Kultur

Das Showmaker-Festival Maiberg-Open-Air ist abgesagt

Das kostenlose und beliebte Event kann 2025 nicht stattfinden, weil die Kosten steigen, die Einnahmen aber nicht. Veranstalter Harry Hegenbarth von Showmaker über die Hintergründe.

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rid/ü
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Das Maiberg-Open-Air kann in diesem Jahr nicht stattfinden. © Sascha Lotz

Heppenheim. Es hat die Heppenheimer Freilichtbühne Jahr für Jahr mit Leben, Musik, Kinderlachen und Fröhlichkeit erfüllt, das Maiberg-Open-Air. Kommen konnte jeder, egal, was der eigene Geldbeutel hergab, der Eintritt war frei. Überregionale Musikgrößen traten ebenso auf wie Nachwuchsbands und junge Solokünstler. Es gab ein großes Angebot für Kinder. Kurzum: Es war ein Festival für die ganze Familie.

Doch nun musste Veranstalter Harry Hegenbarth von Showmaker die Reißleine ziehen: „Leider müssen wir das Festival absagen. Es ist uns nicht gelungen, das Event auf solide finanzielle Beine zu stellen“, verkündete er dieser Tage auf den sozialen Plattformen.

Man habe in den vergangenen Jahren „alles daran gesetzt, ein buntes Festival für alle Altersklassen auf der wunderschönen Freilichtbühne zu etablieren. Wir haben viel Kraft und Geld investiert – doch steigende Kosten auf allen Ebenen und gleichzeitig gleichbleibende Einnahmen haben uns letztlich vor große Herausforderungen gestellt.“

Schon in den vergangenen beiden Jahren hat Hegenbarth immer wieder diese Problematik angesprochen, sodass das Aus des Festivals letztlich keine Überraschung sein dürfte. Dennoch trifft es viele Fans des Open-Air hart, die gerne die fünf Tage oben auf der „Kappel“ genossen haben. 2024 ging das Maiberg-Open-Air sogar zwei Tage in die Verlängerung, nachdem es der Wettergott zuvor nicht gut gemeint hatte.

Es liege nicht an den Besucherzahlen, unterstreicht Hegenbarth im Gespräch mit dieser Zeitung. Diese seien bei normalem Wetter immer großartig gewesen. Volle Ränge im Halbrund des Amphitheaters, das sich abends in ein Lichtermeer verwandelte – eine beeindruckende Atmosphäre. Aber: Die Art von „freier“ Kultur, „wie wir sie realisieren, braucht Förderung. Gleichzeitig müssen wir akzeptieren, dass es in diesen Zeiten einfach sehr schwer geworden ist, ein Umsonst-und-Draußen-Format wie dieses aufrechtzuerhalten.“

Es gab nicht ausreichend viele Sponsoren

Er unterstreicht, dass viele Menschen versucht hätten, Showmaker zu unterstützen. Die Stadt Heppenheim sei dabei stets ein verlässlicher Partner gewesen. „Wir geben niemandem die Schuld. Es war ein Versuch, der nicht funktioniert hat“, sagt Hegenbarth. Das klingt auf den ersten Blick sachlich und nüchtern. Aber im Gespräch merkt man schnell: In diesem Festival steckte ganz viel Herzblut der Macher. „Dieser Ort ist so magisch, er ist uns so ans Herz gewachsen.“ Es tut dem Veranstalter in der Seele weh.

Man habe immer wieder aktiv nach weiteren Sponsoren gesucht, ein, zwei neue Geldgeber hätten sich auch gemeldet, doch unterm Strich reichte das nicht aus. Für Showmaker war das Festival ein Zuschuss-Geschäft. Und das ganz unabhängig vom Wetter. War das auch noch schlecht, dann entstand ein richtig schmerzhaftes Minus, wie zuletzt 2024. Aber auch bei strahlendem Sonnenschein musste man am Ende immer drauflegen. Ist es das endgültige Aus? Für dieses Jahr geht nichts mehr. Den Cut musste man machen, da so ein Open-Air über fünf Tage natürlich jede Menge an Planung und Vorbereitung mit sich bringt. Aber: „Wir geben nicht auf! Vielleicht finden wir in Zukunft neue Möglichkeiten für ein Comeback.“

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Auch der „Vogel der Nacht“ in Bensheim stand 2019 auf der Kippe. Dort hat sich dann ein Förderverein gegründet, „die sind da, sollte mal alles in die Hose gehen. Die fangen es ab, wenn wir ein Minus durch schlechtes Wetter haben.“ Auf wackeligen Beinen stand auch das Lorscher Birkengarten Festival. Hier haben sich jedoch für dieses Jahr ausreichend Sponsoren gefunden, sodass es ab dem 25. Juni über die Bühne gehen kann. Beim Phungo in Pfungstadt gibt es mehr Zuschüsse aus öffentlicher Hand und sehr viele Gönner und Sponsoren. Hier wird 2025 drei Wochen lang gefeiert. Dann wird dort das Schwimmbad neu gebaut, derzeit ist man auf der Suche nach einer neuen Location. Das „Heppening“ am 2. Oktober bleibt erhalten, mit vielen neuen Überraschungen, wie Hegenbarth verspricht. Die gibt es auch beim Maiway in Bensheim (28. Mai).

Was ist das grundsätzliche Problem, dass die Showmaker-Festivals ins Wanken geraten sind? Harry Hegenbarth verweist an dieser Stelle nicht zum ersten Mal auf die seit Corona explodierenden Kosten für Infrastruktur, Security, bei Getränkepreisen etc. Auf der anderen Seite seien die Einnahmen nicht gestiegen. Einfach Eintritt zu nehmen sei keine Option, dann sei man Konzertveranstalter mit einzelnen Acts. Aber das Maiberg-Festival lebe vom freien Zusammenspiel von Nachwuchskünstlern, von Menschen mit Behinderung, von spontanen Dingen in Kombination mit Profis.

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