Zwingenberg. Die Stadt Zwingenberg schmückt sich gerne mit dem Zusatz „älteste Stadt an der Bergstraße“ – und ist stolz auf ihre lange Geschichte. Im Jahr 1274 wurden der zur Grafschaft Katzenelnbogen gehörenden Siedlung an der Bergstraße von König Rudolf I. von Habsburg die Stadt- und damit einhergehend Marktrechte verliehen. Einen solch frühen Nachweis kann keine andere Stadt an der hessischen Bergstraße liefern – Bensheim etwa kann seine wohl auch Mitte des 13. Jahrhunderts verliehenen Stadtrechte erst mit einer Bestätigungsurkunde aus dem Jahr 1320 dokumentieren.
Im kommenden Jahr darf sich Zwingenberg somit seit 750 Jahren „Stadt“ nennen – und dieses besondere Jubiläum soll gemeinsam mit den Bürgern umfangreich gefeiert werden. Im Rahmen eines Pressegesprächs informierten Bürgermeister Holger Habich und die Mitglieder einer eigens zu diesem Zweck gebildeten Arbeitsgruppe im Goethezimmer des Bunten Löwen über die Pläne für das Jubiläumsjahr.
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In diesem Team engagieren sich Bürger aus Zwingenberg, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf Zwingenberg schauen, so der Rathauschef. Gemeinsam wurde ein Konzept für die Jubiläums-Aktivitäten entwickelt. Man möchte nicht einen großen Festakt organisieren, sondern ein ganzjähriges Programm anbieten, das sich an alle Bürgerinnen und Bürger aller Altersklassen richtet und dabei unterschiedliche Geschmäcker bedient werden.
Nachhaltige Wirkung angestrebt
Gleichzeitig sind einige der Aktionen nicht nur auf den unmittelbaren „Konsum“ ausgerichtet, sondern sollen bleibende Eindrücke hinterlassen und eine nachhaltige Wirkung entfalten, die in die Zukunft ausstrahlt. Das passe auch gut zu den Zielen der Cittaslow-Bewegung. In dem internationalen Netzwerk der „lebenswerten Städte“ ist Zwingenberg seit 2018 Mitglied.
Für das Jubiläumsjahr hat die Zwingenbergerin Christine Bruegel ein eigenes Logo entwickelt, das während des gesamten Jahres zum Einsatz kommen soll – es zeigt die Zahl 750 mit einem Löwen, dem Wappen der Grafen von Katzenelnbogen.
Der Zwingenberger Geschichtsverein wird anlässlich des Jubiläums eine neue Chronik herausgeben – die letzte erschien vor 50 Jahren zum 700. Jahrestag. Es wird jedoch keine Neuauflage sein, sondern ein eigenständiges Werk, das von den Historikerinnen Berenike Neumeister und Claudia Stehle verfasst wird. Die kompakte Darstellung der gesamten Stadtgeschichte bis heute soll etwa 150 Seiten umfassen – und sich nicht nur an die Fachwelt richten, wie Berenike Neumeister betonte. In chronologischer Abfolge wird ein grober Überblick über die Historie der Stadt gegeben. Das „schmale Bändchen“ soll im Laufe des ersten Halbjahres 2024 erscheinen.
Als weitere Publikation ist ein einmaliges „Stadtmagazin Zwingenberg“ geplant, das in Zusammenarbeit mit dem Bergsträßer Anzeiger entsteht. Darin werden alle Veranstaltungen und Projekte vorgestellt, die im Laufe des Jahres geplant sind. Erstmals verteilt werden soll das Magazin beim Neujahrsempfang am Sonntag, 21. Januar. Die Veranstaltung im Autohaus Vogel markiert den Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten. Dann soll auch die Briefmarke zum Stadtjubiläum vorgestellt und verkauft werden. Das Motiv – eine abstrakte Darstellung der Zwingenberger Bergkirche – hat die hiesige Künstlerin Ulrike Fried-Heufel entworfen.
Neben zahlreichen ergänzenden Angeboten werden etablierte Zwingenberger Veranstaltungen im Jahresreigen in das Jubiläumsprogramm eingebunden und erhalten einen „mittelalterlichen Touch“. Der Bauern- und Handwerkermarkt an den Pfingstfeiertagen wird um einen Mittelaltermarkt ergänzt, der im Rathaushof seine Zelte aufschlägt – mit Gauklern, Ritterspielen, Feuerspuckern und Mitmachangeboten für Kinder.
Auch der Kerbumzug im August soll das Jubiläum aufgreifen: Die Vereine sind aufgerufen, ihre Beiträge entsprechend zu gestalten. Der Zwingenberger Magistrat will mit einem historischen Wagen am Umzug teilnehmen.
Ein nachhaltiges Projekt, das es auch nach 2024 geben wird, ist eine „digitale Schatzsuche“, die sich vor allem an Kinder im Vor- und Grundschulalter und deren Eltern richtet. Vorgesehen ist eine eigene App fürs Handy, mit der man die Stadt erkunden und zu einzelnen Stationen Fragen beantworten kann.
Ebenfalls auf Nachhaltigkeit setzt eine Baumpflanzaktion. 750 Bäume sollen an Zwingenberger Bürger kostenlos an einem Aktionstag am Feuerwehrhaus abgegeben werden. Fünf verschiedene Baumarten wurden dafür ausgewählt, sie werden im Stadtmagazin ausführlich vorgestellt.
Als ein Highlight im Reigen der Feierlichkeiten ist eine große Jubiläumsshow vorgesehen, die voraussichtlich auf dem Marktplatz über die Bühne gehen soll und zu der bei freiem Eintritt alle Bürgerinen und Bürger eingeladen sind. Als Conférencier wird Comedian Kay Scheffel durch die etwa 90-minütige Show mit Varieté-Künstlern und Musikern leiten.
Auch das Darmstädter Kikeriki-Theater wird im Jubiläumsjahr zu Gast in Zwingenberg sein und zweimal das Erfolgsstück „Siegfrieds Nibelungenentzündung“ in der Melibokushalle aufführen – eine der wenigen Veranstaltungen, für die Eintritt verlangt wird.
Europäisches Picknick
Die Partnerstädte und Partnerschaftsvereine werden ebenfalls in das Jubiläumsprogramm eingebunden. Im Stadtpark wird es am 31. August ein „Europäisches Picknick“ mit Speisen aus den Ländern der Partnerstädte geben.
Mit zwei Projekten engagiert sich die Stadtbücherei im Jubiläumsjahr: Im Sommer läuft über zwei Monate die Aktion „Zwingenberg liest ein Buch“ – kombiniert mit Lesungen an besonderen Orten. Außerdem entsteht in der Bücherei eine Comic-Geschichte über Zwingenberg, die von Kindern ergänzt und fortgeschrieben wird. Auch hier lautet das Thema Mittelalter.
Die Eigenproduktion des Theater Mobile wird sich im kommenden Jahr ebenfalls um die Geschichte der Stadt drehen. Regisseur Danilo Fioriti wird ein eigenes Stück mit Zwingenberg-Bezug schreiben.
Mit dem Weihnachtsmarkt im Dezember 2024 werden dann die Feierlichkeiten zu Ende gehen – auch hier soll das Jubiläumsmotto eingebunden werden, und Glühwein und Punsch werden in besondere Jubiläumstassen ausgeschenkt. „Die Bürger und Gäste erwartet ein spannendes uns abwechslungsreiches Jahr, auf das man sich schon heute freuen darf“, betont Bürgermeister Holger Habich abschließend.
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