Kommunalpolitik

Vorsorge gegen Überflutungen und Starkregenschäden in Zwingenberg

Die Stadtverordnetenversammlung fordert den Magistrat einstimmig auf, geeignete Schutzmaßnahmen zu erarbeiten.

Von 
Michael Ränker
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Zwingenberg. Die Stadtverordnetenversammlung hat den Magistrat dazu „aufgefordert, für besonders gefährdete Gebiete in Zwingenberg geeignete Schutzmaßnahmen vor Überflutungen und Starkregenschäden zu erarbeiten“. Damit folgte das Kommunalparlament in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einer Initiative der SPD, die mit einem entsprechenden Antrag „insbesondere die Straßen Wetzbach, Im Weidental und Hohl“ in den Blick nimmt. Allerdings soll der Magistrat erst dann tätig werden, wenn weitere Daten vorliegen – die wiederum erhofft man sich von einem Gutachten, das der Gewässerverband Bergstraße nach Angaben von Rathauschef Holger Habich mit Blick auf den gesamten Landkreis bei einem Fachbüro in Auftrag gegeben hat.

Wo es kritische Bereiche in einer Gemarkung gibt, das zeigen sogenannte Fließpfadkarten, wie sie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) kürzlich auch für Zwingenberg vorgelegt hat (wir haben berichtet). Das älteste Bergstraßenstädtchen hatte die Aufstellung einer solchen Karte gemeinsam mit seinen Nachbarn Bensheim und Heppenheim bei der Behörde in Auftrag gegeben.

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Die lokale Initiative dazu ging ursprünglich von den Sozialdemokraten aus, die bereits im August 2020 einen entsprechenden Antrag in der Zwingenberger Stadtverordnetenversammlung gestellt hatten: Um bei der Ausweisung von Baugebieten künftig auch den Aspekt einer möglichen Starkregengefährdung der entsprechenden Flächen berücksichtigen zu können, wurde der Magistrat vom höchsten Beschlussgremium der Kommune einstimmig beauftragt, beim HLNUG detaillierte Informationen – vor allem Kartenmaterial – für Zwingenberg und Rodau zu besorgen. Zwischenzeitlich schloss sich Zwingenberg dann mit Bensheim und Heppenheim zusammen.

Funktionsfähige Böden sind wichtig

In dem nun vorliegenden Kartenmaterial sind kritische Bereiche, die in einem Überflutungsbereich liegen, dargestellt. Die kommunale Fließpfadkarte zeigt eine Übersicht der potenziellen Fließpfade, die das Regenwasser bei einem Starkregenereignis nehmen würde. Einbezogen sind Hangneigungen, Geländenutzungen und Gebäudeinformationen. Mit der Fließpfadkarte für Zwingenberg hat das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie auch – allerdings allgemein gehaltene – Tipps geliefert, um das Risiko von Starkregenschäden zu minimieren. Ganz grundsätzlich gilt: Bei heftigen Niederschlägen muss das Wasser bereits vor der Ortslage zurückgehalten und versickert werden.

Dazu muss Bodenschutz mit dem Ziel betrieben werden, funktionsfähige Böden als wichtigen Baustein zur Anpassung an Starkregen und für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung zu erhalten. Und es muss ebenfalls Gewässerschutz betrieben werden, hier ist es das Ziel, den Abfluss des Wassers zu verzögern. Als konkrete Maßnahmen schlägt die Behörde zum Beispiel mit Blick auf die Landwirtschaft vor, dass Flächen quer zum Hang bewirtschaftet werden, Felder durch den Einsatz von Untersaaten und den Anbau von Zwischenfrüchten nicht brach liegen und dass Erosionsschutzstreifen und Wälle eingebaut werden, die das Wasserzurückhalten.

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Weitere Schutzmaßnahmen sind der Erhalt beziehungsweise die Erweiterung von Grünflächen, die Versickerung von Wasser in Mulden- und Rigolensystemen oder auch das Speichern von Wasser. Überdies muss darauf geachtet werden, dass vorhandene Ablaufsysteme funktionieren und ausreichend dimensioniert sind.

Regina Nethe-Jaenchen, Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten, erinnerte bei der Begründung ihres Antrags an die „massiven Überflutungen“ in der jüngeren Vergangenheit sowohl in verschiedenen Regionen Deutschlands als auch in der Zwingenberger Partnerstadt Brisighella in der italienischen Region Emilia Romagna. Der Appell der SPD, der weder im Magistrat noch in der Stadtverordnetenversammlung ungehört blieb, lautete daher: „Deshalb darf es keinesfalls bei der Kenntnisnahme der Fließpfadkarte bleiben, sondern diese Empfehlungen sollten von der Verwaltung aufgegriffen und möglichst umgehend in konkrete Maßnahmen für die gefährdeten Bereiche umgesetzt werden.“

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