Bensheim. Unsere heutige Folge der Bergsträßer Ansichts-Sachen“ führt uns in die Mitte der Bensheimer Innenstadt. Beide Bilder zeigen das Haus Marktplatz 22 mit den drei angrenzenden Häusern Hauptstraße 48 bis 52 und dem gegenüberliegenden Haus Hauptstraße 33 (rechts).
Auf der historischen Postkarte ist nur das „Haus Fleck“ (Hauptstraße 48) als Fachwerkhaus erkennbar, bei allen anderen Gebäuden verdeckt Putz die Holzkonstruktion. Das „Haus Fleck“ ist eines der bedeutendsten spätgotischen Fachwerkhäuser Südhessens und wurde um das Jahr 1500 erbaut.
Erst durch den Kolonialwarenhändler Heinrich Fleck erhielt es im 19. Jahrhundert den heute geläufigen Namen. Das historische Foto muss nach 1923 entstanden sein, denn in diesem Jahr hat Architekt Heinrich Metzendorf das Fachwerk freilegen lassen und moderate Erneuerungen des massiven Untergeschosses vorgenommen.
Auf der linken Seite erkennen wir das Kaufhaus Hassloch, ein Textilgeschäft, nach dessen Inhaber Eduard Haßloch sogar eine Straße in Bensheim benannt wurde. Wohl nicht wegen des Textilhandels, sondern aufgrund seines literarischen Schaffens. Drei Theaterstücke in Bensheimer Mundart hat er verfasst. Außerdem war er als zweiter Vorsitzender des Bensheimer Verkehrsverein einer der Mitbegründer des Winzerfestes.
Das Fachwerk des Hauses Marktplatz 22, das Eduard Hassloch 1936 aus finanziellen Nöten verkaufen musste, wird erst im Jahre 1981 freigelegt. Erbaut wurde das prächtige Fachwerkhaus 1615 von dem Ratsherrn- und Domschaffner Hans Scholl.
. Es war ein erstklassiges Hotel der damaligen Zeit mit unter anderem 22 Himmelbetten, Unterkunft für 30 Fuhrwerke und Stallungen für die Pferde. Weiterer Besitzer war Wilhelm Kurtz, ab 1885 gehörte es der Familie Hassloch, danach hatte die Familie Schuhmann ein Wäschegeschäft in den Geschäftsräumen am Marktplatz. Nicht erhalten geblieben ist leider der schöne Balkon am Gebäude.
Auch das Haus Hauptstraße 33 (rechts) wurde leider abgerissen und durch ein funktionaleres Gebäude ersetzt. Die historische Postkarte hat uns Peter Scheid aus dem Archiv seines Vaters Fritz Scheid freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Hintergrundinformationen hat Rudolf Schmitt vom Museumsverein Bensheim beigesteuert. tn/Bild: Thomas Neu
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