Bergstrasse. Das kleine Hochstädten als Nabel der Welt? Zumindest an diesem Tag, und auf jeden Fall für Radsportler aus der Region, die als Teil einer Bewegung soziales Engagement beweisen wollten. Bei der Tour de Montana 2.0 trafen sich am Hochstädter Haus Mountainbiker, Rennradfahrer und Wanderer im Dienst der guten Sache. Das Team Bensheim der Tour der Hoffnung hatte sich erneut mit dem Förderverein Hochstädten zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für krebskranke Kinder zu engagieren.
Nach einer „Aufwärmrunde“ im engeren Kreis mit einigen Tourpaten im Mai ging es am Samstag richtig los. Erklärtes Ziel der Macher war, die 700 Teilnehmer aus dem Jahr 2022 zu übertreffen. Mit Erfolg: Insgesamt 820 Menschen haben sich an der Benefiz-Tour beteiligt, darunter etliche Nachmeldungen am Veranstaltungstag, an dem es früh morgens noch geregnet hatte.
Der Team-Vorsitzende Carsten Scholz und sein Stellvertreter Jürgen Pfliegensdörfer waren auch beim offiziellen Startschuss gegen neun Uhr noch skeptisch, ob das Wetter halten würde. Doch die Stoßgebete der Teilnehmer wurden erhört und die Temperaturen kletterten auf knapp über 20 Grad. Ideales Radwetter - ob auf den ausgewiesenen Mountainbikestrecken oder auf dem Asphalt.
Spendensumme am Ende höher als erwartet
Die Teilnahmegebühr geht direkt dorthin, wo Geld dringend gebraucht wird. Am Ende klingelte die Tour-Kasse bei insgesamt 155 500 Euro, wie Pfliegensdörfer am späten Nachmittag meldete. Einige Sponsoren hatten tiefer in die Tasche gegriffen als erwartet, und auch das Interesse aus der Bevölkerung fiel äußerst positiv aus.
„Als die Sonne herauskam, sind wir sofort hoch gefahren“, so ein Freizeitbiker aus einer Sechsergruppe aus Zwingenberg. Sie und über 500 weitere zum Teil ebenso kurzentschlossene Mountainbiker machten sich in loser Folge auf eine der beiden Strecken: 24 Kilometer und 680 Höhenmeter umfasste die kürzere Version. Wer länger in die Pedale treten wollte, der wählte die rund 36 Kilometer lange Strecke, bei der rund 930 Höhenmeter erklettert wurden. Durch den nächtlichen Regen war der Boden noch etwas tief, wie der Fußballer sagen würde.
Sportler aus der Region nahmen die Herausforderung an
Profi Sebastian Rode war bereits 2017 Teil des Prologs zur Tour de Riva und seither immer wieder mit dabei. Der DFB-Pokalsieger und Europa-League-Gewinner 2022 wurde am Samstag zum offiziellen Botschafter des Teams Bensheim ernannt.
Er sei längst ein prominentes Gesicht des gemeinnützigen Vereins, so Pressesprecher Jürgen Pfliegensdörfer über den Bergsträßer, der als Kapitän von Eintracht Frankfurt jüngst seinen Abschied genommen hat, der SGE aber in anderen Funktionen erhalten bleiben wird.
Aber auch auf der Straße waren einige Promis unterwegs. Etwa der gebürtige Bensheimer Jan Dieteren und das Radsportass Sascha Starker (Vizeweltmeister im MTB-Cross), der für die SSG Bensheim startet.
Im Feld auch die Ex-Handball-Nationalspielerin Kim Naidzinavicius, die von 2008 bis 2011 für die Flames in der zweiten Liga auflief und 2023 wieder nach Bensheim zurückgekehrt ist. Als Deutscher Vizemeister der Ersten Bundesliga sind 102 Kilometer Rennradfahren (980 Höhenmeter) ein gutes Training außerhalb der Reihe. Das Durchschnittstempo soll rund 22 Stundenkilometer betragen haben, wie es aus dem Event-Lager hieß.
Schirmherrin ist die Fraa von Bensem alias Doris Walter
Mit 160 Teilnehmern war das Rennradfeld früh ausgebucht. Vor dem Massenstart wurden die Teilnehmer von der Fraa vun Bensem alias Doris Walter als Schirmherrin begrüßt. Auch sie unterstützt das Team seit Jahren und war unter anderen bei der siebentägigen Tour de Riva 2017 dabei. Damals wurden insgesamt 500 777 Euro eingespielt. Damit die Kasse weiter wächst, kündigte der sportliche Leiter Erhard Friedrich am Samstagmorgen weitere finanziell sachdienliche „Sanktionen“ an: wer den Kapitän überholt (er selbst), spendet zehn Euro.
Wer das Führungsfahrzeug überholt, muss 50 Euro in die Benefizkasse einzahlen. Und wenn ein Rennrad an einem Polizeiauto vorbeizieht, sind 100 Euro fällig. „Eigentlich erwarten wir das“, so Pfliegensdörfer im Namen des Orga-Teams. Die Stimmung war von Anfang an bestens. Dann wurde im Startbereich das Band zerschnitten. Neben Carsten Scholz und Doris Walter schickten auch Sparkassen-Vorstand Johannes Erich Schulz, die Hochstädter Fördervereins-Vorsitzende Susanne Sartorius und Abteilungsdirektor Dirk Fornoff vom Polizeipräsidium Südhessen die Radsportler auf die Reise.
Die Polizei begleitete das Peloton mit zwei Fahrzeugen und vier Motorrädern im geführten Verband durch den vorderen Odenwald. Der Verein war mit drei eigenen Motorrädern unterwegs, um den Tourverlauf abzusichern. Unterwegs gab es Zwischenstopps in Groß-Bieberau, in Fürth und Lorsch. Neben der Polizei war auch das DRK präsent. Insgesamt wurden rund 100 ehrenamtliche Helfer mobilisiert.
Erstmals waren auch Wanderer eingeladen
Neun Streckenempfehlungen mit Distanzen zwischen vier und 13 Kilometern wurden im Vorfeld für Wanderer ausgearbeitet. 140 Menschen marschierten für die gute Sache. Auch etliche regionale Unternehmen nutzten den Termin, um in Personalstärke dabei zu sein. Die Teilnahme von Sponsoren, Unternehmen und anderen Gruppen war ganz besonders erwünscht. „Teamgeist ist auch außerhalb der Firma gefragt“, hieß es aus einem kleinen Kollegenkreis, der regelmäßig auf dem Mountainbike an der Bergstraße unterwegs ist. „Der Event ist wie gemacht für uns!“ Jeder Teilnehmer erhielt ein weiß-grünes Trikot.
Entsprechend bunt gemischt war die Menge am Hochstädter Haus, wo es spätestens um 16 Uhr wie bei einem kleinen Volksfest aussah. Und auch die Politik ließ sich blicken. Auf dem Sattel unterwegs waren unter anderen Landrat Christian Engelhardt und der Lorscher Bürgermeister Christian Schönung. Seine Bensheimer Kollegin Christine Klein schaute ebenfalls vorbei („Tolle Veranstaltung“), und auch die zuständige Ministerin aus Wiesbaden würdigte die Tour de Montana ausdrücklich:
„Mein herzlicher Dank an alle Ehrenamtlichen, die so etwas Großes möglich machen zum Wohle junger Menschen und ihrer Familien, die sehr viel Hilfe benötigen“, sagte Diana Stolz aus Bensheim. Sie ist hessenweit zuständig für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege. Und weil der Sport an diesem Tag viele Generationen vereint und auch der persönlichen Fitness nicht geschadet hat, war sie in Hochstädten goldrichtig.
Spenden gehen an Kinderkrebskliniken
Das Team Bensheim organisiert Hilfe für Kinder, die schnell und gezielt dort ankommt, wo sie benötigt wird, betonen auch die Veranstalter. Empfänger sind Kinderkrebskliniken und Palliativeinrichtungen, betroffene Familien und thematisch relevante sowie mit dem Team verzahnte Projekte in der Region und darüber hinaus. Dieser Geist bewegt alle Jahre wieder die Massen.
Begleitet wurde die Tour von einem unterhaltsamen und informativen Rahmenprogramm rund ums Hochstädter Haus. An der Basisstation war für Verpflegung und Live-Musik mit Rico Bravo gesorgt. Es gab eine kleine Fahrrad-Messe sowie Serviceangebote für Bike und Mensch - inklusive Freiluftdusche und sonstigen Erfrischungsmöglichkeiten.
Und am Ende steht auch fest, dass es den Tag über keine Unfälle oder negativen Zwischenfälle zu vermelden gibt.
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