Naturschutz

Einhausen startet Infokampagne gegen Schottergärten

Von 
Jörg Keller
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Die Gemeinde Einhausen will mit einer Informationskampagne und einem Wettbewerb darauf hinwirken, dass Schotter- und Steingärten von den Grundstückseigentümern ökologisch wertvoll umgestaltet werden. © DPA

Einhausen. Mit einer Informationskampagne und einem Gestaltungswettbewerb sollen die Einhäuser dazu bewegt werden, Schotter- und Steingärten erst gar nicht neu anzulegen oder – wenn bereits geschehen – wieder naturnah zurückzubauen. Einer entsprechenden Konzeption aus dem Rathaus, hatten die Gemeindevertreter noch Ende vergangenen Jahres zugestimmt.

Den Stein ins Rollen gebracht hatten 2020 die Grünen mit ihrem Antrag, die Neuanlage von Stein-, Schotter- und Kiesgärten in Einhausen zu verbieten. Obwohl grundsätzlich bei allen drei Fraktionen Einigkeit darüber herrschte, dass die „Gärten des Grauens“ – wie sie auf einer stark frequentierten Facebook-Seite genannt werden – , auch in Einhausen nicht zu begrüßen seien, verabschiedeten sich die Gemeindevertreter bei den nachfolgenden Beratungsrunden von der Idee einer solch restriktiven Vorgehensweise. „Strikte Verbote sind selten zielführend, da sich Betroffene in der Regel in ihren Rechten eingeschränkt fühlen werden“, heißt es dazu auch in einer Ausarbeitung der Verwaltung.

Stattdessen will man auf „Aufklärung und Anreize für die Bevölkerung“ setzen und auch das „schlechte Gewissen“ ansprechen, um mehr Einhäuser Gärten ergrünen zu lassen. Fachliche Unterstützung erhofft man sich im Rathaus von der Biologin Eva Distler, die bereits das Entega-Projekt „Blühendes Südhessen“ begleitet hat,

Informationen soll es bis spätestens Ende März digital auf der Homepage der Gemeinde oder in Form von gedruckten Flyern und Broschüren ab spätestens Mai im Bürgerbüro geben. Anhand von Bildern will die Gemeinde einerseits verdeutlichen, wie man Gärten auch ohne Schotter pflegeleicht gestalten kann, und andererseits, welch unansehnliches Bild mit Steinen oder Kies gestaltete Flächen abgeben, wenn sie schlecht designt, verwahrlost oder ungepflegt sind. Es sollen Tipps für eine pflegeleichte und ökologisch wertvolle Gestaltung sowie zur natürlichen Unkrautvermeidung gegeben werden. Ergänzt werden soll das Infoangebot durch eine Auflistung insektenfreundlicher heimischer Pflanzen und Gehölze.

Vortrag und praktische Hilfe

Einmal im Jahr soll es zudem eine Vortragsveranstaltung im Bürgerhaus oder – bei großem Interesse – in der Mehrzweckhalle geben. Ein Fachreferent wird dann über Möglichkeiten zum Rückbau von Schottergärten informieren. Ein Beispiel dafür gab es schon in Lorsch. Hier hatte die Kreisvolkshochschule im Zusammenwirken mit der Stadt einen Vortrag mit einem Gärtnermeister organisiert. In Einhausen ist Stand jetzt ein Termin im März oder April geplant.

Im Nachgang dazu will die Gemeinde auch individuelle praktische Hilfestellungen bei der Gartenumgestaltung geben. Angeboten werden sollen beispielsweise kostenlose persönliche Beratungsgespräche mit einem im Rathaus beschäftigten Diplom-Ingenieur für Landschaftspflege.

Und auch bei der Verwertung oder Entsorgung des Schotters will die Gemeinde die Bürger unterstützen, wenn sie ihren Garten wieder ökologisch wertvoll gestalten. Für viele Betroffene stelle nämlich gerade diese Aufgabe „ein großes Hindernis für den Rückbau“ dar. Ein Anreiz könne deshalb sein, wenn der Bauhof die ausgebauten Materialien entgegennimmt und damit – sofern geeignet – ausgefahrene Feldwege ausbessert. Auf Anforderung und nach Terminabsprachesollen laut dem Konzept geeignete Behälter bereitgestellt werden. Schaufeln müssen die Bürger aber selbst oder jemanden mit der Arbeit beauftragen, wurde bei der ersten Beratung der Ideen im Bau- Umwelt- und Gemeindeentwicklungsausschuss (BUGA) betont. Die gefüllten Behälter sollen dann kostenfrei vom Bauhof wieder abgeholt werden.

Und damit es nach der Umgestaltung auch ökologisch sinnvoll grünt, will die Kommune kostenlose Samenpäckchen spenden. Einen Beschluss zur Aufstellung von entsprechenden Ausgabeboxen hatte die Gemeindevertretung ebenfalls im Dezember gefasst. Schon im Jahr 2019 gab es eine ähnliche Aktion. Damals wurde Saatgut „Veitshöchheimer Bienenweide“ an Grundstückseigentümer und Landwirte verteilt.

Eigentümer von Grundstücken mit einem typischen Schottergarten sollen im Sommer per persönlichem Anschreiben auf die individuellen Unterstützungsangebote der Gemeinde aufmerksam gemacht werden. Gartenbaubetriebe aus der Region, die potenzielle Auftragnehmer für das Anlegen von Schottergärten sein könnten, sollen bereits im Laufe des Frühjahrs Post aus dem Einhäuser Rathaus erhalten – mit der Bitte „Kunden hiervon möglichst abzuraten und alternative Konzepte anzubieten“.

Mehrere Muster-Flächen

Wie solche ökologisch wertvollen aber gleichzeitig pflegeleichten Gärten aussehen können, will die Gemeinde anhand von Beispielen zeigen. Auf Anregung von Uwe Stellmann (CDU) bei der Sitzung des BUGA sollen mehrere gemeindeeigene Grünflächen – beispielsweise am Hallenbad-Vorplatz – als „pflegeleichte Muster-Vorgärten angelegt werden.

Zur Finanzierung all dieser Maßnahmen sollen im Haushalt 2022 zunächst einmal 5000 Euro eingestellt werden. Geld erhofft man sich im Rathaus jedoch auch aus dem Fördertopf „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ (ehemals Stadtumbau-Programm). Im Jahresantrag 2022 soll daher ein Anreizprogramm zur grünen Gartengestaltung innerhalb des Stadtumbaugebietes „An der Weschnitz – Leben am grün-blauen Band“ enthalten sein.

Daniel Degen (CDU) begrüßte bei der abschließenden Beratung in der Gemeindevertretung, dass man sich gegen eine „generelle Verbotssatzung“ entschieden hat: „Damit kommt man nicht weiter.“ Die Bürger könnten jetzt eigenverantwortlich handeln. „Ich hoffe, dass sie das auch annehmen“, sagte Degen. Für Sven Lautenschläger (Grüne) ist es daher wichtig, nach einem Jahr ein Resümee zu ziehen. Laut Beschluss soll dem BUGA im Spätherbst 2022 ein Sachstandsbericht über die Erfolge der Kampagne vorgelegt werden.

Preise für die schönsten umweltfreundlichen Vorgärten



Im Rahmen eines Wettbewerbs will Einhausen die „schönsten umweltfreundlichen Vorgärten“ im Ort prämieren. Im Rathaus verweist man auf vergleichbare Aktionen in anderen Kommunen – etwa in Gernsheim, Maintal oder im Landkreis Aschaffenburg

Nach dem offiziellen Start im März oder April sollen sich Gartenbesitzer oder -nutzer voraussichtlich bis zum 30. April anmelden können. Dabei soll bereits ein Foto des jeweiligen Vorgartens im Frühjahr vorgelegt werden. Vergeben werden sollen die Auszeichnungen dann von einer noch zu bestimmenden „kompetenten Jury“, die sich im Spätsommer vor Ort einen Eindruck von allen zur Teilnahme angemeldeten Vorgärten verschaffen soll. Neben den Kriterien Vielseitigkeit, Artenreichtum, Nachhaltigkeit und ästhetische Gestaltung sollen insbesondere auch positive Veränderungen gegenüber der Situation im Frühjahr in die Bewertung einfließen.

Zu gewinnen geben soll es Sachpreise. Im Rathaus denkt man dabei etwa an Pflanzen, Gutscheine für Gartenfachmärkte und Baumschulen oder für einen Einsatz eines Gartenbaubetriebs beim Herbstrückschnitt. Zudem soll es für alle Teilnehmer attraktive Trostpreise geben. kel

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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