Bildung

Neubau der Kübel-Schule in Bensheim eingeweiht, Altbau-Abriss folgt

Bergstraße. Es ist das größte Bauprojekt an einer Bergsträßer Schule und eines der prominentesten im Kreis Bergstraße. Doch die Umgestaltung der Karl-Kübel-Schule (KKS) ist mehr als eine Baumaßnahme - für die Bildungseinrichtung ist es auch der sichtbare Ausdruck eines neuen Kurses in Sachen Pädagogik, Didaktik und Kommunikation.

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Thomas Tritsch
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Zur Einweihung des Neubaus an der Karl-Kübel-Schule in Bensheim richtete auch Schulleiter Michael Steffan (am Rednerpult) das Wort an die Zuhörer. © Thomas Neu

Bergstraße. Es ist das größte Bauprojekt an einer Bergsträßer Schule und eines der prominentesten im Kreis Bergstraße. Doch die Umgestaltung der Karl-Kübel-Schule (KKS) ist mehr als eine Baumaßnahme – für die Bildungseinrichtung ist es auch der sichtbare Ausdruck eines neuen Kurses in Sachen Pädagogik, Didaktik und Kommunikation. Mit der Fertigstellung des modernen Hauptgebäudes geht die Erneuerung der Beruflichen Schulen am Standort Bensheim in ihre finale Phase. Nach der ausstehenden Gestaltung der Außenanlagen und dem Abriss des benachbarten Altbaus soll der Campus spätestens Ende nächsten Jahres sein neues Gesicht zeigen.

Erste Planungen schon 2007

Insgesamt schießt der Landkreis als Schulträger rund 35 Millionen Euro in das Gesamtpaket, das nicht nur finanziell, sondern auch räumlich und zeitlich eine Herausforderung darstellt. Bereits 2007 begannen die ersten Planungen. In mehreren Bauabschnitten wurde zunächst 2009 die Sporthalle fertiggestellt und dann 2011 der Nordbau eingeweiht. Mensa und Multimax folgten 2013. Und nochmals zehn Jahre später biegt die Rundumsanierung nun auf die Zielgerade ein. Gestern fand die symbolische Schlüsselübergabe statt. Mit dabei war die langjährige Schulleiterin Ulrike Rüger, die das Projekt von Anfang an konstruktiv-kritisch begleitet hatte. Kurz vor dem Amtsantritt ihres Nachfolgers Michael Steffan wurde im August 2020 Richtfest gefeiert. Danach ging es flotter voran als gedacht. Ursprünglich sollte das Gebäude erst 2023 fertiggestellt sein, teilte Landrat Christian Engelhardt mit. Umso mehr zeigte er sich erfreut, dass es auch Bauprojekte gibt, die früher beendet werden als geplant.

Unterricht schon seit April

Seit Ende April findet dort bereits regulärer Unterricht statt. Allerdings nicht so, wie man ihn vermuten würde. Denn das architektonisch prägnante Objekt bietet auch innen vielfältige neue Möglichkeiten des Lehrens und Lernens und erweitert die bisherigen methodischen und technischen Unterrichtsmethoden erheblich. Ein neuartiges Selbstlernzentrum bietet variable Möglichkeiten der Stillarbeit, offen gestaltete Klassenräume und Flure mit etlichen Nischen zum Lernen und Austausch innerhalb eines modernen Clustersystems läuten an der KKS eine neue Ära ein. Das bestätigte auch Architekt Torsten Petroschka vom Ludwigshafener Planungsbüro a|sh, das mit der Konzeption des Neubaus beauftragt war. „Wir bauen sehr viele Schulgebäude. Dieses Projekt entspricht schon heute dem, wie Schule von morgen aussehen wird.“ Ziel war ein Komplex, der den neuesten Ansprüchen von pädagogischen Lernmethoden entspricht und Schule als offenes Kommunikationszentrum denkt, das sich vom klassischen Frontalunterricht im geschlossenen Raum entfernt und multiple Lernfacetten ermöglicht.

7500 Quadratmeter Nutzfläche

Schon das raumgreifende Foyer mit dem offenen, skulpturalen Trennhaus verweist auf den kommunikativen und atmosphärisch einladenden Charakter des Gebäudes, das eng an den Bedürfnissen von Lehrern und Schülern entlang geplant wurde, wie Petroschka erklärt.

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Die Schulgemeinde sei in den Prozess eng eingebunden worden, heißt es auch vonseiten des Trägers, der gestern auch vom Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft vertreten wurde. Der Architekt spricht von einem mutigen, zukunftsweisenden und modernen Bildungshaus, das aus drei Geschossen besteht, knapp einhundert Meter lang und 36 Meter breit ist. Insgesamt stehen rund 7500 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Eine der großen Herausforderungen zu Beginn der Planung war, den neuen Baukörper während des laufenden Schulbetriebs mitten auf einem Campus aus Bestandsgebäuden und Altbauten zu realisieren und dabei keinen Fremdkörper in ein gewachsenes Umfeld zu donnern.

Innen dominieren Sichtbeton und Kalksandstein sowie Holz und Stahl in einem harmonischen Materialmix. Die farblichen Akzente beschränken sich auf die Möbel und anderen textilen Elemente, was dem Interieur eine schlanke und aufgeräumte, aber auch bei aller Funktionalität elegante Optik gibt. Jeweils vier Räume bilden ein Cluster, von denen sechs auf zwei Ebenen angeordnet sind. Im Erdgeschoss sind Verwaltung, Technik und Mediathek untergebracht. Die digitalisierten Lernräume verfügen über ein interaktives Smartboard, die intern entwickelten Lehr- und Lerneinheiten können demnächst flächendeckend auch außerhalb des Klassenzimmers über ein lückenloses WLAN abgerufen werden. Michael Steffan betonte, dass der Raum selbst ein elementarer Bestandteil in der pädagogischen Arbeit der Schule sei.

Abschluss in greifbarer Nähe

Man sei froh, dass nach so langer Bauzeit nun endlich der Abschluss in greifbare Nähe gerückt sei. Man werde aber noch einige Zeit mit Baulärm leben müssen. Auch der Landrat verwies auf die lange Projektphase und die Beeinträchtigungen auf dem Campus: „Das ist eine Operation am offenen Herzen.“ Das Ergebnis sei aber mehr als zufriedenstellend. Der Kreis habe mit der KKS in die Zukunft der Bildung und in die Menschen der Region investiert, so Christian Engelhardt.

Bürgermeisterin Christine Klein sagte im Multimax, dass dies eine richtige Investition sei. „Jeder in Bildung gesteckte Euro ist ein guter Euro“. In der Stadt der Schulen nehmen die Beruflichen Schulen am Berliner Ring eine besondere Stellung ein, da hier rund 2000 Schüler aus dem gesamten Kreisgebiet das Berufliche Gymnasium, die Berufsschule, die Berufsfachschule oder die Fachoberschule besuchen. Zudem ist der Standort eng mit der regionalen Wirtschaft verzahnt.

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„Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes wird in den Klassenräumen aufgebaut“, so Klein vor über 60 Gästen zur Einweihung – darunter auch einige ehemalige Lehrer, Kommunalpolitiker, Verwaltungsleute und Vertreter anderer Bensheimer Schulen. Die Bensheimer Bürgermeisterin sagte, sie sei davon überzeugt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Zustand eines Schulgebäudes und dem Lernerfolg der Schüler gäbe. Der Neubau sei auch in dieser Hinsicht wegweisend.

Grünflächen statt Schotter

In den Sommerferien soll der Abriss des Altbaus beginnen, der noch einmal viele Monate andauern wird. Die Umgebung des Neubaus soll an den Campus angepasst werden. Wo momentan noch Schotter und Bauzäune zu sehen sind, sollen Sitzgelegenheiten, Gehwege sowie Grünflächen und ein Außensportfeld entstehen. Bei einem geführten Rundgang durch den Komplex konnten sich die Gäste vom Innenleben des Neubaus ein eigenes Bild machen.

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