Bensheim. Seit nunmehr 48 Jahren ist der Bensheimer Frauen-Handball unter den Labeln TSV Auerbach, SG Bensheim/Auerbach und HSG Bensheim/Auerbach durchgängig in 1. oder 2. Bundesliga unterwegs. Mit dieser Bilanz zählen die Bensheimerinnen zu den Bundesliga-Seniorinnen. Es passte also, dass die Flames am Freitagabend beim traditionellen Community-Treffen vor dem Start in die Saison 2023/24 ein Bingo-Spiel in etwas abgewandelter Form anboten. Auf einem Zettel waren 20 Attribute notiert, die von den zahlreich anwesenden Sponsoren und Unterstützern den Spielerinnen zugeordnet werden mussten. Nachfragen bei den Akteurinnen waren erlaubt. Die Zettel mit allen richtigen Lösungen kamen in einen Lostopf. Zu gewinnen gab es zwei Tickets für das Supercup-Finale in Ludwigsburg, das die Flames am Samstagabend mit 23:34 gegen die SG BBM Bietigheim verloren.
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Die Bingo-Auflösung brachte Erkenntnisse unter anderem über die vier Neuzugänge der HSG. Sophia Ewald, die aus Erding bei München stammt, hat als Kind davon geträumt „Chef vom FC Bayern“ zu werden. Vor Kurzem war der Posten bekanntlich vakant, Sophia ist es nicht geworden. Dafür hat das 18-jährige „Küken“ des Teams, das aus der Flames-Nachwuchs-Akademie kommt, einen Bundesliga-Vertrag in der Tasche.
Bei Mia Ziercke muss der Lautstärkeregler bei allen Geräten auf eine gerade Zahl eingestellt sein. Kim Naidzinavicius hat Angst vor Federvieh aller Art, besonders vor Tauben. Und auch ziemlich „verrückt“ in einer digitalisierten Welt: Tabea Coors hat „fast immer ein Buch dabei“. Irgendwie speziell ist auch das musikalische Talent von Alicia Soffel (kein Neuzugang), die laut Bingo-Zettel „Flöte in einer Band“ spielt. Nach einer ersten flüchtigen Hörprobe über die sozialen Medien lässt sich festhalten: interessanter Sound auf jeden Fall.
Der Eintritt in eine dritte Phase
Das Bingo-Ding trug zu einem ebenso unterhaltsamen wie informativen Abend auf der Terrasse der Villa Lacus bei. Lisa Mößinger vom Marketing-Team der Flames moderierte die Veranstaltung und gab gemeinsam mit Flames-Geschäftsführer Michael Geil einen Überblick über den aktuellen Stand beim Bergsträßer Bundesligisten vor dem Auftakt in die siebte Spielzeit im Oberhaus in Folge.
Geil, in seinem 18. Jahr als Geschäftsführer, sieht die Mannschaft in eine dritte Phase eintreten. Nach „gekommen, um zu bleiben“ und der Etablierung im Mittelfeld der Liga gehe der Blick im Klassement nun nach oben. „Wir wollen in der Tabelle einen Schritt nach vorne machen.“ Der Vorjahresachte schaut in Richtung der Plätze sieben und sechs.
Eine Zielsetzung, die Heike Ahlgrimm bestätigte. Allerdings trat die Flames-Trainerin etwas auf die Euphorie-Bremse. Trotz der erfolgreichen Vorbereitung mit elf Siegen in elf Spielen inklusive zweier Turniersiege dürfe man die Erwartungen nicht überhöhen. „Wir machen einen Schritt nach dem anderen.“
Michael Geil bewertete die jüngste Entwicklung des Teams positiv. Zu den bekannten Flames-Eigenschaften wie Leidenschaft, Siegeswillen und Teamgeist sei das spielerische Element hinzugekommen. „Die Mannschaft spielt tollen Handball.“
Lange Liste an Vorgaben
Als Vize-Pokalsieger der Vorsaison ist Bensheim/Auerbach erstmals in der Vereinsgeschichte für das internationale Geschäft qualifiziert. Die Teilnahme an der European League der Europäischen Handball-Föderation sowie die Anforderungen des Strukturkonzepts des Deutschen Handball-Bundes für die Vereine der 1. und 2. Liga führen zu steigenden Kosten – und zu seiner Erhöhung des Saisonetats um „zehn, elf Prozent“, so Geil.
Die Anzahl der LED-Banden bei Bundesliga-Heimspielen muss erhöht, der blaue Handballboden bei jedem Auftritt in der Weststadthalle neu verlegt, in das technische Equipment für den Livestream investiert werden. Die Liste an Vorgaben arbeitet die HSG vor allem mit ehrenamtlichen Helfern ab. „Das ist in dieser Form kaum noch leistbar.“ In Zukunft werden die Flames für eine Reihe dieser Aufgaben externe Dienstleister einsetzen müssen, erklärte Michael Geil.
Zuständig für die Organisation der Heimspieltage ist die neue Geschäftsstellenleiterin Romina Heßler, die der Community ebenfalls vorgestellt wurde. Sie sei sehr gut aufgenommen worden und die Tätigkeit bereite ihr großen Spaß, sagte die Ludwigshafenerin. Ein Problem bei der Eingewöhnung seien für sie allerdings die Trinkgewohnheiten auf dieser Seite des Rheins: „Dass man die Weinschorle hier nicht im Dubbeglas trinkt, war neu für mich.“
Nur ein Europa-Heimspiel
Das Datum für die europäische Premiere der Flames steht bereits fest: Am 11. November bestreitet die HSG in der dritten Qualifikationsrunde der EHF-European League ein Heimspiel. Den Gegner für Bensheim/Auerbach ermitteln der VfL Oldenburg und der griechische Vertreter AC PASOK Thessaloniki in einem Hin -und Rückspiel. Die Begegnung in der dritten Qualifikationsrunde wird vorerst der einzige Heimauftritt der Flames auf europäischer Bühne bleiben. Sollte die HSG – ebenfalls nach Hin- und Rückspiel – den Sprung in die Gruppenphase des Wettbewerbs schaffen, steht ein Umzug an. Die Weststadthalle erfüllt wegen der fehlenden zweiten Längstribüne nicht die Anforderungen, die die EHF an Spielstätten für die European League stellt.
Der Plan, die Heimspiele ab der Gruppenphase in der Großsporthalle Rüsselsheim auszutragen, hat sich zerschlagen. Als neues Ausweichquartier ist die Sporthalle im je nach Fahrtroute rund 70 bis 100 Kilometer entfernten unterfränkischen Elsenfeld im Gespräch, teilte Michael Geil mitteilte. Die Halle, in der die Männermannschaft des TV Großwallstadt einst große Erfolge feierte, fasst 2500 Zuschauer.
Eine weitere EHF-Herausforderung ist die Beschränkung der Sponsoren. Die Clubs dürfen die europäische Saison nur mit acht festen Werbepartnern bestreiten. Der Sponsoren-Pool der Flames besteht aus circa 90 Partnern. Neu an Bord ist dabei eine Firma aus Liechtenstein. Dass die Gastgeber einer europäischen Partie Fahrdienste für die EHF-Delegierten von und zum Flughafen leisten müssen, ist in der Gesamtbetrachtung eine Randnotiz.
Die HSG-Spielerinnen blicken mit Freude und Humor auf den Start der European League. Begleitet von Lucie Kretzschmar an der Gitarre sang der Flames-Chor: „Europa können wir uns nicht leisten, trotzdem sind wir die G’sten.“
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