichtig es sei, einen Organspendeausweis bei sich zu tragen.
Arbeitskräfte der Bärenfamilie Heppenheim führten an Babypuppen die Ersthilfe bei Säuglingen vor. Sie zeigten die Notfallversorgung und wie man Babys überhaupt richtig hält und ablegt. Das St. Marien Krankenhaus Lampertheim, das Kreiskrankenhaus Heppenheim sowie das Heilig-Geist-Hospital Bensheim machte auf die stationäre Akutpflege aufmerksam.
In einem der Schulungsräume, in dem sich Krankenbetten und Simulationspuppen befanden, übten sie mit Interessierten, wie man Spritzen verabreicht, oder wie man den Blutzuckerspiegel oder den Blutdruck richtig misst.
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