Bergstraße. Bei der Platznot in den Bergsträßer Flüchtlingsunterkünften kündigt sich eine leichte Entspannung an: Wie Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf (Grüne) dieser Zeitung mitteilte, soll Mitte Januar eine neue Unterkunft in Groß-Rohrheim eröffnet werden.
Im ehemaligen Indoor-Spielplatz Känguruinsel, am östlichen Rand der Kommune, sollen 300 Schutzsuchende ein Dach über dem Kopf finden. Die Vorbereitungen am Standort laufen schon.
Das verschafft dem Kreis etwas Luft. Ende Oktober hatte Schimpf Alarm geschlagen: Die Zahl an Zuweisungen aus der Landeserstaufnahme-Einrichtung in Gießen an die Bergstraße nehme derart zu, dass die vorhandenen Unterkünfte zum Start des neuen Jahres voll sein könnten, warnte der Dezernent vor zwei Monaten.
„Wir müssen weitersuchen“
Der Indoor-Spielplatz soll nun dazu beitragen, dass die Räume zumindest noch bis etwa Mitte Februar reichen. Danach braucht die Kreisverwaltung neue Ideen. „Wir müssen weitersuchen“, sagt Kreisbeigeordneter Schimpf. Im Oktober plante der Kreis mit 800 bis 900 Flüchtlingen bis zum Jahresende. Die 800 sind jetzt in etwa erreicht.
Kamen in der ersten Hälfte des Jahres vor allem Ukrainer, waren es ab August in erster Linie Menschen aus Drittstaaten, die an die Bergstraße flohen, aus Afghanistan, der Türkei und Syrien. Pro Woche sind es im Schnitt etwa 80 bis 100.
Vor diesem Hintergrund wurde die Zeltstadt am Bensheimer Festplatz, deren Betrieb eigentlich heruntergefahren werden sollte, winterfest gemacht. Dort ist Platz für 1000 Menschen, gut 700 sind schon in den Zelten, sowohl Ukrainer als auch Personen aus anderen Ländern. 100 Personen sind in einer Unterkunft in Heppenheim untergebracht, 340 Flüchtlinge - ausschließlich Ukrainer - im Lindenfelser Luisenkrankenhaus.
Ehemaliges Hotel am Bruchsee
Ab März soll außerdem im alten Hotel am Bruchsee in Heppenheim noch eine weitere Bleibe für Geflüchtete zur Verfügung stehen. Ob es Ukrainer sein werden oder Menschen aus anderen Ländern, ist noch nicht klar.
Der Kreis versucht nach Möglichkeit, die beiden Gruppen zu trennen. Das liegt zum einen daran, dass aus dem Kriegsgebiet in Osteuropa hauptsächlich Frauen mit Kindern anreisen, aus den anderen Ländern aber eher alleinreisende junge Männer. Zum anderen beziehen die Personengruppen auf verschiedene Art Leistungen, die Ukrainer nach Hartz-4, andere Flüchtlinge nach dem Asylbewerbergesetz. Die räumliche Trennung soll Verwaltungsabläufe erleichtern.
Mangel an Wohnungen
Ein Grund für die Platznot sei weiterhin, dass in den Gemeinschaftsunterkünften auch Menschen wohnen, die zwar mittlerweile Bleiberecht haben und in eine Privatwohnung ziehen dürften, aber keine finden, sagt Schimpf. So gibt es in den Unterkünften weniger Raum für Nachrücker.
Schon mehrfach hat der Dezernent appelliert, die Bergsträßer Kommunen sollten sich einbringen, indem sie erstens Plätze und Flächen für mögliche Gemeinschaftsunterkünfte nennen, zweitens aber auch Wohnungen für Personen mit Bleiberecht auftreiben.
In geringem Maße wurden Schimpfs Rufe erhört, auch das linderte den Raummangel zumindest ein wenig. „Der große Wurf war aber bisher nicht dabei“, sagt der Kreisbeigeordnete. Es werden wie berichtet auch wieder Flüchtlinge den Kommunen direkt zur Unterbringung zugewiesen, was der Kreis eigentlich vermeiden will. (kbw)
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