Bahn

Wird die Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim auf Eis gelegt?

Nach Medienberichten führen die Sparmaßnahmen des Bundes zu Verschiebungen größerer Bahn-Neubauprojekte. Betroffen sein soll auch die Strecke Frankfurt-Mannheim. Erste Einschätzungen vom Landrat und von Mensch vor Verkehr.

Von 
Jörg Keller
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Seit Jahren wird im Kreis Bergstraße über die Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim diskutiert. Laut Medienberichten könnte das Projekt jetzt aufgrund von Sparmaßnahmen auf unbestimmte Zeit verschoben werden. © Thomas Neu

Bergstraße. Die Verwirklichung der geplanten Bahn-Neubaustrecke Mannheim-Frankfurt, die unter anderem durch den Kreis Bergstraße führen soll, könnte vorerst auf Eis gelegt werden. Nach übereinstimmenden Medienberichten fehlt es nach den Haushaltskürzungen des Bundes an Geld. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ stehen statt der ursprünglich veranschlagten 45 Milliarden Euro zum Ausbau des Schienennetzes nur noch knapp 27 Milliarden Euro zur Verfügung.

„Die verbliebenen Mittel für die kommenden Jahre sollen offenbar praktisch ausschließlich in die Sanierung bestehender Trassen fließen“, berichtet die „Tagesschau“ online. Betroffen sein könnte davon auch die seit Jahrzehnten geplante Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim.

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Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagt jedoch laut DPA, dass sich aus der Liste keine Streichungen einzelner Projekte ableiten ließen. „Wir halten grundsätzlich unverändert an unseren Neu- und Ausbauvorhaben fest“, betont demnach die Bahn. Es bestehe aber zumindest die Gefahr einer „großen zeitlichen Verschiebung“ von Projekten. „Der Fokus bei der Umsetzung liegt, wie mit dem Bund vereinbart, zunächst auf der Modernisierung und Erneuerung des Bestandsnetzes und auf den Projekten, die bereits im Bau sind“, teilte die Bahn mit.

Auf der speziell zu der Neubaustrecke eingerichteten Webseite www.frankfurt-mannheim.de fanden sich gestern keine Informationen zu eventuellen Verzögerungen oder zu einem kompletten Stopp.

 Für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs sei eine Verschiebung oder ein Stopp des Projekts negativ

Landrat Christian Engelhardt bewertete die Entwicklung am Samstag auf Facebook als „für uns im Kreis Bergstraße hoch relevant“. Eine offizielle Mitteilung der DB Netz AG über eine Verschiebung liege ihm jedoch noch nicht vor.

Sollte sich die Nachricht bestätigen, glaubt Engelhardt zwar einerseits, dass dies „vielen Bürgerinnen und Bürgern des Kreises entgegenkommen“ würde, die „Sorgen vor einer Beeinträchtigung durch die Neubaustrecke haben“. Seit Jahren setzen sich unter anderem Lorsch, Einhausen und Langwaden für eine Streckenführung durch einen langen bergmännischen Tunnel ein, um die Kommunen entlang der geplanten Bahnstrecke und die Natur vor den Auswirkungen zu schützen. Diese Lösung wurde auch mit der Bergsträßer Konsenstrasse gemeinsam von den Akteuren im Kreis gefordert.

Für das „System Bahn unserer Region“ sei die Nachricht allerdings sehr schlecht, so Engelhardt. Schließlich solle die geplante Neubaustrecke „zwei der wichtigsten Bahnverbindungen entlasten, die völlig überlastete Riedbahn und Main-Neckar-Bahn“. Auch für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs sei eine Verschiebung oder ein Stopp des Projekts negativ. „Mein langfristiges Ziel war, dass zwischen unserem Kreis und Frankfurt/Mannheim deutlich mehr Züge fahren“, so Engelhardt in seinem Facebook-Post. Das gehe aber erst nach einer Realisierung der Neubaustrecke, da auf den bestehenden Strecken „derzeit keinerlei Platz für zusätzliche Verkehre“ sei.

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Reimund Strauch, Sprecher des Umweltverbandes Mensch vor Verkehr, der sich seit über zwei Jahrzehnten unter anderem für die Tunnellösung im Kreis Bergstraße einsetzt, kann sich nicht vorstellen, „dass das Projekt komplett gestorben ist“. Schließlich seien die seit über 25 Jahren laufenden Planungen schon relativ weit fortgeschritten. Die Unterlagen für die Planfeststellungsverfahren in sechs Teilabschnitten sollten laut Bahn in den Jahren 2024 bis 2026 eingereicht werden.

„Für den 8. Februar ist eigentlich ein von der Bahn organisierter Austausch zum Planfeststellungsabschnitt zwischen Einhausen und Mannheim geplant. Bislang habe ich nichts mehr davon gehört“, sagt Strauch im Gespräch mit dieser Zeitung. Auch, ob das für Mitte Februar geplante nächste Treffen des Beteiligungsforums zum Neubauprojekt stattfinden wird, wisse er aktuell noch nicht. Mensch vor Verkehr habe seine für den 14. Februar geplante Vorstandssitzung erst einmal abgesagt. Grundsätzlich sieht Strauch jedoch auch bei einer langfristigen zeitlichen Verschiebung der Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim ausreichend Betätigungsfelder für seinen Verband.

„Laut Satzung befassen wir uns mit allen Infrastrukturmaßnahmen im Kreis“, so Strauch. Und davon gebe es genug. Er denkt etwa an den geplanten Ausbau der B 47 oder den sechsspurigen Ausbau der A 67. „Was daraus jetzt wird, ist ja auch noch nicht klar“, erinnert Strauch daran, dass die Verbreiterung der Autobahn und die neue Bahntrasse eigentlich gebündelt geplant werden sollen.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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