Bergstraße. Es sind beeindruckende Dimensionen: Ein 20 Meter langes Brückenteil mit rund 40 Tonnen Gewicht hängt am, über 30 Meter in die Höhe ragenden, Kranausleger. Es „schwebt“ in der Luft zwischen dem Auflieger des Schwertransporters, der es in der Nacht angeliefert hat, und dem roten Hilfspfeiler für die Talbrücke Reisen, auf dem es wenige Minuten später aufliegen wird. Und trotz der Größe ist es am Ende Millimeterarbeit, die vom Kranführer und seinen Helfern „am Boden“ geleistet wird: Exakt muss das Teil in die Konstruktion eingefügt werden, damit es verschweißt werden kann.
38-mal wird sich diese Prozedur in den nächsten Monaten wiederholen, bis das Grundgerüst der Brücke steht, das einmal den Verkehr auf der neuen Bundesstraße 38 um Mörlenbach tragen wird. Es ist zweifelsohne einer der spektakulärsten Abschnitt der mehrjährigen Bauarbeiten an der Umgehungsstraße, der seit Mitte dieser Woche läuft - und eine logistische Herausforderung für die alle Beteiligten, die akribische Planung erfordert.
Das fängt mit dem Zuschnitt der einzelnen Brückenabschnitte an: Da die Fahrbahn in einer S-Form über das Tal führen wird und einzelne Fixpunkte, wie die jetzige Bundesstraße, die Bahntrasse und der Bachlauf der Weschnitz, zu beachten sind, können die Teile nicht „von der Stange“ gefertigt werden. Sie sind unterschiedlich lang, damit diese „Hindernisse“ unberührt überbaut werden können. „Wir können ja keinen Stützpfeiler auf die Straße oder die Bahnschienen setzen“, erklärt Arno Krämer von Hessen Mobil.
Bis die Brückenkonstruktion fertig ist und sich dann selbst trägt, liegen die einzelnen Bauteile auf den Hilfspfeilern auf - die markanten roten Stahlkonstruktionen, die aktuell den Blick auf die Großbaustelle prägen. Sie werden am Ende wieder demontiert werden. Bis dahin wird aber noch einige Zeit vergehen - die Verantwortlichen schätzen, dass pro Brückenabschnitt jeweils vier Wochen Arbeit anstehen.
Die zwischen 20 und 30 Meter langen Teile werden mit Schwertransporten aus dem thüringischen Nordhausen angeliefert. Auch das erfordert eine genaue Planung - insbesondere der Route. Sie kommen jeweils nachts in Mörlenbach an, wobei kurzzeitige Sperrungen des Saukopftunnels notwendig sind. Auch dieser ist nachvollziehbarerweise ein limitierender Faktor in Bezug auf die Dimension der Brückenteile. Sie müssen eben durch die Tunnelröhre passen.
Spannend wird es am 24. November: Dann werden die beiden größten der 38 Brückenteile in Mörlenbach ankommen - 31 Meter lang und 62 Tonnen schwer. Sie werden parallel die Fahrbahn der jetzigen Bundesstraße überspannen, die für diese Aktion vermutlich für vier Tage voll gesperrt werden muss. „Ansonsten wird der Verkehr aber während der Arbeiten an dem Bauwerk nicht beeinträchtigt sein“, sagt Hessen-Mobil-Sprecherin Dunja Fioriti.
Die unter anderem durch den Transport aus Thüringen limitierte Länge der Fertigbauteile erfordert die Arbeit mit den Hilfskonstruktionen. Denn die eigentlichen Brückenpfeiler liegen bis zu 70 Meter auseinander. Um diese Spannweiten zu überbrücken, werden die deutlich kürzeren Fertigbauteile zunächst auf die Hilfspfeiler aufgelegt und miteinander verschweißt. Auf diesen Doppelsträngen, die jetzt montiert werden, wird in einem späteren Arbeitsschritt die künftige Fahrbahn aufgelegt werden. 2028 - so der aktuelle Stand - soll das Brückenbauwerk fertig sein.
Rund 400 Meter lang wird die Talbrücke einmal sein, die wird im Zuge der Umgehungsstraße für Mörlenbach den Verkehr vom Saukopftunnel über den Abzweig in Richtung Reisen hinauf in Richtung Mumbacher Höhe führen wird, wo er in den Tunnel Berkersklamm einmündet. Insgesamt ist die in Bau befindliche Umgehungsstraße knapp vier Kilometer lang, sie wird über zwei Brücken und durch zwei Tunnel führen. Die Verkehrsfreigabe ist für 2029 geplant. arn
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