Standorte

Bei Synventive droht an Bensheimer Standorten ein Kahlschlag

Die IG Metall und der Betriebsrat arbeiten an Alternativen zu den Plänen. Die Geschäftsleitung schweigt.

Von 
Michael Roth
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Bei Synventive Molding Solutions in Auerbach sind etwa 36 Arbeitsplätze bedroht. © Thomas Neu

Bergstraße. Bei den beiden Unternehmen Synventive Fertigungstechnik am Standort Bensheim (Stubenwald) und Synventive Molding Solutions (Auerbach) droht der Abbau der Mehrzahl der rund 140 Arbeitsplätze.

Wie Helge Weingarten, Sekretär der IG Metall in Darmstadt, dem BA sagte, könnte es in Bensheim sogar zur Betriebsschließung kommen. Hier werden Einzelteile für die sogenannten Heißkanäle gefertigt. Die Kanäle werden in Spritzgussmaschinen verbaut, in denen Kunststoffteile für die Autoindustrie hergestellt werden. Derzeit arbeiten den der Fertigungstechnik noch rund 40 Beschäftigte. Vor drei Jahren habe es hier schon mal einen Stellenabbau von circa 30 Arbeitsplätzen gegeben.

Am Standort Auerbach ist von einem Abbau von etwa 36 der 100 Arbeitsplätze die Rede. Hier werden die Teile aus Bensheim montiert. Den Mitarbeitern ist Weingarten zufolge eine Abfindung in Höhe eines halben Monatsgehalts angeboten worden. Die IG Metall fordere jedoch bis zu 1,4 Monatsgehälter. Diese Regelung habe beim früheren Abbau in Bensheim gegolten.

Der Synventive Fertigungstechnik in Bensheim droht gar die Schließung. © Thomas Neu

Fertigung und Montage könnten nach China verlagert werden mutmaßt Weingarten. Bei Lieferkettenproblemen stünde dann nur noch ein Standort in Italien zur Verfügung, der Medizintechnikunternehmen beliefert. Erhalten blieben in Auerbach rund 64 Stellen mit Vertrieb und technischem Service.

Gewerkschafter Weingarten hält es für denkbar, dass am Standort Auerbach, wo es im Vergleich zu Bensheim keinen Betriebsrat und auch keinen Tarifvertrag gibt, eine Betriebsratswahl noch zügig organisiert werden könnte. Dann seien auch bessere Abfindungsregelungen möglich. Auch arbeiteten Gewerkschaft und Betriebsrat an einem Alternativkonzept zum Stellenabbau und zur Fortführung der Produktion an den beiden Standorten an der Bergstraße.

Weltweit rund 1000 Mitarbeiter

Die Geschäftsleitung von Synventive ließ eine Anfrage des BA zu den Abbauplänen vom vergangenen Freitag bis gestern Nachmittag unbeantwortet. Die Synventive-Gruppe, zu der auch die beiden Bergsträßer Standorte gehören, hat Niederlassungen in Amerika, Europa und Asien mit zusammen rund 1000 Mitarbeitern. Synventive liefert Heißkanal-, Werkzeug- und Prozessregel-Komponenten für Spritzgießwerkzeuge, in denen Kunststoffe verarbeitet werden. Das Anwendungsspektrum reicht dann vom kleinen Zahnrad bis zum Pkw-Stoßfänger, vom Kontaktlinsenbehälter bis zur Armaturentafel.

Die Historie von Synventive reicht zurück in das Jahr 1971. Damals wurde in den Niederlanden die Firma Eurotools gegründet. 1998 verschmilzt das Unternehmen mit Dynsisco Hot Runners in den USA. 2001 erfolgt die Umfirmierung in Synventive, eine Kombination der Worte „synergy“ und „inventive“.

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Im Jahr 2012 übernimmt der Barnes-Konzern Synventive. Barnes ist in zwei Segmenten tätig: Industrie und Luft- und Raumfahrt. Das Industriesegment fertigt Präzisionsteile für die Branchen Transport, Industrieausrüstung, Konsumgüter, Verpackung, Elektronik, medizinische Geräte und Energie. Das Segment Luft- und Raumfahrt produziert Komponenten für Hersteller von Turbinentriebwerken, Flugzeugzellen und industrielle Gasturbinen sowie für das Militär.

Einer Investorenpräsentation vom Februar diesen Jahres zufolge ist für den Industriebereich, zu dem auch Synventive gehört, ein Rationalisierungskurs avisiert, im Luftfahrtbereich hingegen Wachstum. Im Geschäftsjahr 2022 brach der Gewinn je Aktie von Barnes aufgrund von Restrukturierungen und Abschreibungen kräftig ein.

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