Radsport

Heppenheimer Rechtsanwältin auf dem Rennrad

Catherine Rossmann gewinnt die Tour Transalp als schnellste von elf Frauen. Ihr Trainingsrevier ist der Odenwald.

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axel/ü
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Gut gelaunt ins Büro: Nach ihrer frühmorgendlichen Rennradtour geht Triathletin Catherine Rossmann in Heppenheim als Anwältin in die Kanzlei. © Künkeler

Heppenheim. Die Tour Transalp gilt als das spektakulärste und herausforderndste Jedermann-Rennen im Radsport. Sieben Etappen mit 617,5 Kilometern und 15 800 Höhenmetern galt es in diesem Jahr zu bewältigen. Erstmals dabei war die Heppenheimer Triathletin Catherine Rossmann, die nach 21:52.28,9 Stunden als schnellste der elf Frauen das Ziel im italienischen Arco am Gardasee erreichte.

„Das war für mich eine super Woche“, erzählt die 32-Jährige begeistert von der Tour über etliche Alpenpässe und dem „atemberaubenden Berg-Panorama“. Nach dem Start am Reschensee folgte bereits am zweiten Tag mit dem Stilfser Joch das Highlight der Tour.

Mit 2757 Metern Höhe ist es einer der höchsten Alpenpässe, auf dem 24 Kilometer langen Anstieg mit seinen zahlreichen Spitzkehren mussten allein 1900 Höhenmeter überwunden werden. Obwohl Catherine Rossmann das Erlebnis dem Ergebnis vorzog, dominierte sie von Anfang an das Frauenfeld.

Trotz Dauerregen und Hitze

Nichts konnte die Heppenheimerin aufhalten, weder der Dauerregen auf der vierten noch die große Hitze auf der fünften Etappe. Sechs der sieben Etappen konnte Rossmann gewinnen, am Schlusstag war ihr der Sieg schon nicht mehr zu nehmen. Daher wollte sie „nur noch sturzfrei ins Ziel kommen“, wurde diesmal Tages-Zweite. Trotzdem hatte sie im Gesamtklassement 42 Minuten Vorsprung vor der Allgäuerin Julia Jedelhauser und sogar mehr als zwei Stunden vor der Drittplatzierten Barbara Rieger.

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Nicht die Konkurrentinnen, aber ein verdorbener Magen hätte der Heppenheimerin fast den Sieg nehmen können. Vor der sechsten und längsten Etappe konnte sie kaum etwas essen, ihr Start war unsicher, am Ende stand ein weiterer Tagessieg. Catherine Rossmann gewann auch die Königsetappe über 118,5 Kilometer und 3237 Höhenmeter. Einen gezielten Trainingsplan hatte die Triathletin zwar nicht, aber mit 8000 Rennrad-Kilometern für dieses Jahr in den Beinen war sie bestens vorbereitet.

267 Kilometer gefahren

Ihr Trainingsrevier ist der Odenwald, da bringt sie es auch schon mal auf 200 Kilometer mit 4000 Höhenmetern an einem Tag. Die längste Distanz ist Rossmann mit 267 Kilometern gefahren. Zudem hat sie bei einem zehntägigen Trainingslager in Spanien die langen Pässe („im Odenwald sind die Anstiege ja nur maximal acht, neun Kilometer lang“) geübt.

Seit Mai arbeitet die Juristin in der Kanzlei von Dr. Helmut Engelhard, spezialisiert sich dort als Rechtsanwältin auf das Fachgebiet Erbrecht. Da stellt sich die Frage, wie die junge Frau alles unter einen Hut bekommt. „Mein Alltag ist sehr durchgetaktet“, erzählt Rossmann.

Schon vor der Arbeit steigt sie um 5.30 Uhr aufs Rennrad, es gibt für sie „nichts Schöneres als beim Sonnenaufgang über die Juhöhe zu fahren“. Wenn sie dann gut gelaunt und voller Tatendrang ins Büro kommt, ist ihr Chef begeistert. „Ich bin ihr größter Fan“, sagt Helmut Engelhard.

Nach der Arbeit geht die Triathletin oft noch ins Heppenheimer Freibad zum Schwimmtraining, längere Radeinheiten fährt sie am Wochenende.

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Dieser sportliche Ehrgeiz hat Rossmann nach eigenem Bekunden auch in Studium und Beruf geprägt. Das erste juristische Staatsexamen an der Goethe-Universität Frankfurt absolvierte sie 2017 als eine der Jahrgangsbesten.

Nach dem Referendariat am Landgericht Darmstadt arbeitete sie zunächst in einer Großkanzlei in Frankfurt. Doch die Rückkehr in die Heimat zieht sie der Großstadt vor: „Frankfurt war für mich nie eine Alternative.“ Die gebürtige Heppenheimerin begann 2010 mit dem Triathlon-Sport, hat 2017 und 2018 am Ironman in Frankfurt jeweils als Vierte ihrer Altersklasse erfolgreich teilgenommen.

Tour vor beeindruckender Kulisse

2018 belegte sie einen hervorragenden 15. Platz unter 259 Frauen. Die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rennrad und 42,2 Kilometer Laufen finishte sie in 10:13:45 Stunden. Im Jahr 2010 verstarb ihre Zwillingsschwester bei einem Unfall mit dem Rennrad. „Das beschäftigt mich noch heute“, sagt Catherine, „das hat mein Leben total verändert.“

Dadurch habe sie „schlagartig und schmerzlich erfahren, wie gefährlich unser Sport ist“. Trotz dieses tragischen Schicksalsschlages fährt Catherine Rossmann weiter Rennrad – mit Respekt, aber auch voller Begeisterung für die Schönheit ihres Sports.

Dabei war die diesjährige Tour Transalp vor der beeindruckenden Alpen-Kulisse ein besonders unvergessliches Erlebnis. Wer sich Impressionen der Tour anschauen möchte, kann dies Etappe für Etappe in Kurz-Videos auf YouTube: www.youtube.com/user/SpecializedGermanic axel/ü

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