Biblis. Ein Haus unbewohnbar, eine Gartenmauer eingestürzt, Risse in mehreren Wänden: Am Montagabend musste ein älteres Ehepaar sein Zuhause in der Bibliser Sebastianusstraße kurzerhand verlassen, weil das Technische Hilfswerk (THW) das Gebäude als einsturzgefährdet einstufte. Grund dafür sind mutmaßlich die Arbeiten der Deutschen Bahn an der Lärmschutzwand direkt dahinter.
„An einem Haus drohte nach größeren Erdarbeiten im Rahmen der Bahnsanierung die Rückwand einzustürzen“, informiert Ralf Becker von der Bibliser Feuerwehr. Ebenso stehe ein Unterstand für Fahrzeuge nicht mehr stabil. Mit den Kollegen des THW aus Lampertheim haben Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr am Montagabend geholfen, die Wände zu stabilisieren. „Das Wohnhaus musste aufgrund einer schriftlichen Anordnung eines Gutachters so schnell wie möglich geräumt werden. Es bestand die Gefahr dass durch weitere Bauarbeiten weitere Erdmassen sich bewegen und die Gebäude einstürzen“, so Becker weiter.
Laut Bürgermeister Volker Scheib konnte das Ehepaar noch persönliche Sachen herausholen, ehe es die Nacht im nahe gelegenen Hotel Lindenhof verbrachte. Scheib hatte den beiden Personen zudem eine Wohnung der Gemeinde angeboten und steht mit der Familie in engem Kontakt, um zu überlegen, wie es weitergeht. Am Dienstagmorgen gab es zudem eine erste Krisensitzung mit Vertretern der Deutschen Bahn. „Ein Gutachter kümmert sich um die Bestandsaufnahme, es gibt auch Gespräche mit der Versicherung“, sagt Scheib auf Anfrage der Redaktion.
Scheib spricht von einer hochdramatischen Situation
Ein Notfallmanager der Bahn war laut Feuerwehrsprecher Becker schon am Montagabend vor Ort, als das Wohnhaus abgestützt wurde. Der Einsatz von Feuerwehr und THW zog sich bis um 1 Uhr in der Nacht fort. Die Helfer brachten Holzbalken und Brettern an den Hauswänden an, um diese zu stützen. Währenddessen war die Zufahrtsstraße für den Verkehr gesperrt. Mitglieder des Deutschen Roten Kreuz übernahmen die Verpflegung und Versorgung der Einsatzkräfte.
Bereits vor mehreren Wochen haben Anwohner entlang der Bahngleise laut Bürgermeister Scheib Risse im Mauerwerk entdeckt. Dass sich Hauswände neigen, wurde aber erst am Montag mit Schrecken festgestellt. Scheib berichtet von einer „hochdramatischen Situation“, die zu großem Stress für die Betroffenen geführt habe. Deshalb sei es wichtig, dass die Bewohner gut untergebracht werden. Glücklicherweise habe ihnen die Familie gleich unterstützend zur Seite gestanden.
Zuvor ist laut Scheib bereits eine Gartenmauer eingestürzt. „Ich bin kein Bausachverständiger, aber klar ist, dass die Pfahlgründungen für die Schallschutzwände unmittelbar dahinter stattfinden“, so der Rathauschef. Tragisch daran ist auch, dass die Gemeinde seit Jahrzehnten um Schutz vor dem Bahnlärm an der Bahngleise kämpft und nun erleichtert war, dass die Wände im Zuge der Riedbahnsanierung realisiert werden.
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