Zwingenberg. Zum klassischen Repertoire des Organisten Franz-Josef Hoehling gehören Titel wie „Großer Gott, wir loben dich“.
Dass der Kirchenmusiker aber auch anders kann, den Beweis lieferte er am Samstagabend: Hoehling griff in die Tasten des Klaviers im Katholischen Pfarrzentrum, um in bester „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“-Manier Karnevalslieder wie „Wir kommen alle in den Himmel“ oder „Wenn ich einmal der Herrgott wär“ zu intonieren. Anlass für den Wechsel des Repertoires war die „Biblische Weinprobe“, zu der die Katholische Pfarrei Mariae Himmelfahrt jetzt in der Fastnachtszeit eingeladen hatte.
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Almut Machleid, Mitglied des Pfarrgemeinderates und im Arbeitskreis „750 Jahre Stadtrechte“ engagiert, hatte die Veranstaltung als Beitrag der Katholiken zum Jubiläumsjahr ihrer Heimatstadt organisiert – sie freute sich mit ihrem Team über ein nahezu ausverkauftes Haus.
Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Martin Huber, der Diakon stellte bei der „Biblischen Weinprobe“ in ebenso humorvoller wie kenntnisreicher Weise die Bezüge des Wein(-baus) zur Heiligen Schrift sowie zu bekannten Protagonisten des Christentums her.
161 Mal Wein in der Bibel
So zum Beispiel zum Kirchenlehrer Augustinus, der dem Rebensaft bescheinigte: „Er stärkt den schwachen Magen, erfrischt die ermatteten Kräfte, heilt Wunden an Leib und Seele, bringt Freude und entfacht unter Freunden die Lust am Gespräch.“
Von Martin Huber gab’s aber auch zu erfahren, dass das Wort „Wein“ exakt 161 Mal in der Bibel verwendet wird. Und dass Noah, der „Kapitän“ der Arche, nach dem Überleben der Sintflut zum ersten Winzer geworden ist. Im ersten Buch Mose steht zumindest geschrieben: „Noah aber fing an und ward ein Ackermann und pflanzte Weinberge.“
Annette Modl, Mitglied der Botanischen Vereinigung für Naturschutz in Hessen und zudem im Naturschutzbund engagiert, hatte bei der „Biblischen Weinprobe“ die Aufgabe übernommen, die Teilnehmer über die Tier- und Pflanzenwelt sowie die Geologie der Zwingenberger Weinlagen zu informieren.
Ein Kuss für den Zwingenberger Hausberg
Was wäre aber eine „Biblische Weinprobe“, die nur in der Theorie verhaftet bliebe – was wäre das Wort, ohne die Tat? Drum sorgte Winzer Johannes Bürkle vom Zwingenberger Weinbaubetrieb Simon-Bürkle dafür, dass die Teilnehmenden auch die Gläser zum „Prosit“ erheben konnten.
Verkostet wurden insgesamt fünf edle Tropfen, vier weiße („Melibokuss“, Auxerrois, Granit, Muskateller) und ein roter (Spätburgunder). Die jüngste „Erfindung“ des renommierten Weingutes ist übrigens der „Melibokuss“, der dem Zwingenberger Hausberg gewidmet ist – das Etikett des feinherben Rosé ziert ein roter Kussmund, auf dessen Lippenhügel die beiden Türme zu sehen sind, die auch auf dem „echten“ Melibokus stehen.
Den ebenso unterhaltsamen wie informativen Abend beschloss Elias Chalwatzis, der sich in der Pfarrei als Messdiener engagiert und schon des Öfteren in der Region mit spektakulären „Küchenexperimenten“ aufgetreten ist.
Der Chemiker wandelte zwar nicht auf Jesu Spuren, der Sohn Gottes hatte bekanntermaßen bei der Hochzeit zu Kana Wasser zu Wein gemacht, aber spektakulär war der Auftritt des Naturwissenschaftlers dennoch: Nachdem er – zumindest der Farbe nach – aus Rotwein einen „Schwarzwein“ gemacht hatte, tauchte er das Pfarrzentrum kurzzeitig in dichten Nebel. Das Publikum dankte den Akteuren des Abends mit kräftigem Beifall.
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