Heppenheim. Vor ausverkauftem „Haus“ und einem empathischen Publikum gastierte die Kölner A-cappella-Gruppe „Basta“ einige Tage vor dem Festspiel-Finale im historischen Kurmainzer Amtshof. Nach „23 Jahren Bandgeschichte“ führte der Weg der Vokal-Enthusiasten zum ersten Mal nach Heppenheim – „eine Stadt, für die das Wort pittoresk hätte erfunden werden müssen.“
Mit ihrer neusten – und wohl letzten – A-cappella-Show (Titel: „Eure liebsten Lieder“) verabschiedeten sich die beliebten und gefeierten Basta-Jungs von ihrer treuen Fangemeinde mit einem mitreißenden Potpourri ihrer schönsten und erfolgreichsten Songs aus neun Alben.
Nach China eingeladen
Deutschlandweit bekannt wurden die fantastischen Fünf durch zahlreiche Fernsehauftritte, unter anderem bei Barbara Schöneberger und Jörg Pilawa, in der Kölner Philharmonie und beim Weltjugendtag. Im Jahr 2009 hatte das Goethe-Institut die Gruppe nach China eingeladen und im gleichen Jahr übernahm „Basta“ Sing- und Sprechrollen im Fernsehmusical „Käpt’n Blaubär und der blöde Wolf.“
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Inzwischen ist aus dem Quintett ein Quartett geworden. Mitbegründer Rene Overmann musste nach einem Sportunfall mit gravierenden Folgen die Band verlassen. Möglicherweise ist auch das Ausscheiden von Overmann ein Grund dafür, dass „Basta“ sich auflöst und sein „aktives Bandleben 2022 beendet“.
Vom Abschied-Blues war trotz allem auf der letzten Tour der A-cappella-Akrobaten William Wahl (Tenor), Mirko Schelske (Bariton), Werner Adelmann (Tenor) und Arndt Schmöle (Bass) nicht zu spüren – ganz im Gegenteil.
Die Tücken des Alltags
Die vier Sänger bezirzten und erheiterten die Zuhörer mit ihren Hits und musikalischen Preziosen, die sich auf unvergleichlich humorvolle Weise mit den Tücken des Alltags und den kleinen und großen Fragen drumherum beschäftigen. Beispiel: „Wer hat eigentlich gesagt, dass man nicht schielen soll, weil man sonst ein Auge verliert?“, oder „Wer hat eigentlich gesagt, dass Frauen und Männer keine Freunde sein können?“ Fazit jedes Mal: „Er hatte recht.“
Nicht nur die selbst geschriebenen Texte machen die Faszination der Band aus und sorgen für gute Laune – es sind auch die quicklebendigen Choreographien, die Tanzeinlagen, die Soli der stimmgewaltigen Musiker, deren Bühnenpräsenz und die flotten Arrangements. Dass sich die Sänger gern selbst auf die Schippe nehmen, quittierten die mehr als 300 Besucher mit Lachanfällen.
Ihre feurige Leidenschaft für das „Singen ohne Instrumente“, die sie mit dem Klassiker, „Es ist nur a-cappella, doch ich mag es“, augenzwinkernd preisgaben, ist vor allem eines – extrem ansteckend. Nach zweimonatiger Sommerpause gaben die vier Freunde und Sänger richtig Gas und rockten, was das Zeug hielt. Und so manches peinlich gehütete Geheimnis wurde gelüftet – siehe: „Ich stehe halt auf Schlager.“ Mal outeten sich William, Mirko, Werner und Arndt als talentierte Geschichtenzähler, mal als begeisternde Märchenonkel. Und das Spielen mit Klischees gelingt bravourös.
Bekannte Melodien
Mit ihrem Büroshanty „Cut, copy & Paste“ entführten die vier ihr Publikum in die unendlichen Weiten eines Großraumbüros und gleich drauf mit ihrem „Reggaeton im Altersheim“ in eine tanzwütige Geriatrie nach dem Motto, „mit Eierlikör und Ibuprofen knallt’s so richtig.“ Ach ja: Und die Ernährungs-Fanatiker bekamen auch ihr Fett weg. „Ich bin Laktose tolerant“, frotzelte Mirko, der einem Milchkaffee glatt den Vorzug vor jedem Hafer- und Sojadrink gibt.
Dass die Gruppe durchaus auch bekannte Melodien mit eigenen deutschen Texten aufpeppen kann, bewiesen die Jungs mit dem Abba-Klassiker „Chiquitita“. Im „Basta“-Original verwandelt sich die Ballade aus den Siebzigern in eine „Schicke Kita“ mit Therapeut und Töpfchen-Training. Einfach köstlich.
Natürlich funktioniert eine Show nur dann richtig gut, wenn die Chöre aus dem Auditorium mitspielen. Und das taten sie in Heppenheim. Ohne Zugaben, ganz klar, kamen die A-cappella-Virtuosen nicht von der Bühne. Es wurde ein letztes Mal emotional, ehe sich die Kölner verabschiedeten.
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