Bergstraße. Die 14-jährige Franziska Trillig und ihre zwei Jahre alte Siberian-Husky-Hündin Shira sind ein unschlagbares Team: Seit einem Jahr fahren sie fast jeden Tag mit dem Dogscooter mehrere Kilometer durch die Straßen der Gemeinde Fürth. Gerade bereiten sie sich auf ihren ersten Wettkampf, die „Canilympics“ in Thüringen, vor.
„Der Sport macht uns einfach Spaß und bereitet uns gute Laune. Außerdem sind wir danach ausgepowert und ich kann mich zum Beispiel besser auf die Schule konzentrieren“, erzählt Franziska (Bild: privat), die in die neunte Klasse der Martin-Luther-Schule (MLS) in Rimbach geht. „Dogscooting ist wie eine gesunde Droge, die süchtig macht.“
Was ist Dogscooting eigentlich genau?
Dogscooting ist ein Zughundesport. Statt eines Schlittens kommt hierbei ein spezieller Tretroller, der sogenannte Dogscooter, zum Einsatz. „Dogscooting erfordert Geschick, Vertrauen und Koordination im Team mit dem Hund“, erklärt Franziska. Sie übt diesen Sport nicht nur im Winter bei Schnee, sondern auch bei bis zu 15 Grad Celsius fast das ganze Jahr über aus.
Wichtige Kommandos
Für das Dogscooting muss der Hund die Kommandos seines Mushers beherrschen. Die Wichtigsten:
- „Go!“ und „Stop!“ („Los!“ oder „Auf geht‘s!“ verwendet man mehr im Alltag, der Hund kann die Wörter so besser unterscheiden).
- „Haw!“ und „Gee!“ (englisch ausgesprochen, mit gedehntem „a“-Laut: „Haa/oo“ und „Dschi“). Hierbei handelt es sich um die international gängigen Begriffe für links und rechts.
- „Weiter!“ – Dieser Befehl erweist sich als vorteilhaft, wenn der Hund an etwas vorbeilaufen oder an einer Kreuzung nicht abbiegen soll.
- „Schneller!“ und „Langsam!“ als Bestimmung, ob der Hund rennen oder traben soll.
- „Zurück!“ und „Geh voran!“ für das Wenden und Vorbereiten auf das Startsignal.
- „Rüber!“ und „Hier lang!“, wenn eine Straße überquert werden soll und wenn der Hund auf einem Weg weiter links oder rechts laufen soll, zum Beispiel bei Gegenverkehr oder beim Überholen.
Aber nicht nur Siberian Huskys wie Shira haben dabei ihren Spaß, sondern auch Familienhunde. Zudem ist Dogscooting nicht nur als Freizeitbeschäftigung geeignet, sogenannte Musher wie Franziska können mit ihren Hunden auch an Wettkämpfen teilnehmen und Mitglieder eines Vereines werden. Wichtig ist auch, dass der Hund die Kommandos perfekt beherrscht; der Musher lenkt ihn nur mit seiner Stimme.
Was sind die Voraussetzungen für Dogscooting?
„Man sollte mehr als nur Grundkenntnisse in der Hundeerziehung besitzen“, sagt Franziska. Der Sport kann mit fast jedem Hund ausgeführt werden. Allerdings sollte er mittelgroß bis groß und sportlich sein, möglichst keine Angst vor Fahrrädern haben und das Hunde-Abc kennen. Kleinere Hunde eignen sich nur, insofern sie zugtauglich sind. Franziska erklärt: „Ganz wichtig ist das Alter des Hundes. Erst mit einem Jahr darf er langsam anfangen, leichte Lasten zu ziehen. Bei Senioren mit zum Beispiel Arthritis sollte lieber auf den Sport verzichtet werden.“
Welche Ausstattung wird benötigt?
Der Dogscooter wird vom Hund gezogen, der in ein spezielles Zuggeschirr, meist ein X-Back-Geschirr, geschnallt wird, damit das Gewicht gleichmäßig auf den Körper verteilt wird. Der Scooter wird mit einer speziellen Jöring- beziehungsweise Bungeeleine mit dem Hund verbunden. „Sie dient als Ruckdämpfer für den Rücken des Hundes, damit das Anziehen leichter gemacht wird. Sie sollte mindestens 2 bis 2,50 Meter lang sein, wenn sie gedehnt ist“, sagt Franziska.
Um zu verhindern, dass diese Leine in die Speichen gerät, wird eine „Bike-Antenne“ benötigt. Bei Schotter oder unwegsamem Gelände empfiehlt es sich, sogenannte Booties (spezielle Hundeschuhe) zu tragen. Aufgrund möglicher Gelenkschäden sollte außerdem nicht zu lange auf hartem Asphalt gefahren werden. „Die große Spanne an Ausstattung ist wichtig, aber relativ teuer. Kostengünstigere Alternativen sind Canicross zu Fuß oder Bikejöring mit dem Fahrrad.“
Wie wird der Hund zum Ziehen am Scooter verleitet?
„Um dem Hund das Dogscooting beizubringen, ist ein ruhiger Ort mit ebenen, glatten und unbefahrenen Wegen vorteilhaft. Eine Begleitperson, die der Hund kennt und mag, sollte dabei sein“, berichtet Franziska. Dem Vierbeiner wird das Geschirr angelegt und mit der Leine verbunden. Der Hund sollte an das Geschirr gewöhnt sein und es bestenfalls mit Ziehen in Verbindung bringen.
„Es gibt zwei Varianten, wie das Dogscooting beigebracht wird.“ Der Musher stellt sich auf den Scooter und die Begleitperson bringt den Hund mit dem Befehl „Geh voran!“ nach vorne, sodass die Leine straff ist. Dann nimmt sie ein Leckerli oder das Lieblingsspielzeug und ermuntert den Hund damit, langsam ein paar Meter zu ziehen.
Dabei sollte der Musher auf dem Dogscooter mittreten, die Leine muss dennoch gestrafft sein, sodass der Hund Zug verspürt. Nach ein paar Metern sollte der Hund gelobt werden. Die zweite Variante: Die Begleitperson kniet sich dem Gespann zugerichtet fünf bis zehn Meter entfernt auf den Boden. Dann ruft sie nach dem Hund. Der Musher sagt gleichzeitig das Startkommando und der Hund rennt oder läuft los. Sobald der Hund bei der Begleitperson angekommen ist, erhält er eine Belohnung.
Bei beiden Varianten wird mit der Zeit die Distanz gesteigert und ohne Begleitperson geübt.
Wann muss der Musher mittreten?
„Wenn es bergauf geht, sollte der Musher mithelfen, da es für den Hund sonst zu anstrengend wird“, sagt die junge Musherin. Die Regel besage: Jeder normale Haushund kann das Vierfache seines eigenen Körpergewichtes ziehen. Nordische Rassen wie zum Beispiel Siberian Huskys, Alaskan Malamutes oder Grönlandhunde können das Sechs- bis Neunfache ihres Gewichtes ziehen.
Worauf muss sonst noch geachtet werden?
„Wichtig ist, dass nur kleine Schritte gemacht werden und der Vierbeiner nicht überfordert wird. Am Anfang reichen 10 bis 15 Minuten, denn Dogscooting ist für den Hund eine sehr schwere Aufgabe für Kopf und Körper. Bestrafen sollte man nie. Dem Hund soll es Spaß machen!“, erklärt Franziska. Und sie fügt eine wichtige Faustregel hinzu: „Zuerst Zug, dann Tempo.“ Ihr Tipp: Wer an Wettkämpfen teilnimmt, sollte mehr Kilometer beim Training fahren als beim darauffolgenden Rennen. ft
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