Bergstraße. „Ich habe schon immer eine Faszination für das ganz Große und für das ganz Kleine dieser Welt“, erklärt Dr. Mathias Neumann aus Birkenau. „Denn das ganz Große, wie eben der Nachthimmel, ist jenseits unserer Vorstellungskraft und kann trotzdem beobachtet werden. In diesen Fotos steckt meist eine ganz eigene Ästhetik“, sagt der Hobbyfotograf, der eine besondere Aufnahme des Nachthimmels zu seinen jüngsten zählt, nämlich eine, die den „Jahrhundert-Kometen“ zeigt. Wer den Kometen, der in Fachkreisen als „Tsuchinshan-Atlas C/2023 A3“ bezeichnet wird, sehen möchte, für den hat Neumann wertvolle Tipps. Fest steht: Wer ihn live nicht verpassen möchte, der sollte schnell sein. Und: Hinter Neumanns Nachthimmel-Aufnahme steckt mehr Arbeit, als man auf den ersten Blick glauben mag.
In Buchklingen hatte Neumann die besten Blick
Überraschend kam dieser Tag für ihn nicht, denn er konnte sich gut auf ihn vorbereiten, erklärt Neumann. Schon seit einigen Wochen wurde der „Jahrhundert-Komet“ angekündigt. „Es war klar, da kommt was.“ So informierte sich der Hobbyfotograf und Hobbyastronom Monate vorher, welche Bahn der Komet nehmen und wo er zu sehen sein würde.
Schließlich suchte sich Neumann in der Abenddämmerung des 16. Oktober, ausgerüstet mit Kamera, Stativ und Teleobjektiv, einen Platz mit Sicht auf den Westhorizont und wurde in Buchklingen fündig – und dort war er nicht der Einzige, der dieses Spektakel am Nachthimmel fotografierte. Gegen 19.30 Uhr habe er den Kometen bereits durch das Fernglas gesehen, eine halbe Stunde später dann schließlich mit dem bloßen Auge durch die Wolkenlücken.
Es war also Zeit, um mit einem Teleobjektiv mit 200 mm Brennweite, das eine vier- bis fünffache Vergrößerung ermöglicht, den Kometen in einem Foto festzuhalten. Außerdem griff Neumann auf eine Nachführung zurück, ein in der Astrofotografie häufig zum Einsatz kommendes Gerät. Diese hilft dabei, die Erdrotation auszugleichen und zu verhindern, dass sich die Sterne bei längerer Belichtungszeit zu Strichen verziehen, wie Neumann erklärt.
Zu Hause angekommen optimierte er die Aufnahme durch ein Bildbearbeitungsprogramm, denn „gerade wenn man nach Westen fotografiert, gibt es viel Lichtverschmutzung, die man zurückdrängen muss“.
Neumann, studierter Biologe im Ruhestand, ist schon seit frühester Jugend ein begeisterter Amateurfotograf, der sich vor allem für Landschafts- und Naturfotografie – auch mithilfe einer Drohne – interessiert, denn „in der Natur, die uns umgibt, gibt es oftmals eine ganz besondere Ästhetik zu entdecken“, erklärt der Birkenauer, der seine Kamera fast immer dabeihat. So geht es ihm bei seinen Aufnahmen mehr um die Ästhetik und weniger um die reine Wissenschaft. Und was fasziniert ihn vor allem am Nachthimmel? „Man kann durch die Teleobjektive viele Strukturen erkennen, die man mit bloßem Auge nur schwer sehen kann.“ So wird aus einem schwarzen Nachthimmel eine neue Welt.
Doch ein bisschen Glück gehört auch dazu. Denn das Wetter spielt gerade bei der Astrofotografie eine große Rolle, ebenso ein guter Platz mit möglichst wenig Licht drumherum. Für seine Aufnahme des „Jahrhundert-Kometen“ nutzte er eine Phase mit Wolkenlücken, wie er erklärt. Doch um an geeigneteren Plätzen seinem Hobby nachzugehen, ging Neumann schon mehrfach auf Reisen. Immer im Gepäck: seine Fotoausrüstung. Zuletzt führte es ihn im Januar dieses Jahres nach Lappland, um Polarlichter – gerade in diesem Jahr sei die Sonne, die auch Polarlichter hervorruft, besonders aktiv – zu erleben und zu fotografieren. Und eine weitere Reise hat er sich schon vorgenommen, nämlich nach Namibia.
Tipps zum Beobachten: So kann man den Kometen gut erkennen
Wer den Kometen „C/2023 A3“ noch selbst am Nachthimmel sehen möchte, dem rät Neumann nicht nur zur Eile, sondern auch zu einem kleinen Fernglas. Denn die Sichtbarkeit des Kometen sei mit bloßem Auge nicht zwingend gewährleistet. Ab Ende dieser Woche werde er dann zu weit entfernt und zu lichtschwach sein, um ihn noch mit bloßem Auge zu erkennen, sagt Neumann. Der Blick sollte in Richtung Sonnenuntergang zeigen. Rund eine Dreiviertelstunde später kann man in diesem Bereich den Kometen erkennen.
Und wer den Kometen nicht entdeckt (hat), für den hat Neumann auch einen Tipp: Eine Panoramaaufnahme vom Kometen „C/2023 A3“ gibt es auch online zum – im wörtlichsten Sinne – „Nachsehen“: Die 360-Grad-Kamera auf dem Trommturm (https://rimbach.panomax.com) ermöglicht es, eine Archivaufnahme vom 16. Oktober um 20.10 Uhr mit Blickrichtung 260 Grad zu sehen – und somit den Kometen über der Region.
Im März 2025 wird es am Himmel wieder spannend
Die nächsten Himmelsereignisse kündigen sich bereits an: Am 14. März 2025 ist eine Mondfinsternis in den frühen Morgenstunden zu erwarten, am 29. März dann eine partielle (Teil-)Sonnenfinsternis – bei beiden Ereignissen wird Neumann mit seiner Kamera dabei sein, so viel steht schon heute fest. awe/ü
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-jahrhundert-komet-zieht-ueber-den-bergstraesser-nachthimmel-_arid,2254689.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://rimbach.panomax.com