Bergstraße.. Wie robust die Wirtschaft in einer Region ist, zeigt sich an der Zahl der Beschäftigten. Und wenn diese Zahl bei den 80 größten Arbeitgebern in schwierigen Zeiten in Summe stabil bleibt - wie an der Bergstraße im vergangenen Jahr - dann spricht das für eine hohe Resistenz gegenüber allerlei Unwägbarkeiten. Und von diesen gab es 2022 reichlich.
Allen voran die allgemeine Unsicherheit infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine. Unmittelbare Folge waren hohe Energiepreise, weil russisches Gas ausblieb und teurer Ersatz auf dem Weltmarkt besorgt werden musste. Die höheren Preise für Energie und auch Nahrungsmittel trieben dann die Inflationsraten in lange nicht gekannte Höhen. Und das, obwohl laut Konsumstatistiken weniger verbraucht wurde. Gleichzeitig wirkten in der Industrie noch die brüchigen Lieferketten nach, weil der Chipnachschub aus Fernost ausblieb. Und Corona war auch noch da.
Sirona trotz Sparkurs an der Spitze
Größter Arbeitgeber an der Bergstraße war im vergangenen Jahr unverändert der Dentaltechnikkonzern Dentsply Sirona. Auch wenn hier die Zahl der Mitarbeiter zurückging. Derzeit läuft ein konzernweites Sparprogramm, das auch den Standort Bensheim nicht verschonen dürfte. Management und Betriebsrat verhandeln derzeit über das konkrete Ausmaß.
Einen erfreulichen Zuwachs an Mitarbeitern meldet hingegen der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber in der Region, TE Connectivity. Der Elektrotechnikkonzern profitiert gleich von zwei Entwicklungen. Zum einen, das kräftige Wachstum bei Elektroautos, TE stellt hierfür Steckverbindungen und Sensoren her. Und zum zweiten vom Trend zu immer mehr Elektronik in Autos. Wenn, wie von Branchenauguren vorhergesagt, die Autokonjunktur weiter anzieht, sind die Aussichten für TE auch für die nächsten Jahre gut. Nicht zu vergessen bei den zusätzlichen Stellen ist die Verlagerung von Bereichen, und damit Arbeitsplätzen, von Darmstadt nach Bensheim.
Zwischen Dentsply Sirona und TE steht als zweitgrößter Arbeitgeber der Region der Kreis Bergstraße. Das Mitarbeiterwachstum hier stammt hier vor allem aus sozialen Bereichen wie Jugendamt, Sozialamt, dem Eigenbetrieb „Neue Wege“ sowie dem Gesundheitsamt. Hintergrund sind steigende Fallzahlen zur Betreuung und Zuweisungen zusätzlicher Aufgaben von Bund und Land an den Kreis. Eine geringere Zahl an Stellen meldeten hingegen Behindertenhilfe, Caritasverband und das Kreiskrankenhaus in Heppenheim.
Auf den nächsten Plätzen der Liste der größten Arbeitgeber kommen dann wieder drei privatwirtschaftliche Arbeitgeber, Unilever (Langnese) in Heppenheim und das BASF-Werk in Lampertheim. Die geringere Zahl an Arbeitsplätzen bei der BASF hängt mit dem Umzug einer Zentraleinheit über den Rhein an den Stammsitz des Konzerns nach Ludwigshafen zusammen. Bei IXYS/Littlefuse (Halbleiter) legte die Zahl der Mitarbeiter zu.
Auffällig ist, dass unter den zehn größten Arbeitgebern in der Region fünf privatwirtschaftliche Unternehmen (und auch Steuerzahler) sind und die anderen fünf großen Arbeitgeber über Steuern und Sozialabgaben finanziert werden. Immerhin folgen auf den nächsten Plätzen Fiege-Logistik und Jungheinrich zwei Vertreter der Privatwirtschaft.
Viele neue Stellen im Finanzamt
Stutzig macht auf den ersten Blick unter den öffentlichen Arbeitgebern das kräftige Jobwachstum beim Finanzamt in Bensheim. Doch der Jobeffekt hat mit der Strukturreform der hessischen Steuerverwaltung zu tun. Arbeitsplätze aus Ballungsräumen werden in ländlicher gelegene Finanzämter verlagert, dazu gehört Bensheim.
Ein Plus an Arbeitsplätzen melden das Gebäudetechnikunternehmen Herbert und das Edeka-Center Jakobi. Ebenso aus dem Pharmabereich Infectopharm, Dr. Reckeweg und die Dr. Franz Köhler Chemie. Bei letztgenannter wurden neue Stellen geschaffen aufgrund des höheren Auftragsvolumens aber auch wegen steigenden Behörden-Anforderungen an Pharmafirmen.
Die wachsende Zahl an Flüchtlingen in der Region macht sich in der Mitarbeiterbilanz des Roten Kreuzes bemerkbar. Hier wuchs die Zahl der Beschäftigten, weil die Flüchtlingsunterkunft in Bensheim vom DRK betrieben wird.
Und auch das Familienzentrum in Bensheim hat mehr zu tun, und infolgedessen mehr Beschäftigte. Hier ist unter anderem die ukrainische Kinderbetreuung Bienengarten neu dazugekommen. (mir)
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