Flurbereinigung

In die Zwingenberger Weinlage Alte Burg werden rund 1,7 Millionen Euro investiert

In den Mittelpunkt ihrer Sommertour stellte die Zwingenberger CDU die Flurbereinigung am Luciberg. In die Weinlage „Alte Burg“ werden rund 1,7 Millionen Euro investiert.

Von 
Michael Ränker
Lesedauer: 
Im Mittelpunkt der CDU-Sommertour stand die Flurbereinigung am Luciberg in der Weinlage „Alte Burg“. © Michael Ränker

Zwingenberg. „In den Weinbergen ist es einfach herzergreifend schön!“ Sigrid Wendel fasste bei der Sommertour der Zwingenberger Christdemokraten zutreffend in Worte, was vermutlich viele Menschen denken und fühlen, wenn sie zum Beispiel an einem schönen Spätsommertag am Luciberg einen Spaziergang machen. Dass die Beisitzerin im CDU-Vorstand und ehemalige Stadträtin allerdings überhaupt in der Weinlage „Alte Burg“ unterwegs sein kann, das ist auf die Bewirtschaftung der Flächen zurückzuführen:

Dort am Hang genauso wie unten in der Ebene sind die Wirtschaftswege, auf denen Bürger wie Gäste gerne flanieren, schließlich nur deswegen entstanden, weil diejenigen, die sozusagen „Ackerbau und Viehzucht“ oder Forstwirtschaft betreiben, dereinst Wege errichtet haben, um das Land urbar zu machen. Freilich muss man diesen Zusammenhang ausgerechnet einer Sigrid Wendel nicht erklären, sie weiß als Gründerin des Spargel- und Obsthofes Wendel nur allzu gut darum Bescheid.

Für Winzer und Erholungssuchende

Trotzdem wurde es ihr wie allen anderen Teilnehmern der CDU-Sommertour durch die Weinberge erneut bewusst, welche Bedeutung die Flurbereinigung in den Zwingenberger Weinlagen tatsächlich hat - und das eben nicht nur für die Winzer, sondern auch für die Menschen, die die „Alte Burg“ als Naherholungsgebiet nutzen und denen das Herz aufgeht, wenn sie von der Luciberghütte den Blick über Zwingenberg bis hinüber zum Donnersberg schweifen lassen können.

Der Luciberg wurde nach Jahren der Planung und Vorbereitung im März 2021 zur Baustelle, auf dem elf Hektar großen beziehungsweise 120 Flurstücke zählenden Areal wurden Weinbergsflächen neu zugeschnitten und terrassiert, naturschutzrechtliche Ausgleichsflächen angelegt sowie Wege neu gebaut beziehungsweise vorhandene Strecken instandgesetzt.

Wenn im sogenannten Museumsweinberg dann auch noch die Trockenmauern errichtet beziehungsweise saniert worden sind, was ab 2023 geschehen soll, dann sind am Luciberg rund 1,7 Millionen Euro investiert worden, wie Bürgermeister Holger Habich bei der CDU-Sommertour berichtete. Die Stadt Zwingenberg ist dabei finanziell gut weggekommen: Ihr Eigenanteil beträgt 130 000 Euro, der Löwenanteil des Budgets indessen wurde aus Fördermitteln bestritten.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

In der genannten Millionensumme enthalten ist auch etwas, das zumindest in Hessen bislang einzigartig ist: Eine Tröpfchenbewässerung für die Wingerte.

An den Kosten für dieses Teilprojekt beteiligt die Stadt sich ausdrücklich nicht, wie Habich erläuterte: Auch für die Bewässerung wurden Fördermittel in Höhe von 75 Prozent gewährt, die verbleibenden 25 Prozent übernimmt die aus den Grundstückseigentümern gebildete Teilnehmergemeinschaft.

Als fachkundigen Begleiter hatte die CDU neben dem Rathauschef, der gleichzeitig Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft des Flurbereinigungsverfahrens ist, auch Jörg Ritter vom Amt für Bodenmanagement in Heppenheim eingeladen. Seine Behörde fungiert als Flurbereinigungsbehörde und Herr Ritter ist Verfahrensleiter des Projekts „Bergsträßer Reben- und Blütenhang“.

Jörg Ritter stellte den Teilnehmern der CDU-Sommertour die Bewässerungstechnik vor, dank der es nicht mehr nötig ist, dass die Winzer ihre nach Feuchtigkeit lechzenden Weinstöcke aus Wasserfässern, die mit Traktoren auf den Luciberg geschafft wurden, bewässern müssen.

Stattdessen wird Wasser aus drei städtischen Quellen, die vor Jahren schon vom kommunalen Netz abgehängt wurden, in einen acht Kubikmeter großen Hochbehälter gepumpt und anschließend - das natürliche Gefälle nutzend - auf die Weinberge im Tröpfchenverfahren verteilt. Zurzeit sind fast vier Hektar bewirtschaftete Fläche angeschlossen, etwa 1700 bis 2000 Kubikmeter Wasser werden pro Jahr benötigt. Per Smartphone-App und die Daten einer Wetterstation sowie von Feuchtigkeitssensoren im Boden nutzend kann künftig jeder Winzer die Bewässerung seiner Wingerte selbst steuern.

Mehr zum Thema

Jubiläum

Familienzentrum Zwingenberg feiert zehnjähriges Bestehen

Veröffentlicht
Von
Michael Ränker
Mehr erfahren
Reformprozess

Zwingenberger Protestanten denken über Austieg aus EGNB nach

Veröffentlicht
Von
Michael Ränker
Mehr erfahren
Kunst und Kultur

Zweite Auflage der Zwingenberger „Musik-Collagen“ im Oktober

Veröffentlicht
Von
Thomas Tritsch
Mehr erfahren

Sollte die Wassermenge des Quellen-Trios zum Beispiel in Folge arger Trockenheit nicht ausreichen, dann kann das System auch mit Trinkwasser gespeist werden. Was technisch kein Problem darstellt, bedarf allerdings noch einer Vereinbarung zwischen Kommune und Winzern, in der Menge und Preis geregelt werden. Ohnehin muss noch geklärt werden, wer Betrieb und Unterhaltung der Bewässerungstechnik künftig verantwortet, wie am Rande der CDU-Sommertour zu erfahren war:

Aus der ursprünglichen Idee, dafür einen Bewässerungsverband zu gründen, wird nach Angaben von Holger Habich vermutlich nun doch nichts werden, „weil die Gründung einfach, aber die Administration schwierig ist“. Zurzeit werde über die Bildung einer GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) oder die Gründung eines Vereins nachgedacht. Habich machte keinen Hehl daraus, welche Lösung ihm allerdings am liebsten wäre: Die Übertragung dieser Aufgabe an den Energieversorger GGEW AG, der vor Jahren bereits die technische Betriebsführung für die städtische Trinkwasserversorgung übernommen hat.

Lesen Sie in der Donnerstagsausgabe noch mehr zum Thema Flurbereinigung am Luciberg.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger