Zwingenberg/Rodau. „Wir helfen, wo es nur irgendwie geht“, beteuert Hubert Diry – und wer den engagierten Jäger und leidenschaftlichen Naturschützer auch nur ein klein wenig kennt, der weiß: das stimmt!
Liegt ein vom Sturm entwurzelter Baum quer über einem Waldweg in Hubert Dirys und Claudia Zeilfelders Revier – bei dem Duo handelt es sich um die langjährigen Jagdpächter in Zwingenberg und Rodau –, dann fackelt Diry nicht lange, sondern rückt dem Hindernis mit der Kettensäge auf die Pelle. Manchmal geschieht das auch zum Missfallen der ruhesuchenden Spaziergänger, die zwar die Wege gerne ungehindert passieren, aber nicht akzeptieren wollen, dass der Waidmann die Kettensäge mit dem Auto transportiert und dann auch noch so einen Lärm macht… Undank ist bekanntermaßen der Welten Lohn.
Galgenhumor tut not
Diry nimmt’s mit der nötigen Portion (Galgen-)Humor und lässt sich die Laune allenfalls kurzfristig verdrießen – vielmehr ernüchtert es ihn, dass er nicht immer helfen kann oder vielmehr helfen darf. Bei der Versammlung der Jagdgenossenschaft Zwingenberg und Rodau am Freitagabend im Gasthaus „Zur Post“ in Rodau berichtete Hubert Diry zum Beispiel von den Füchsen, Dachsen und Waschbären, die den Zwingenberger Friedhof heimsuchen und Schaden anrichten. „Auf dem Friedhof dürfen wir aber nicht schießen“, bedauert Diry, dass er der Stadt nur mit dem Rat, welche Vergrämungsmittel man vielleicht einsetzen könne, zur Seite stehen kann.
Reh im Pool ertrunken
Auch für das in einen privaten Swimmingpool gestürzte Reh kam nicht nur jede Hilfe zu spät, sondern Diry bittet auch um Verständnis dafür, dass die Jäger in der bebauten Gemarkung, die nicht zur bejagbaren Fläche zählen, auch nicht für die fachgerechte Entsorgung von Bambi und Co. zuständig sind.
Auch die Klage von Landwirt Martin Rechel, dem ein ganzer Trupp von Kanadagänsen die jüngste Rübenernte dezimierte, kann sich Hubert Diry nur verständnisvoll anhören, aber wirklich helfen kann er zum eigenen Bedauern nicht: Zum Abschuss freigegeben sind diese Vögel vom 1. August bis zum 31. Oktober, also dann, wenn Rechel seine angeknabberte Ernte bereits eingebracht hat. Will er die jungen Pflanzen schützen, dann müsste er im Frühjahr eine Sondergenehmigung für den Abschuss beantragen, die er mutmaßlich aber nicht erhalten wird, weil die Gänse dann ihren Nachwuchs im Schlepptau haben.
Die Themen, die alljährlich bei der Hauptversammlung der Jagdgenossenschaft verhandelt werden, sind fast immer dieselben, aber dadurch nicht weniger interessant – ganz im Gegenteil:
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Sie zeugen beispielsweise auch von der Unbelehrbarkeit mancher Zeitgenossen. Denn wenn Jäger Diry seine Strecke, also seine Abschussbilanz, präsentiert, dann sind Jahr für Jahr auch Rehe dabei, die von freilaufenden Hunden gerissen wurden. So auch mit Blick auf seine Bilanz für 2021: Zwölf Stück Rehwild stehen auf Dirys Liste, zwei davon wurden nicht waidgerecht von ihm mit der Waffe erlegt, sondern vom „besten Freund des Menschen“ zerfleischt.
Bilanz zogen am Freitag aber nicht nur die Jagdpächter, sondern auch Bürgermeister Holger Habich in seiner Eigenschaft als Jagdvorsteher. Seine Rückschau fiel übersichtlich aus und beschränkte sich auf die Feststellung, dass die Feldwege-Sanierung von Rodau in Richtung Fehlheim nunmehr erfolgreich abgeschlossen ist. Die Erneuerung des maroden „Schwanheimer Weges“ sei ein „Herzenswunsch“ des Rodauer Ehrenortsvorstehers Hans Öhlenschläger gewesen, so Habich – und der langjährige Ortslandwirt Öhlenschläger wusste auch gleich zu berichten, warum der Weg, der nicht nach Schwanheim, sondern nach Fehlheim führt, trotzdem als „Schwanheimer Weg“ bezeichnet wird: Weil auf ihm anno dazumal die Rorrer Christenmenschen unterwegs waren, um in Schwanheim die Kirche zu besuchen.
Der „Schwanheimer Weg“
Weil der „Schwanheimer Weg“ auf Zwingenberger und Bensheimer Gemarkung verläuft, machte man gemeinsam Sache mit der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) und finanzierte die Instandsetzung gemeinsam. Die Erneuerung des 200 Meter langen Abschnitts in Rodau kostete 20 000 Euro, davon übernahm die Jagdgenossenschaft 3000 Euro.
Eröffnet wurde die Versammlung der Jagdgenossen übrigens wieder ganz traditionell mit einem Musikstück, nämlich dem Jagdsignal „Begrüßung der Jäger“, auf dem Jagdhorn geblasen von Hubert Diry. Er setzt mit dem Signal „zum Essen“ – scherzhaft auch als „Schüsseltreiben“ bezeichnet – auch den musikalischen Schlusspunkt der Sitzung, bevor die Jagdgenossenschaft dann zum ebenfalls traditionellen Abendessen einlud.
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