Deutsche Bahn

Neue Bahntrasse soll nördlich von Einhausen unter die Erde

Deutsche Bahn entscheidet sich für einen langen bergmännischen Tunnel, der durchgehend bis nach Mannheim führen soll.

Von 
red
Lesedauer: 
Der Bahn-Tunnel soll schon nördlich von Einhausen (rechts im Bild) unter der Erde verschwinden. © Thomas Neu

Kreis Bergstraße. Die Arbeit und zahllose Sitzungen sowie Gespräche der vergangenen Jahre von Politikern und Initiativen mit der Deutschen Bahn haben sich ausgezahlt. Der geforderte lange Tunnel in bergmännscher Bauweise wird nun von der Bahn favorisiert. Das teilt das Unternehmen beim 18. Beteiligungsforum in Gernsheim mit.

Der Verein „Mensch vor Verkehr“ ist seit 25 Jahren in dieser Frage aktiv und forderte diese Lösung: „Damit bleiben Natur und Mensch von dem Bauprojekt unbelastet.“ Wie der stellvertretende Vorstandssprecher Jürgen Reiter mitteilt, habe man immer auf Gespräche mit Vertretern der Deutschen Bahn gesetzt: „Wir haben in den Zielen unseres Vereins klar formuliert, dass wir für den Neubau der Bahntrasse sind. Sie ist wichtig für die Verkehrswende und wird zur Entlastung älterer Strecken, wie die Riedbahn, benötigt. Es ging uns immer nur um das Wie.“

Und das Wie hat die Deutsche Bahn jetzt umrissen. Der Tunnel soll nördlich des Siedlungsgebietes von Einhausen am südlichen Ende des Jägersburger Walds starten, würde dann die Weschnitz unterirdisch queren und nordwestlich an Lampertheim-Neuschloß vorbeiführen. Das Ende des Tunnels würde nach dieser Planung im Süden bei Mannheim-Blumenau liegen.

Reaktionen aus der Region

Landrat Christian Engelhardt spricht von einem „ausgezeichneten Tag für unsere Region“. Damit habe die Bahn eine der grundlegendsten Forderungen, die man über Jahre vehement vorgebracht habe, erfüllt. Zum einen gehe es um den Lärmschutz, aber auch um den Wald: „Denn durch diesen Tunnel können Waldzerschneidungen und Rodungen im Lorscher und Lampertheimer Wald vermieden werden. Außerdem bleiben wichtige landwirtschaftliche Flächen erhalten.“

Auch für den Lorscher Bürgermeister Christian Schönung ist das Ergebnis ein großer Erfolg für die Stadt: „Man kann jetzt wieder ruhig schlafen!“ Das Schwimmbad und der Sportplatz können nun erhalten werden und auch der Welterbe-Status sei nicht mehr gefährdet.

Der Einhäuser Bürgermeister Helmut Glanzner wurde gestern von den neuen Planungen der Bahn überrascht. „Damit hatte niemand gerechnet“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Das jahrzehntelange Engagement für einen langen bergmännischen Tunnel habe sich ausgezahlt. Dabei handele es sich jedoch keinesfalls um eine politische Entscheidung. Letztlich hätten die Zahlen und Fakten den Ausschlag gegeben.

Bei aller Freude, dass Einhausen von einer vorbeiführenden Bahnlinie verschont bleiben wird, denkt Glanzner aber auch an die Einwohner von Langwaden. Man müsse sich jetzt für den Bensheimer Stadtteil einsetzen, um auch dort eine zufriedenstellende Lösung hinzubekommen. Die eigentliche Forderung der Region sieht einen Tunnel vor, der bereits nördlich vor Langwaden in der Erde verschwindet.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Im Bensheimer Rathaus haben die aktuellen Aussagen der Deutschen Bahn zur Neubaustrecke daher keine Begeisterung ausgelöst: Denn dass der bergmännische Tunnel am südlichen Ende des Jägersburger Walds endet und nicht über Langwaden hinaus fortgeführt wird, bezeichneten Bürgermeisterin Christine Klein und Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung als sehr problematisch. „Wir sind enttäuscht, dass Bensheim bei diesen Planungen komplett außen vor bleibt. Hier muss dringend nachgebessert werden. Wir setzen uns wie bisher in aller Deutlichkeit für die Belange der Anwohnerinnen und Anwohner in den betroffenen Stadtteilen ein.“

Mehr Lärmbelastung in Bensheimer Stadtteilen

Weiter führen die Bensheimer Rathauschefin und die Baudezernentin aus: „Die von der Deutschen Bahn vorgesehene Streckenführung führt zu einer erhöhten Lärmbelastung in Schwanheim und Fehlheim ist aus unserer Sicht nicht konsensfähig. Auch die Situation in Langwaden nehmen wir in den Blick. Wir halten die Verlängerung des bergmännischen Tunnels für dringend erforderlich, um die Anwohner in den betroffenen Stadtteilen zu schützen. Es ist den Bürgern nicht zu vermitteln, warum der Tunnel ausgerechnet vor deren Haustür endet. Wenn dies also bei den Betroffenen auf Unverständnis stößt, können wir das absolut nachvollziehen.“


Mehr zum Thema

Newsticker

Alle Meldungen zur Bergstraße (Bergsträßer Anzeiger)

Mehr erfahren
Beteiligungsforum

Die Bahn favorisiert jetzt einen bergmännischen Tunnel

Veröffentlicht
Von
Angela Schrödelsecker und Stephen Wolf
Mehr erfahren
Regionale Wirtschaft

Bahn plant bei Neubaustrecke Mannheim-Frankfurt bergmännischen Tunnel in Südhessen

Veröffentlicht
Von
Christian Schall
Mehr erfahren
 Auch Engelhardt sieht noch Handlungsbedarf. Hier müsse ein Augenmerk auf den Lärmschutz gerichtet werden, der so ausgebaut werden müsse, dass neben dem Bahnlärm auch der bestehende Autobahnlärm reduziert werde. Aus Sicht des Landrats sei „mehr zu tun“ als derzeit von der Bahn geplant. Das Unternehmen prüft noch, ob der aktive Schallschutz genüge oder ob passive Maßnahmen, wie Schallschutzfenster, nötig seien. In den Stadtteilen Fehlheim und Schwanheim bleibe die Lärmbelastung einem Gutachten zufolge unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte.

Blick zurück

Noch im Jahr 2019 wurde der Region eine erste Vorzugstrasse präsentiert, die den Forderungen aus der Region nicht entsprochen habe. Diese sah ebenfalls eine Untertunnelung vor. Allerdings waren nur 10,2 von 14,8 Kilometern unterirdisch angelegt. Die Strecke sollte erst ab Lorsch unterirdisch verlaufen. Das verunsicherte vor allem die Anwohner in Einhausen, die den Lärm der Züge fürchteten. Vor Lorsch und hinter der Stadt war eine Troglösung vorgesehen, bei der die Trasse lediglich tiefer gelegt und mit Betonwänden stabilisiert geworden wäre. Ein Tunnel sollte lediglich auf Höhe Lorsch und in Teilen des Lampertheimer Waldes die Belastung für die Umwelt minimieren.

Geplant ist jetzt ein sogenannter bergmännischer Tunnel, der komplett gebohrt werden wird. Ursprünglich sollte der Tunnel in offener Bauweise gebaut werden. Das hätte bedeutet, dass das Erdreich von oben geöffnet worden wäre. Das wäre aber wegen der Weschnitz und des hohen Grundwasserspiegels teurer als der bergmännische Tunnel gewesen. Die Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim gehört zu den Verbindungen mit dem höchsten Verkehrsaufkommen in Deutschland.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger