Natur

Hirschkäfer werden an der Bergstraße häufiger entdeckt

Absterbende Bäume dienen den geschützten Insekten als Lebensraum. Die braun-roten Mundwerkzeuge erinnern an ein Geweih.

Von 
Wolfram Köhler
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Wieder häufiger zu beobachten in der Region: der Hirschkäfer. © peter dresen

Bergstraße. Wegen seines „Geweihs“ ist er wohl einer der auffälligsten Käfer unseres Kontinents – und einer der größten obendrein: der Hirschkäfer. Immer wieder haben Bergsträßer in jüngerer Vergangenheit diese beeindruckenden Tiere gesichtet. Mal fliegt ein Hirschkäfer mit deutlich erkennbarem Brummen ins Wohnzimmer, ein andermal hat er sich auf der Terrasse niedergelassen. Im heimischen Forst ist er am ehesten anzutreffen. Und zwar offensichtlich wieder sehr viel häufiger als in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten.

Hirschkäfer-Population nimmt bei großem Nahrungsangebot zu

Steffen Hering, Leiter des Forstamts Lampertheim, ist das Anwachsen der Population nicht unmittelbar aufgefallen, aber er kann sich diese Entwicklung durchaus vorstellen. Zu erwarten sei dies vor allem durch die „zunehmende Absterberate“ bei den Bäumen, sagt der Behördenchef. Der Käfer, der sich in Totholz und kranken Bäumen niederlasse, „profitiert vom absterbenden Wald“.

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Es sei eben nicht so, dass diese Insekten auf alte Bäumen angewiesen seien, auch in normalen Wirtschaftswäldern fänden sie ihre Nischen und könnten dort überdauern. Bei einem großen Nahrungsangebot explodiere die Population dann geradezu. Im Gegensatz zum sehr seltenen Heldbock sei der Hirschkäfer aber immer gegenwärtig gewesen in der hiesigen Region.

Zu dieser Einschätzung kommt auch Peter Dresen, der frühere Viernheimer Ortsverbandsvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Der Hirschkäfer war nie weg.“ Aber er sei in den 1950er bis in die 1970er Jahre hinein vor Ort deutlich zahlreicher vertreten gewesen, als dies zuletzt der Fall war. Dresen erklärt das mit der früheren Waldbewirtschaftung. Damals seien Bäume noch in größerer Zahl gefällt und die Baumstümpfe von Raupenfahrzeugen zusammengeschoben worden. Dadurch habe sich ein idealer Lebensraum für die Tiere ergeben.

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Solche „Kahlschläge“ seien heute nicht mehr üblich, entsprechend seltener waren die Hirschkäfer in den vergangenen Jahren zu beobachten. Nun aber, so Peter Dresen, gebe es mehr Fallholz im Wald und absterbende Bäume, die nicht forstwirtschaftlich genutzt würden. „Der Altholzanteil nimmt zu und mit ihm die Zahl der Hirschkäfer.“ In diesem Jahr seien es besonders viele Exemplare.

Gut zu erkennen ist der männliche Hirschkäfer an seinen braun-roten Mundwerkzeugen, auch das langsame Flugverhalten zeichne die Art aus, erklärt der Naturschützer.

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