Kommunalpolitik

Zwingenberger Ausschüsse billigen die Restaurierung des denkmalgeschützten Güterschuppens

Die Stadtverordnetenversammlung muss dem 590 000 Euro-Projekt noch zustimmen. Die GUD beurteilt das Projekt kritisch und befürchtet höhere Kosten.

Von 
Michael Ränker
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Modell des alten Güterschuppens auf dem ehemaligen Güterbahnhof: So soll die Immobilie nach ihrer Restaurierung aussehen. © Michael Ränker

Zwingenberg. Das Modell, das da auf einem Tisch inmitten des Diefenbachsaales steht, erlaubt einen Blick in die Zukunft: Gut schaut er aus, der ehemalige Güterschuppen – wohlgemerkt: nach seiner geplanten Restaurierung. Eben die ist für das laufende Jahr vorgesehen und sowohl der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss als auch der Haupt- und Finanzausschuss haben das Projekt jetzt mehrheitlich gebilligt. Das letzte Wort hat am 23. März die Stadtverordnetenversammlung (19 Uhr, Diefenbachsaal), doch auch ihr wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als das fast 590 000 Euro teure Vorhaben zu billigen:

Gegenwärtig ist die im Jahr 1858 errichtete – denkmalgeschützte – Immobilie auf dem Park & Ride-Gelände am Bahnhof nämlich in einem schlimmen Zustand. Und da die Stadt Zwingenberg, als sie im Jahr 2015 den nördlichen Teil des ehemaligen Güterbahnhofs erworben hat, auch den Schuppen mitgekauft hat, steht sie jetzt in der Pflicht, dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen und das auf einem steinernen Fundament errichtete Holzgebäude auf Vordermann zu bringen.

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Für die Restaurierung werden gut 380 000 Euro benötigt. Weitere 205 000 Euro werden in ein „Haus im Haus“ investiert: In der hölzernen Hülle soll ein Gebäude errichtet werden, das anschließend langfristig an das örtliche Planungsbüro „Baulustraum“ vermietet werden soll.

Ob die Denkmalbehörde sich an den Kosten für die Restaurierung mit einem Zuschuss beteiligen wird, das ist noch offen – fest steht jedoch, dass das „Haus im Haus“ beziehungsweise die „Reaktivierung“ des ehemaligen Güterschuppens mit einem Zuschuss aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ gefördert wird: Aus Wiesbaden hat die Stadt bereits im vergangenen Sommer einen Bescheid über eine Förderquote von 82,5 Prozent erhalten (wir haben berichtet).

Angesichts der Gesamtinvestition von fast 590 000 Euro tat sich CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Neumeister zwar „schwer“ mit dem Projekt, aber die Stadt könne sich der Verpflichtung, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten, nun einmal nicht entledigen: „Wenn wir nicht aktiv werden, dann wird das immer schwieriger.“

"Die Instandsetzung ist das Wichtigste"

Immerhin gebe es jetzt für die „Reaktivierung“ der Immobilie einen Landeszuschuss und es bestehe auch „die berechtigte Hoffnung“ auf einen Zuschuss des Denkmalschutzes für die Restaurierung. Dass man das Projekt zusammen mit dem Planungsbüro „Baulustraum“ und damit gemeinsam mit einen „lokalen Partner“ umsetzen könne, das gefalle der CDU.

Auch FDP-Stadtverordneter Harald Pieler sah das Thema pragmatisch: „Die Instandsetzung ist jetzt erst einmal das Wichtigste, um das Gebäude zu sichern.“ Sein Fraktionskollege Wolfgang Volk räumte allerdings ein, dass auch die Liberalen „die Höhe der Kosten sehen: Die machen es nicht leicht, sich dafür zu entscheiden“.

SPD-Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen zeigte ebenfalls Respekt vor den „hohen Summen“, aber die Faktenlage sei nun einmal so, wie sie ist: Die Stadt sei Eigentümerin eines „maroden Denkmals“ und müsse ihrer Verantwortung gerecht werden. Die Nutzung des ehemaligen Güterschuppens als Domizil für ein Planungsbüro, das laut Verwaltungsvorlage „maßgeblich im Bereich nachhaltiges Bauen tätig ist“, passe gut zum Charakter der Immobilie. Frau Nethe-Jaenchen: „Wir stimmen zu, auch wenn das viel Geld kostet.“

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Kritisch blieb GUD-Fraktionsvorsitzender Ulrich Kühnhold, dessen Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie es lieber sähe, wenn statt eines Planungsbüros ein neues Jugendzentrum in den ehemaligen Güterschuppen einziehen würde. Und angesichts dessen, dass der künftige Mieter Eigenleistungen am Bau in Aussicht stelle, wies Kühnhold darauf hin, dass die „Substanzrenovierung fachmännisch gemacht werden muss“.

Überdies traue die Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie der Kostenermittlung für die Restaurierung nicht, schließlich stamme diese aus dem Jahr 2019, sei also mehr als drei Jahre alt. Kühnholds Fraktionskollegin Maria Paulsen befürchtete neuerliche Preissteigerungen und prognostizierte: Das Projekt wird sich nicht, wie beschrieben, realisieren lassen.“

„Wir sehen das Projekt kritisch“, forderte Ulrich Kühnhold zu einer Aktualisierung der Kostenaufstellung auf, zumal die „Einnahmenseite schwierig ist“. Gegen den Erhalt und eine neue Nutzung des ehemaligen Güterschuppens habe zwar auch die GUD keine Einwände, so Kühnhold, aber in seiner Bilanz kam er zu dem Schluss: „Wir können uns für das Projekt nicht ganz so erwärmen, wie wir es gerne tun würden.“

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