Bergstraße. Das gab es noch nie: Erstmals in der Geschichte der hessischen Bergstraße ist keine neue Weinkönigin in Sicht. Man habe etliche potenzielle Kandidatinnen angesprochen, aber alle erteilten dem Weinbauverband letztlich eine Absage – meistens aus beruflichen Gründen, wegen eines Studiums oder einer Berufsausbildung, so Otto Guthier, Vorsitzender des Weinbauverbandes Hessische Bergstraße, in Heppenheim.
Umso erleichterter war man, dass die amtierende Queen Stefanie Kippenhan bereit ist, ihre Krone noch ein weiteres Jahr zu tragen. Vormals Hoheit an der badischen Bergstraße, ist sie seit September die 69. Gebietsweinkönigin im hessischen Teil. Die 28-Jährige aus Hirschberg beweist nun, dass nicht nur Kreis- und Ländergrenzen keinen Hinderungsgrund darstellen, sondern auch personelle Engpässe leicht zu überwinden sind – wenn man will.
Hoheit mit Erfahrung
Erfahrung hat sie ja genug: Im Jahr 2014 war Stefanie Kippenhan Schriesheimer Weinprinzessin, ein Jahr später wurde sie dort zur Weinkönigin ernannt. 2016/17 folgte eine Zeit als Weinprinzessin der badischen Bergstraße – damals noch unter ihrem Mädchennamen Keller. Seit über drei Jahren gehört die Verwaltungsfachangestellte der in Heppenheim ansässigen Winzerinnen-Vereinigung Vinas an, ihr Mann ist Weintechniker und Önologe mit einem eigenen kleinen Weingut in Ritschweier.
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Seit April ist sie als Standesbeamtin bei der Stadt Heppenheim angestellt. Im Rathaus habe man sie in ihrer Entscheidung unterstützt, wie sie beim Pressetermin betont: „Danke an meinen Arbeitgeber!“, sagte sie in Richtung Bürgermeister.
Es sei ihr eine Ehre, das Anbaugebiet weiterhin repräsentieren zu können – zumal die Präsenztermine in den zurückliegenden neun Monaten nicht allzu üppig gesät waren. Immerhin hatte Stefanie Kippenhan deutlich mehr Chancen als ihre Vorgängerin Heike Knapp, die mitten in der Hochphase der Pandemie kaum Termine wahrnehmen konnte.
Die erste mit zweiter Amtszeit
Ihre Nachfolgerin besuchte am 14. Mai den Ball des Weins im Wiesbadener Kurhaus und war in der Landeshauptstadt auch Ende Mai bei der Verabschiedung von Ministerpräsident Volker Bouffier dabei. Es folgten Auftritte beim Zwingenberger Weinfest Anfang Juni und danach beim Lampertheimer Spargelfest. Jetzt freue sie sich auf die Rückkehr des Bergsträßer Weinmarkts.
Bei der Begrüßung der deutschen Weinhoheiten am 25. Juni kann sie allerdings nicht dabei sein, weil zuhause im Weingut zeitgleich ein Hoffest steigt. Als inoffiziellen Ersatz kündigt sie ihre Vorgängerin Heike Knapp an. Am 26. werde sie den Weinadel aber begleiten, so „Stefanie I.“ – die auch die erste an der Bergstraße mit einer zweiten Amtszeit ist.
Verlängerungen auch andernorts
Spektakulär ist das nicht unbedingt: Auch an der Mosel, in Franken und in Sachsen gab es in den vergangenen Jahren Verlängerungen aufgrund der vorangegangenen Corona-Einschränkungen. Ein ähnliches Prozedere griff in weiteren deutschen Anbaugebieten. Die jüngste Wahl zur neuen fränkischen Weinkönigin, die im April stattfinden sollte, wurde mangels Bewerberinnen schließlich abgesagt. Jetzt werden die offiziellen Termine der Hoheit von den Weinprinzessinnen wahrgenommen. Der Engpass an der hessischen Bergstraße ist daher kein Einzelfall, soll aber nur eine vorübergehende Lösung sein.
Otto Guthier und seine Geschäftsstellenleiterin Stefanie Oberhauser blicken zuversichtlich ins nächste Jahr: Einige mögliche Nachfolgerinnen stünden dann sicherlich zur Verfügung. Man ist also guter Hoffnung, dass nach Stefanie Kippenhans Wein-Marathon die Krone an ein neues Haupt weitergereicht werden kann.
An der Teilnahme von Stefanie Kippenhan an der Wahl zur Deutschen Weinkönigin im Herbst ändert die Bonuszeit übrigens nichts. Sollte die Vertreterin der Hessischen Bergstraße zur Deutschen Weinprinzessin gekürt werden, dann sei dies mit ihrem Amt in der Heimat durchaus zu vereinbaren, so Guthier. Nur wenn sie in Neustadt tatsächlich die Krone der Deutschen Weinkönigin abholen sollte, stünde das Anbaugebiet vorübergehend ohne Gebietsweinkönigin da – aber wer würde sich darüber schon ärgern?
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