Bergstraße. Personalwechsel bei der Agentur für Arbeit Darmstadt: Am Standort Bensheim hat Meike Manocchio mit Beginn des Jahres die Geschäftsstellenleitung von Rosemarie Schultheis übernommen, die sich in den Ruhestand verabschiedet. Sie war dort fast genau 20 Jahre in leitender Position tätig, seit 2010 war sie auch für die Dependence in Mörlenbach verantwortlich. In der Region Bergstraße galt und gilt Schultheis als Expertin für alle Themen rund um den Arbeitsmarkt. Unter anderem ist sie im Beirat der Wirtschaftsförderung Bergstraße (WFB) engagiert.
Daran werde sich auch nichts ändern, so Rosemarie Schultheis, die ihre umfangreiche Expertise auch weiterhin dort einbringen möchte, wo sie gebraucht wird. Die Mitarbeit im hochkarätig besetzten WFB-Gremium mache ihr große Freude, sagt sie. Die Nähe zur regionalen Wirtschaft, zu den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie zu Schulen sei im Kreis Bergstraße traditionell stark ausgeprägt. Diese barrierefreie Zusammenarbeit schätze sie sehr.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Rosemarie Schultheis war bereits drei Jahre nach ihrem Studienabschluss als Diplom-Pädagogin an der Frankfurter Goethe-Universität zur Bundesagentur gestoßen. Von 1985 bis 1991 war sie in Darmstadt und Bensheim als Arbeitsvermittlerin für kaufmännische, medizinische und akademische Berufe tätig, danach hat sie den Aufbau der Arbeitsverwaltung in Erfurt begleitet und eine Qualifizierung zur Arbeitsberaterin absolviert.
Ihre „Kunden“ waren fortan auch Jugendliche mit und ohne Berufsabschluss. Nach zwei Jahren als Teamleiterin in Darmstadt erfolgte im Juni 2003 die Übernahme der Geschäftsstellenleitung an der Bensheimer Kirchbergstraße.
30 Mitarbeiter bei der Agentur in Bensheim
Wenngleich sich die Qualität der Agenturarbeit und das Netzwerken in alle Richtungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich verbessert habe, gehe es am Ende immer nur um eines: den individuellen Menschen.
Bildung, Qualifizierung und Weiterbildung müssen sich konsequent an den Fähigkeiten, der Motivation und der persönlichen Lebenssituation des Einzelnen orientieren, ist Schultheis überzeugt. Ein Ansatz, den auch ihre Nachfolgerin uneingeschränkt bestätigt. Die Arbeit in der Agentur – in Bensheim sind rund 30 Mitarbeiter tätig – habe sich in den vergangenen Jahren immer mehr von der reinen Vermittlung zu einer intensiven Einzelberatung mit einer ganzheitlichen Ausrichtung gewandelt, sagt Meike Manocchio.
Schlummernde Potenziale
Für jeden Menschen, der sich motiviert um eine Beschäftigung bemühe, warte eine Perspektive. Es gehe darum, die jeweiligen Kompetenzen realistisch einzuschätzen und eventuell schlummernde Potenziale zu aktivieren.
Darauf wolle sie sich in Bensheim künftig noch stärker fokussieren: „Beratung und Qualifizierung sind meine Herzensthemen“, betont sie. Am Standort habe sie bereits nach gut zwei Wochen motivierte Mitarbeiter, klare Strukturen und eine überaus empathische Begleitung der Menschen erlebt. „Ein Kontakt auf Augenhöhe.“
Blick auf die persönlichen Stärken der Menschen
Bereits seit Beginn des Studiums im Jahr 2003 bei der Fachhochschule des Bundes in Mannheim ist Meike Manocchio bei der Arbeitsagentur in unterschiedlichen Bereichen tätig. Zuletzt war die gebürtige Stuttgarterin (Jahrgang 1982) Teamleiterin der Berufsberatung Darmstadt.
Stationen der diplomierten Verwaltungswirtin waren unteranderen Rüsselsheim und Bad Homburg, wo sie als Arbeitsvermittlerin und Berufsberaterin Erfahrungen gesammelt hat. Ab 2017 war sie schwerpunktmäßig auch im Bereich der ganzheitlichen Integrationsberatung tätig mit dem Ziel, mit Blick auf die persönlichen Stärken der Menschen eine passgenaue Beschäftigung zu finden, die mit den individuellen Rahmenbedingungen im Einklang steht.
Hilfe für Jugendliche bei der Jobsuche
„Die Agentur in Bensheim genießt ein hervorragendes Standing“, sagt Meike Manocchio. Dies sei nicht zuletzt der konstanten Arbeit von Rosemarie Schultheis geschuldet, die den Standort entlang der Dynamik des Arbeitsmarktes und der wirtschaftlichen Lage entwickelt habe. Sie sei nicht nur das lokale Gesicht der Bundesbehörde gewesen, sondern habe die Agentur auch nachhaltig in der Region vernetzt.
Auch mit dem Eigenbetrieb „Neue Wege“ (kommunales Jobcenter) in Heppenheim arbeite man im operativen Geschäft gut und eng zusammen, so die langjährige Geschäftsstellenleiterin, die unter anderem ein Netzwerk Arbeitsmarkt Bergstraße aufgebaut hat. Auch die Jugendberufsagentur (JBA) Darmstadt ist ein gemeinsames Angebot der Agentur für Arbeit, des Jobcenters und der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Sie bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Dabei erfolgt die Unterstützung rechtskreisübergreifend, also unabhängig davon, welche Institution im Grunde für sie zuständig ist.
Gute Lösungen für den Einzelnen
„Es geht immer darum, eine gute Lösung für den Einzelnen zu finden“, betont Rosemarie Schultheis. Politisch definierte Grenzen zwischen den Fachstellen der Arbeitsvermittlung dürften dieses übergeordnete Ziel nicht ausbremsen. Isolierte Prozesse seien der falsche Weg.
An der Bergstraße funktioniere die Netzwerkarbeit sehr gut. Als privilegierte Region biete sie ein hohes Maß an Lebensqualität und mannigfaltigen Berufschancen, so Schultheis, die von einem lebendigen Schul- und Wirtschaftsstandort mit besten Perspektiven spricht. Die diverse Unternehmensstruktur und die Branchenvielfalt machten den Landkreis widerstandsfähiger gegenüber Krisen. Daher sei es kein Zufall, dass viele Menschen in die Region einpendeln oder ganz hierherziehen, so Schultheis.
Flexible Arbeitsverhältnisse
Der ungenügende Nachschub an Fachkräften sei bereits vor 20 Jahren ein Thema gewesen, doch habe sich die Situation seither in die Fläche verlagert: auch Handwerksbetriebe und Dienstleister seien heute auf der Suche nach gut ausgebildeten Mitarbeitern. Ohne eine passgenaue Qualifizierung und die Option einer beruflichen Neuorientierung sei dieser Entwicklung kaum beizukommen. Schon gar nicht angesichts der immer rasanter werdenden Digitalisierung vieler Branchen und Fachbereiche.
Es gehe in Zukunft mehr denn je auch darum, die „stillen Reserven“ für den Arbeitsmarkt zu generieren. Etwa ältere Menschen oder Mütter, die beispielsweise eine Karrierepause für die Erziehung ihrer Kinder eingelegt hatten. Dafür brauche es nicht nur flexible Arbeitsverhältnisse, sondern zunächst einmal die richtigen Kanäle, um offensiv an diese Klientel heranzukommen. Die Agentur versucht dies über Infoveranstaltungen und Messen. Mit Erfolg, wie Meike Manocchio unterstreicht.
In einem frühen Stadium gehe es eher darum, berufliche Orientierung in der Schule zu verbessern – und dabei auch Lehrer und Eltern mitzunehmen. Denn noch immer werden nicht wenige Berufswünsche durch das Elternhaus geprägt. Für die neue Agenturchefin sind aber auch die Kontakte zu den Betrieben entscheidend, um der Jugend mehr Wissen über konkrete Berufsfelder anbieten zu können. Praktika hält sie für ideal, um mehr über einen Ausbilder oder Arbeitgeber zu erfahren.
Rosemarie Schultheis sieht die Bensheimer Agentur für die kommenden Jahre personell wie inhaltlich gut aufgestellt. Und auch die Rahmenbedingungen stimmen: Die Jugendarbeitslosigkeit im Kreis Bergstraße bewegt sich auf einem konstant niedrigen Niveau, die Gesamt-Arbeitslosenquote rangiert knapp unter vier Prozent. Der Arbeitsmarkt zeige sich weiterhin robust, so Rosemarie Schultheis zuversichtlich.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-fuehrungswechsel-bei-der-agentur-fuer-arbeit-in-bensheim-_arid,2041686.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html