Statistik

Hohe Schulden in Lindenfels, hohe Steuern in Lorsch

Ein Vergleich des Statistischen Landesamtes in Wiesbaden zeigt, wie Kommunen mit Geld umgehen (können).

Von 
Michael Roth
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Bergstraße. Ungeachtet aller aktuellen politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten haben die hessischen Städte und Gemeinden im ersten Halbjahr des laufenden Jahres so viel Gewerbesteuern eingenommen wie noch nie. Ursache war nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Wiesbaden die gute konjunkturelle Entwicklung.

Die jeweiligen Stadtsäckel müssten also gut gefüllt sein für die unsicheren Zeiten, die angesichts der Entwicklungen bei den Strom- und Gaspreisen sowie der allgemeinen Konjunktur drohen. Gut, wer schon beizeiten das Geld zusammengehalten hat. Primus in der Region ist in dieser Hinsicht die Stadt Heppenheim.

Heppenheim liegt vorne

Nach Angaben der Statistiker in Wiesbaden hat Heppenheim die niedrigsten Steuern. Messgröße waren die Grundsteuer B und die Gewerbesteuer. Und auch beim Schuldenstand je Einwohner ist Heppenheim vorbildlich. Am anderen Ende der Schuldenstand-Rangliste sind bei den Schulden je Einwohner Lindenfels, Einhausen und Zwingenberg zu finden.

Bei der Gewerbesteuer werden die höchsten Hebesätze für Lorsch, Einhausen und Bensheim ausgewiesen. Wobei die Hebesätze sich nicht allzu stark von den folgenden Gemeinden unterscheiden.

Hoher Grundsteuer-Hebesatz

Deutlicher sind die Abstände bei der Grundsteuer B. Hier hat Lindenfels den höchsten Hebesatz. Allerdings stand bis vor kurzem noch Lautertal an der Spitze mit einem Wert von 1050. Der ist auch noch auf der Homepage der Gemeinde so angegeben. Mit Wirkung zu diesem Jahr wurde er jedoch gesenkt. Bensheim liegt auf Platz drei. Und auch hier sind die Abstände zu den nachfolgenden Kommunen nicht allzu groß.

Die Gewerbesteuer ist die wichtigste Einnahmequelle von Gemeinden. Sie besteuert den Gewinn eines Unternehmens und errechnet sich über die Steuermesszahl und den Hebesatz, der von den Kommunen festgelegt wird. Im Schnitt müssen Firmen in Deutschland mit einer Gewerbesteuer von rund 15 Prozent ihres Gewinns rechnen.

Neuberechnung der Grundsteuer

Die Grundsteuer B ist ebenfalls eine Gemeindesteuer. Unterschieden werden zwei Arten: die Grundsteuer A für Betriebe der Land- und Forstwirtschaft und die Grundsteuer B für alle anderen Grundstücke (unbebaute Grundstücke, Gebäude, Eigentumswohnungen). Berechnet wird die Grundsteuer B durch den Grundsteuermessbetrag, der mit dem Hebesatz multipliziert wird.

Ab 2025 soll die Grundsteuer in Deutschland neu berechnet werden. Im Rahmen dieser Reform müssen bundesweit fast 36 Millionen Grundstücke mit Hilfe von Eigentümerangaben neu bewertet werden. Die Frist für die Abgabe dieser Daten endet am 31. Oktober, könnte aber möglicherweise noch verlängert werden. Denn eine Mehrheit der Immobilieneigentümer in Deutschland hat die verlangte Grundsteuererklärung noch nicht abgegeben.

Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilte, haben im ersten Halbjahr 2022 hessische Kommunen ein Gewerbesteueraufkommen von 3,5 Milliarden Euro erzielt. Die Stadt Frankfurt kassierte mit 1,3 Milliarden Euro den größten Anteil. Das Aufkommen verteilte sich, über alle Kommunen hinweg betrachtet, gleichermaßen auf das erste und auf das zweite Quartal. In der ersten Jahreshälfte 2022 kamen insgesamt 736 Millionen Euro mehr zusammen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - ein Plus von 27 Prozent. Der Zuwachs gegenüber dem ersten Halbjahr 2019, also vor der Corona-Pandemie, betrug 23 Prozent.

Marburg profitiert von Biontech

Neben Frankfurt kassierte Marburg das meiste Geld aus der Gewerbesteuer. Das Gros kam vom Corona-Impfstoffhersteller Biontech, der dort einen Standort hat. Das Marburger Steueraufkommen beeinflusste das gesamthessische Ergebnis maßgeblich, heißt es vom Statistischen Landesamt.

Anders als in Frankfurt oder Marburg zeigte sich die Lage in der ersten Jahreshälfte in Darmstadt und Offenbach. Dort sank das Aufkommen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5 beziehungsweise 28 Prozent.

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