Tiere

Streift ein Wolf durch Lindenfels?

Beim Wolfszentrum Hessen wurde eine Wolfssichtung gemeldet – bestätigt oder ausgeschlossen werden kann das Vorkommen des Raubtiers ohne Fotos und Videos jedoch nicht.

Von 
Nora Strupp
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Sowohl in Glattbach als auch in der Lindenfelser Kernstadt wurde von mehreren Personen mutmaßlich ein Wolf gesichtet. Das Wolfszentrum Hessen appelliert jedoch, Informationen zu Wolfssichtungen, die etwa auf sozialen Netzwerken kursieren, mit Vorsicht zu genießen. Wer glaubt, einen Wolf gesehen zu haben, kann die Sichtung jederzeit an das Wolfszentrum melden und somit das hessische Wolfsmonitoring unterstützen. © picture alliance/dpa

Lindenfels. Seit Mitte Februar kursieren in Facebook mehrere Meldungen zu Wolfssichtungen in Lindenfels. So habe etwa am 13. Februar um 15 Uhr eine Spaziergängerin während der Gassi-Runde mit dem Hund am Ortsrand von Glattbach bemerkt, dass ein Wolf die Bewegungen im Ort und den Weg aus etwa 50 Metern Entfernung beobachtete. Um 17.30 Uhr habe dann ein Tierhalter an gleicher Stelle festgestellt, dass der Wolf noch immer den Ort und auch seine Ziegenherde im Blick habe. Er sei etwa zehn Meter auf den Wolf zugegangen, doch der Wolf sei nicht davongelaufen.

Außerdem wird davon berichtet, dass ein Anwohner in der Straße „Am Kümmelberg“ in der Lindenfelser Kernstadt in der Nacht zum 21. Februar, um 2 Uhr ein etwa 60 Zentimeter hohes, wolfsartiges Tier vor seinem Haus angetroffen und mit einer Taschenlampe angestrahlt habe.

Etwa zwei Wochen später, am 9.März, habe eine Frau im Bereich Seewiesenweg – also in unmittelbarer Nähe des Kümmelbergs – beim morgendlichen Rundgang mit dem Hund plötzlich vor einem Wolf gestanden. Die Entfernung zum Raubtier habe etwa zwölf Meter betragen. Der Wolf sei Schätzungen zufolge als etwa 70 Zentimeter groß beschrieben worden, heißt es in einer dritten Facebook-Meldung. Doch was genau hat es mit diesen Sichtungen auf sich? Streift tatsächlich ein Wolf durch Lindenfels?

Nicht alle Informationen stammen immer aus verlässlichen Quellen

Während Kai Elsäßer, Förster des Reviers Lautertal/Lindenfels, sagt, dass ihm keine Wolfssichtungen bekannt seien, bestätigt die Pressestelle von Hessen-Forst zumindest, dass dem Wolfszentrum Hessen, das Teil des Landesbetriebs Hessen-Forst ist, am 13. Februar eine Sichtung in Lindenfels gemeldet wurde.

Aber: „Hierzu liegt uns kein Bildmaterial vor. Somit wurde diese Meldung nach den bundesweiten Standards als ,C3 – Wolf kann weder bestätigt noch ausgeschlossen werden‘ eingestuft“, schreibt das Wolfszentrum. Daneben gibt es noch die Kategorie „C1 – eindeutiger Nachweis; harte Fakten, die die Anwesenheit der entsprechenden Tierart eindeutig bestätigen“ und „C2 –bestätigter Hinweis; von erfahrener Person überprüfter Hinweis, bei dem ein Wolf als Verursacher bestätigt werden kann. Die erfahrene Person kann den Hinweis selbst im Feld oder anhand einer aussagekräftigen Dokumentation von einer dritten Person überprüfen und bestätigen.“

Die Meldung der Wolfssichtung am 13. Februar sei bisher die erste in Lindenfels gewesen, zuvor habe noch keine gegeben. Generell habe man im Kreis Bergstraße bislang noch keinen Wolf genetisch nachweisen können.

Das Wolfszentrum mahnt zeitgleich zur Vorsicht, was Wolfshinweise auf sozialen Netzwerken betrifft: „Uns ist bewusst, dass es verschiedene Gruppen gibt, die Informationen zur Wolfssituation verbreiten, die nicht immer auf verlässlichen Quellen basieren und teilweise sogar falsche oder irreführende Inhalte enthalten. Wir möchten an dieser Stelle alle Beteiligten und interessierten Personen dringend dazu ermutigen, diese Informationen stets kritisch zu hinterfragen. Es ist wichtig, sich nicht von unbewiesenen Behauptungen beeinflussen zulassen und sich nicht von solchen Quellen instrumentalisieren zu lassen.“

Meldungen helfen dabei, die Wolfsverbreitung zu überwachen

Wer jedoch meint, einem Wolf begegnet zu sein, kann diese Sichtung jederzeit an das Wolfszentrum melden und somit das hessische Wolfsmonitoring unterstützen. Am besten geschieht dies über das Meldeportal der Homepage des Wolfszentrums unter https://monitoring.wolfszentrum.hessen.de/login.

Nach der Anmeldung werden Nutzer durch einen detaillierten Fragenkatalog geführt. „Somit kann es nicht zu Missverständnissen kommen und wir erhalten alle wichtigen Informationen. Die Eingabe von vollständigen Daten bei Meldungen verhindert die Produktion von nicht überprüfbaren Datensätzen, welche für das Monitoring nicht verwertbar sind, aber trotzdem Ressourcen binden“, erläutert das Wolfszentrum.

Bei Fragen oder Hinweisen kann man dem Wolfszentrum auch eine Nachricht über das Kontaktformular unter https://wolfszentrum.hessen.de/kontakt oder per E-Mail anwolf@forst.hessen.de senden. Hierüber können Anregungen oder Informationen zu Wolfsaktivitäten unkompliziert an das Wolfszentrum übermittelt werden.

Kontakt für Wolfsmeldungen oder Rissverdachtsfälle

Wolfsmeldungen (außer Rissverdachtsfälle): Eingabe durch meldende Person unter: https://monitoring.wolfszentrum.hessen.de

Rissverdachtsfälle Nutztiere: Wolfshotline kontaktieren unter Tel.: 0611 / 32572000 (Montag bis Sonntag, 8 bis 16 Uhr)

Rissverdachtsfälle Wildtiere: Wolfshotline kontaktieren unter Tel.: 0611 / 32572000 (Montag bis Donnerstag, 8 bis 16 Uhr, Freitag von 8 bis 12 Uhr) oder außerhalb dieser Zeiten direkt ehrenamtliche Wolfsberater der Region kontaktieren, Kontaktdaten unter: https://wolfszentrum.hessen.de

Fachliche Fragen zum Herdenschutz: Landesbetrieb Landwirtschaft

Fragen zur Förderung von Herdenschutzmaßnahmen: Landwirtschaftsämter der Landkreise

Fragen zum Schadensausgleich bei bestätigten Nutztierrissen mit Verursacher Wolf: Obere Jagdbehörde / Regierungspräsidium Kassel

„Wir möchten darauf hinweisen, dass auch Wolfsichtungen ohne Foto- oder Videobeweis wertvolle Informationen für das Wolfsmonitoring liefern. Auch ohne visuelle Beweise können wir durch die Meldung von Sichtungen Muster erkennen und die Bewegungen sowie das Verhalten der Wölfe besser nachvollziehen. Diese Daten sind entscheidend, um die Verbreitung der Wolfspopulation zu überwachen und gegebenenfalls frühzeitig auf etwaige Veränderungen reagieren zu können. Jede Sichtung trägt dazu bei, ein umfassendes Bild der Wolfsaktivitäten zu erhalten“, betont das Wolfszentrum.

Dass mutmaßlich ein Wolf zunächst im Kümmelberg und nur 16Tage später in der Nachbarstraße Seewiesenweg in Lindenfels herumlief, warf bei Facebook-Nutzern Fragen auf: „Wenn es im Seewiesenweg war, dann hat er sich vom Kümmelberg kaum wegbewegt“, schlussfolgert eine Dame. „Was ja vielleicht dafürspricht, dass er krank oder verletzt ist“, mutmaßt eine weitere Nutzerin.

Über die näheren Hintergründe, weshalb sich das Raubtier womöglich länger im selben Gebiet aufhält, kann auch das Wolfszentrum nichts sagen: „Da uns zu diesem Vorfall keine Meldung gemacht wurde und wir daher nicht alle nötigen Informationen haben, können wir dazu keine Auskunft geben. Generell kann es viele Gründe geben, weswegen ein Wolf an einer Stelle verweilt.“

Durchqueren von Siedlungen ist kein auffälliges Verhalten

Wenn man auf einen Wolf trifft, sollte man jedoch nicht in Angst verfallen. „Von Wölfen geht keine größere Gefahr aus als von anderen wehrhaften Wildtieren wie Wildschweinen oder von Haushunden, die sich außerhalb des Einwirkungsbereichs ihres Halters befinden“, erörtert das Wolfszentrum. In Deutschland habe es seit der Rückkehr des Wolfes vor 25 Jahren keinen Übergriff auf Menschen gegeben. Wolfsübergriffe auf Menschen in anderen Ländern wie Indien, Iran oder Türkei seien zum Großteil auf tollwütige Tiere zurückzuführen. Dank der Ausbringung von Impfködern gilt Deutschland seit 2008 als tollwutfrei.

„Zudem ist es wichtig, zu wissen, dass Wölfe bei einer Begegnung meist nicht panisch flüchten, sondern häufig erstmal die Lage einschätzen. Vor allem Jungtiere, die optisch für einen Laien oft nicht von erwachsenen Tieren unterschieden werden können, bleiben häufig erstmal stehen und verweilen einen Moment. Auch laufen die Tiere in der Regel in gemäßigtem Tempo davon“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Darüber hinaus gibt das Wolfszentrum einige Tipps, wie man sich bei einer Begegnung mit einem Wolf, die potenziell überall in Hessen möglich sei, am besten verhalten sollte:

  • Ruhe bewahren und auf sich aufmerksam machen (zum Beispiel durch Rufen oder Klatschen).
  • Nicht wegrennen, da sonst der Jagdinstinkt des Wolfes getriggert werden könnte.
  • Langsames Entfernen, mit dem Gesicht Richtung Wolf.
  • Nähert sich der Wolf dennoch, sollte man mit Bestimmtheit auf ihn zu gehen und gegebenenfalls Steine oder Stöcke nach ihm werfen.
  • Nicht füttern, streicheln oder hinterherlaufen.
  • Nicht Welpen nähern.
  • Nicht in die Enge treiben und dem Wolf eine Fluchtmöglichkeit lassen.
  • Keinen Müll im Wald liegen lassen.
  • Tote und verletzte Tiere meiden.
  • Sichtung beim Wolfszentrum melden.

„Wölfe meiden Menschen, nicht aber menschliche Strukturen. Das Annähern oder auch Durchqueren von menschlichen Siedlungsstrukturen ist daher kein auffälliges Verhalten“, informiert das Wolfszentrum auf seiner Internetseite.

„Menschen in Fahrzeugen und auf Pferden werden nicht als Menschen wahrgenommen. Deswegen ist eine zufällige Beobachtung aus dem Auto heraus wahrscheinlicher als einem Wolf beispielsweise bei einem Spaziergang zu begegnen. Falls Sie mit einem Hund unterwegs sind, leinen Sie diesen an. Hunde können als Bedrohung wahrgenommen werden. Die Nähe des Besitzers bietet ihm den besten Schutz. Gefahr für den Menschen besteht dabei nicht“, unterstreicht das Wolfszentrum.

Merkmale eines Wolfes

Wölfe haben eine hochbeinige Statur und eine eher quadratische Körperform mit einer fast waagerechten Rückenlinie .

Sie besitzen ein graues oder bräunlich-ockerfarbenes bis rötliches Fell mit heller Maulpartie .

Die Ohren sind eher klein und dreieckig, der Schwanz wird meist hängend geradegetragen und hat oft eine dunkle Spitze.

Die Schnauze ist relativ lang.

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