Geflüchtete I

Bergsträßer Städte und Gemeinden suchen nach Lösungen zur Unterbringung von Flüchtlingen

Die Städte und Gemeinden setzen auf verschiedene Lösungsansätze. Private Immobilien sind wenige verfügbar, viele mieten Container an.

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Angela Schrödelsecker
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Im früheren Luisenkrankenhaus in Lindenfels wurden durch den Kreis Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. © Thomas Neu

Bergstraße. Vor rund einem Jahr standen die Kommunen im Kreis Bergstraße vor der großen Herausforderung, je nach Einwohnerzahl eine entsprechende Anzahl geflüchteter Menschen unterzubringen. Die Sorge in den Rathäusern sowohl vor der administrativen als auch finanziellen Herausforderungen war groß.

Seit Mai 2023 bekamen sie insgesamt, nach Angaben des Kreises, 1686 Personen zugeteilt (Stand: 22. März 2024). Etwa 20 bis 30 Menschen werden wöchentlich den Kommunen zugewiesen, wobei es sich nach Angaben des Kreises großteils um anerkannte Asylbewerber handele. Nach wie vor stellt die Unterbringung der Menschen viele der Kommunen vor Probleme. Das wird bei einer Umfrage in den Rathäusern deutlich.

Bensheim plant Unterkunft auf dem Festplatz

Bensheim bekam nach aktuellem Stand im Einzugsgebiet des Bergsträßer Anzeigers mit 291 Menschen die meisten Geflüchteten zugewiesen. Wie die Stadt mitteilt, seien bislang ausschließlich Häuser angemietet worden. Es gibt aktuell zehn Unterkünfte, die kleinste bietet Platz für acht Personen, die größte für 83. In Bensheim sind den Angaben nach kaum noch freie Plätze verfügbar.

Kommunen bekommen seit dem 1. Mai Geflüchtete zugeteilt

  • Die Städte und Kommunen sind seit gut 11 Monaten für die Unterbringung von Geflüchteten mitverantwortlich und müssen selbst Lösungen finden.
  • Auf die Anzahl der geflüchteten Menschen, die ihnen vom Kreis zugeteilt werden, haben sie keinen Einfluss. Wie das Landratsamt mitteilte, sei das Kriterium die jeweilige Einwohnerzahl im Verhältnis zu der Anzahl der dem Kreis zugeteilten Menschen.
  • Die Registrierung und die Leistungsgewährung erfolgen weiterhin vonseiten des Kreises.
  • Nach Darstellung des zuständigen Dezernenten Matthias Schimpf hätte das Landratsamt diese Situation gerne vermieden. Bereits im November 2022 seien die Bürgermeister darüber informiert worden, dass eine zentrale Unterbringung durch den Kreis im Jahr 2023 nicht mehr gewährleistet werden könne.
  • Auf die Bitte um Unterstützung durch die Kommunen, die angehalten wurden, größere Immobilien oder Flächen zu melden, habe es allerdings nur „spärliche Rückmeldungen“ gegeben, so Schimpf.
  • Da auch die Bemühungen des Kreises, weitere adäquate Unterbringungsmöglichkeiten zu akquirieren, vergeblich waren, hätten die Direktzuweisungen erfolgen müssen.
  • Die Kommunen wurden am 11. Januar 2023 über die Direktzuweisungen informiert. asch

Im ersten Quartal bekam Bensheim noch 132 Geflüchtete zugewiesen. Die Zahlen für das zweite Quartal liegen noch nicht vor, gehen aber zurück. Es sei aber nicht absehbar, wie sich das Jahr noch entwickle. Die Belegung der Unterkünfte sei ein dynamischer Prozess, es sei viel Bewegung in den Unterkünften. Man schaue daher wöchentlich, wie und wo man die Geflüchteten unterbringe: „Das ist eine herausfordernde Aufgabe, die von unserem Team Soziales mit einem hohen Aufwand und großem Engagement erledigt wird.“

Aktuell plane man zusätzlich eine Unterkunft für rund 200 Menschen auf dem Festplatz. Zusätzlich betreibt der Kreis in Bensheim die Zeltstadt mit derzeit 300 Bewohnern, zwei größere Unterkünfte für etwa 80 Menschen und zahlreiche kleinere Unterbringungen.

In Zwingenberg gibt es ab September keine Plätze mehr

Zwingenberg bekam nach aktuellem Stand bislang 72 Geflüchtete zugewiesen. Sie sind in der neu erworbenen Jugendherberge und im ehemaligen Bauhofgebäude, welches bereits im Besitz der Stadt Zwingenberg war, untergebracht.

Aktuell wurden, wie es in der Beantwortung der Nachfrage der Redaktion heißt, weder Immobilien angemietet, noch Wohncontainer aufgestellt. Ab April dieses Jahres beträgt die Zuweisungsquote zehn Geflüchtete pro Quartal, zuvor wurden 21 Personen im vierteljährlichen Abstand zugewiesen. In Anbetracht der aktuellen Zuweisungsquote werden die Wohnraumkapazitäten voraussichtlich bis September 2024 ausreichen.

Die Unterkünfte für Flüchtlinge in der Lorscher Lagerhausstraße. © Thomas Neu

Die Gremien der Stadt Zwingenberg beschäftigen sich bereits mit einer entsprechenden Planung. Konkrete Pläne liegen aber noch nicht vor. Der Kreis Bergstraße hat in Zwingenberg zusätzlich zwei Immobilien zur Unterbringung angemietet.

Lindenfels ist im Soll, kann die Quote aber erfüllen

Lindenfels hat bis zum Jahresende 2023 31 Menschen aufgenommen. Damit ist die Stadt im Aufnahmesoll – 22 Personen müssen noch untergebracht werden. Wie Bürgermeister Michael Helbig mitteilt, seien in den derzeitigen Unterkünften der Stadt noch Platz für 21 Menschen, so dass die Quote nahezu erfüllt werden könne.

Die Schaffung weiterer Unterkünfte sei derzeit in Planung und entsprechende Gespräche würden laufen. Neben dem vom Kreis Bergstraße betriebenen ehemaligen Luisenkrankenhaus als Flüchtlingsunterkunft hat die Stadt Lindenfels mehrere Wohnungen in der Kernstadt angemietet. Zudem gibt es auch eine Wohnung in Winterkasten, die im Besitz der Stadt Lindenfels ist und als Unterkunft genutzt werden kann.

In Heppenheim sind die Kapazitäten erschöpft

In Heppenheim sind im Moment 146 Geflüchtete untergebracht. Dafür werden teilweise Wohnungen im Besitz der Stadt genutzt, es wurden aber auch Wohnungen und Häuser angemietet. In diesem Quartal wurde Heppenheim 30 Menschen zugewiesen.

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Da die Wohnraumkapazitäten jetzt erschöpft sind, steht die Stadt den Angaben nach in Verhandlungen, um weitere Immobilien anzumieten. Der Kreis betreibt, neben dem früheren Hotel „Bruchsee, zusätzlich vier weitere Unterkünfte im Stadtgebiet.

Einhausen muss Wohncontainer anmieten

42 durch den Kreis zugewiesene Flüchtlinge wurden bislang in Einhausen untergebracht. Sie sind in Gebäuden der Gemeinde untergekommen. Wie der Bürgermeister Helmut Glanzner auf Nachfrage mitteilt, gab es kaum positive Rückmeldungen für den Kauf und die Vermietung von privaten Immobilien.

Aktuell müsse man Wohncontainer anmieten und aufstellen, da die Kapazitäten erschöpft seien und in diesem Quartal noch 24 Menschen eine Unterkunft brauchen. Zusätzlich gibt es nach Angaben von Glanzner auch noch Unterkünfte des Kreises.

Lautertal hat noch freie Kapazitäten

Die Gemeinde Lautertal bekam vom Kreis bislang 61 Geflüchtete zugewiesen. Wie die Kommune mitteilt, habe man mit der ehemaligen Gaststätte „Zur Siegfriedsquelle“ selbst Wohnraum geschaffen, es werde aber auch Wohnraum angemietet.

Auch wenn nicht alle verfügbaren Plätze belegt sind, sei man aber immer dankbar für weitere Möglichkeiten Wohnraum anzumieten. Im ersten Quartal seien 10 Menschen untergebracht worden, bis Quartalsende müssen insgesamt 19 Geflüchtete eine Unterkunft erhalten. In der Gemeinde gibt es keine kreiseigenen Unterbringungen.

Lorsch plant weitere Containeranlagen

132 Geflüchtete sind Lorsch bislang zugewiesen worden – drei Menschen sind bereits angekündigt. Damit liegt die Zahl bei 135. Wie die Stadt mitteilt, werden sie in angemieteten Containern untergebracht. Bei Vollbelegung sind dies 120 Personen. Kleinere Fluktuationen, wenn zum Beispiel anerkannte Flüchtlinge eine Wohnung finden, ermöglichen es die Container neu zu belegen.

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Im ersten Quartal kamen 20 Personen nach Lorsch, die Stadt rechnet aber damit, dass die Zahlen wieder das Vorjahresniveau erreichen und bei rund 40 Personen pro Quartal liegen werden. Genaue Prognosen hingen aber von den aktuellen politischen Gegebenheiten auf der Welt ab. Die Kapazitäten sind den Angaben nach allerdings jetzt bereits ausgeschöpft.

Private Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge seien nur punktuell zu finden. Deshalb baue man gerade eine weitere Containeranlage und eine dritte ist in Planung. Der Kreis betreibt in der Lagerhausstraße noch Häuser, die seit 2018 von Asylbewerbern und Spätaussiedlern bewohnt werden. Hier wohnen aktuell 240 Menschen.

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