Weinheim. Eine Ratte rief die Einsatzkräfte jüngst zur tierischen Rettungsaktion auf den Plan. Der arme Nager wurde auf der Mannheimer Straße von einem Radler angefahren und schwerst verletzt. Für die Bergung musste die stark frequentierte Straße teilweise gesichert werden.
Die Berufstierrettung Rhein-Neckar und die Feuerwehr Weinheim hatten an diesem Tag alle Hände voll zu tun. Eigentlich waren sie gerade dabei, Kater Alex von einem Baum in der Betentalstraße zu retten (wir berichteten). Das Tier war aus Angst vor einem Hund in die luftige Höhe von elf Metern geflüchtet, aus welcher ihn ein Baumkletterer herunterholte. Dann erreichte Michael Sehr von der Berufstierrettung ein weiterer Hilferuf. Die Polizei verständigte ihn: Ein Radler habe sich gemeldet, der eine Ratte angefahren hatte. „Da wir sowieso mit der Feuerwehr im Einsatz waren, haben wir gefragt, ob sie auch dorthin mit uns mitkommen.“
Einen Fahrstreifen abgesperrt
Gesagt, getan: Ratzfatz rückten Tierhelfer und drei Feuerwehrleute auf die Mannheimer Straße Ecke Berliner Platz aus. Dort sperrte die Feuerwehr einen von vier Fahrstreifen ab, sodass die Berufstierrettung freie Bahn für die Ratte hatte. Doch kam jede Hilfe zu spät: „Sie war leider schon verstorben“, sagt Michael Sehr.
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Für die Weinheimer Feuerwehr war es kein alltäglicher Einsatzgrund: „Wir hatten tatsächlich schon Rettungsaktionen für alle möglichen Tiere – vom Fisch über das Reh bis zur Schlange. Aber eine Ratte ist mir nicht im Gedächtnis“, so Sprecher Ralf Mittelbach. Wäre man nicht ohnehin gemeinsam im Einsatz gewesen, wäre die Feuerwehr „vermutlich nicht explizit gerufen worden“.
Er hielt es dennoch für die richtige Entscheidung. „Vor allem, wenn das Tier noch lebt, muss man etwas tun. Auch, weil an der Stelle Kinder unterwegs sind.“
Gemischte Reaktionen im Internet
Im Netz ruft die Rettungsaktion gemischte Reaktionen hervor. Die Kommentarspalte von Facebook spaltet sich in zwei Lager. Die einen zelebrieren den Einsatz und erklären jedes Lebewesen für rettungswürdig. Die anderen äußern starkes Unverständnis.
„Danke, dass Ihr auch dieser Seele versucht habt, zu helfen. Jedes Tier hat ein Recht zu leben!“, schreibt beispielsweise eine Nutzerin. Eine andere beschreibt eine ähnliche Lage, in der sie wegen eines Nagers ihre hiesige Tierrettung gerufen habe: „Die fragten mich, ob es mein Ernst sei, das sei doch nur eine Ratte. Ich war stinksauer.“
Das andere Lager in der Kommentarsektion verbalisiert Kopfschütteln. „Bei uns gibt es schon viele Provinzen, wo es Rattenplagen gibt. Wenn man erst einmal eine oder mehrere im Haus hatte, redet man anders“, heißt es dort.
Der Fall erinnert ein wenig an die Ratte von Bensheim, die global für Heiterkeit sorgte. Diese war im Februar 2019 in einem Gullydeckel stecken geblieben, aus welchem sie von Feuerwehr und Berufstierrettung Rhein-Neckar befreit werden musste. Für den Einsatz gewannen die Helfer den Titel „Tierrettung des Jahres“ vom britischen Fernsehsender BBC verliehen. gab/ü
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