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Mehr Grün als Schotter im Garten: Lorsch geht voran

Von 
Marcella Märtel
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Bergstraße. Schottergärten sind gleichzeitig in Mode und in Verruf geraten. Das führt dazu, dass viele Städte und Gemeinden versuchen, ihre Bewohner zu mehr Grün im Garten zu verführen. Verführen? Genau: Es soll nämlich möglichst ohne Zwang geschehen. Ein Beispiel dafür ist Lorsch. Die Stadt möchte mit der Hilfe eines Anreiz-Programms für grüne Gartengestaltung werben. Aber wie genau kommt man weg vom Schottergarten?

Bepflanzung und Pflege

Vor der Bepflanzung den Boden spatentief auflockern.

Pflanzen nach Standorttauglichkeit auswählen (Schatten oder Sonne, Wasserbedarf, Bodeneigenschaften etc.).

Robuste Pflanzen aussuchen, die das örtliche Klima abkönnen.

Mindestens fünf bis acht Pflanzen pro Quadratmeter.

Auf Vermehrung achten (Samenwurf, Ausläufer, Teilung etc.).

Im ersten Jahr allen Pflanzen etwas Wasser geben, danach nur nach Bedarf bei großer Hitze.

Düngen nur sehr vorsichtig, etwa mit etwas Kompost, Blumenwiesen gar nicht.

Im Herbst oder Frühjahr nach Bedarf schneiden.

In den ersten Jahren Unkraut zupfen cel

Gärtnermeister Thomas Hilsdorf hält im Rahmen des Lorscher Anreizprogramms bei der Kreisvolkshochschule Vorträge über das Thema. Er weiß, was beim Rückbau eines Schottergartens zu beachten ist. Und warum die als pflegeleicht angepriesenen Mode-Gärten nach einiger Zeit zur Last werden können. „In den ersten Jahren finden die Leute ihre Schottergärten praktisch“, erklärt er. „Die Gärten werden als pflegeleicht, unkrautfrei und topmodern beworben. Pflegeleicht und unkrautfrei sind sie jedoch mitnichten.“

Unkraut, Hitze und Verfärbungen

Wer sich für einen Schottergarten entschieden hat, der erlebt im Lauf der Zeit häufig dessen Nachteile. Dreck, Samen und Pflanzenteile werden vom Wind auf die Steine geweht, nach einer Weile sprießt Unkraut, das mühselig von Hand gejätet werden muss. Im Sommer staut sich über den Steinen die Hitze. Im Herbst werfen Bäume ihr Laub auf den Schotter – ohne Laubsauger sei da kaum etwas zu machen, wie Hilsdorf erklärt.

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Und schließlich verfärben sich die Steine langsam aber sicher durch das Wasser, das zur Reinigung benutzt wird. Sind darin Eisen oder Kalk enthalten, werden die Steine mit der Zeit rötlich oder weiß – und die gewünschte Optik ist dahin.

Der Umbau ist gar nicht so einfach

„Die Lebensdauer eines Schottergartens ist etwa zehn Jahre“, sagt der Gärtnermeister. „Über kurz oder lang wird so ein Garten wieder zurückgebaut.“ Doch das ist gar nicht mal so einfach. Unter dem Schotter liegt ein Vlies, damit von unten aus der Erde keine Pflanzen durchkommen. Darüber sind die Steine verteilt, oft in den verschiedensten Größen. Diese entsorgen zu lassen, ist ein kostspieliges Unterfangen, wie Hilsdorf weiß. „Ein Rückbau durch den Fachmann kostet 100 bis 150 Euro pro Quadratmeter“, erklärt er. Um es richtig anzugehen, müsse man eigentlich alle Steine von Hand ablesen und nach Größen sortieren. So lasse sich damit noch etwas anfangen.

Wer kein Unternehmen mit der Umgestaltung betrauen möchte, kann dann den Kies etwa in die Kiestraufe des Hauses geben oder mit kleineren Steinen ein begrüntes Garagendach gestalten. Doch es bleibt meist noch viel übrig. Als einfachste Variante empfiehlt Thomas Hilsdorf den Umbau zum Steingarten.

Typischer Fehler

Ein ganz typischer Fehler, der einigen Gärtnern bei der Neubepflanzung unterläuft, sei die Bestellung von Pflanzen unbekannter Herkunft, wie Gärtnermeister Thomas Hilsdorf berichtet. „Man sollte auf keinen Fall an den Pflanzen sparen und irgendwo günstig im Internet ordern“, rät er. „Oft ist unklar, wo und wie die Pflanzen vorkultiviert wurden und im heimischen Garten sterben sie dann ab.“

Besser sei es, in der örtlichen Gärtnerei einzukaufen. Wer in größeren Betrieben fragt, bekommt seiner Erfahrung nach auch eher eine gute Beratung durch ausgebildete Fachleute. cel

„Beim Schottergarten ist alles Schotter bis auf ein oder zwei Pflanzen, ein Steingarten hingegen hat etwa zwei Drittel Pflanzen und ein Drittel Steine“, macht er den Unterschied deutlich. Die Steine bildeten die Zwischenräume zwischen grünen Flächen. Aus den Steinen, die im Garten nach dem ersten Aussortieren übrig bleiben, ließen sich etwa Hügel oder kleine Mauern gestalten, die dann bepflanzt werden und über die Jahre zuwachsen. „Wichtig ist es, das Vlies rauszunehmen, da sich die Pflanzen so besser verbreiten können.“

Der Rückbau ist laut Hilsdorf jedoch nicht die größte Herausforderung. Viel entscheidender sei die folgende Begrünung. Ohne die richtige Auswahl und Menge an Pflanzen könne das Ganze leicht schiefgehen. „Wenn zu wenig oder falsche Pflanzen gesetzt werden, springt dazwischen das Unkraut hoch und es dauert Jahre, ehe alles grün ist“, erklärt er. Daher sei es ratsam, nicht einfach nach Gefallen auszuwählen, sondern vor allem nach Standorttauglichkeit. Gelingt die Bepflanzung, sei nach etwa drei Jahren fast kein Unkraut mehr da und der Garten fortan tatsächlich sehr pflegeleicht.

„Aufgeblüht“ – die Gartenserie

Das Unkraut ordentlich gejätet, die Pflanzen gut gepflegt – und trotzdem mit dem Garten nicht ganz glücklich? Der BA möchte Ihnen helfen, noch mehr Freude am eigenen Garten zu haben. Laden Sie ein aussagekräftiges Foto oder ein kurzes Video Ihres Gartens bis zum 10. April auf bergstraesser-anzeiger.de/aufgeblueht hoch. Ab dem 11. April treffen Leser eine Vorauswahl, anschließend entscheidet eine Fachjury, welcher Garten noch schöner gemacht werden soll. Zu gewinnen gibt es außerdem einen Gutschein der Raiffeisen Mannheim eG im Wert von 500 Euro und den Rat eines Experten vor Ort.

In den weiteren Teilen der Gartenserie in dieser Woche geht es um die Rose, die Königin der Blumen (Dienstagsausgabe) und um die richtige Begrünung von Fassaden (Wochenende). red/Bild: Marcella Märtel

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