Zwingenberg. Mit Hilfe einer Potenzialanalyse soll ermittelt werden, auf welchen öffentlichen Flächen im Stadtgebiet von Zwingenberg zusätzliche Bäume gepflanzt werden können. Das hat die Stadtverordnetenversammlung, die am Donnerstagabend im Rodauer Dorfgemeinschaftshaus tagte, einstimmig entschieden und damit einen Antrag der Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie (GUD) gebilligt.
Wie Detlef Kannengießer, Stadtverordneter der GUD, erläuterte, sei es ein „wesentlicher Bestandteil von Klimaschutzplänen, die Wirkung von Bäumen im Stadtgebiet zu nutzen, um ein weiteres Aufheizen bebauter Flächen zu vermeiden“. Nach Recherchen seiner Fraktion „haben Bäume im Stadtgebiet das Potenzial, die Durchschnittstemperaturen in ihrer nächsten Umgebung um circa zwei Grad zu senken“.
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In der Begründung ihres Antrags formulierte die GUD weiter: „Durch ihre Schattenwirkung sorgen Bäume dafür, dass die Wärmespeicherfähigkeit der Umgebung reduziert wird. Allerdings ist eine ausreichende Anzahl von Bäumen mit schattenspendender Wirkung nötig, damit sich dieser Effekt einstellt.“
Die Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie beklagte bereits in der Vergangenheit immer wieder, dass im ältesten Bergstraßenstädtchen die Zahl der Bäume kleiner werde – an dieser These hielt die GUD jetzt auch in ihrer Antragsbegründung fest: „In Zwingenberg sind zahlreiche Bäume aus dem Stadtgebiet verschwunden.“ Detlef Kannengießer hob beispielhaft auf „zahlreiche Alleen“ ab, „die keine Alleen mehr sind“ und nannte als Beispiel die Neckarstraße in Rodau. Die Potenzialanalyse soll nun dazu beitragen, „die stabilisierende Wirkung auf das Mikroklima durch zusätzlich gepflanzte Bäume zu stärken“.
Breite Zustimmung für GUD-Antrag
Für die Zwingenberger Sozialdemokraten begrüßte deren Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen die Forderung der GUD, das Stadtgebiet „wieder mehr zu begrünen“. Auch die SPD-Stadtverordnete stellte fest, dass „eine ganze Menge Bäume verschwunden sind“.
Sie schlug vor, die für das bevorstehende Jubiläumsjahr „750 Jahre Stadtrechte“ angekündigte Aktion, bei der 750 Bäume kostenlos an Bürger für deren Privatgrundstücke abgegeben werden, mit einem Projekt für mehr Bäume im öffentlichen Raum zu verbinden.
Auch die örtlichen Christdemokraten unterstützten die GUD-Initiative. Für die CDU-Stadtverordnete Birgit Heitland steht fest: „Bäume sind wichtig fürs Mikroklima.“ Allerdings widersprach sie dem Eindruck, der durch die immer wiederkehrende Feststellung der GUD entsteht, in der Stadt würden Bäume sorg- und grundlos gefällt: „In Zwingenberg ist kein Baum ohne vorherige Abwägung verschwunden.“
Auch Bürger können einen Beitrag leisten
Frau Heitland nahm überdies die Bürger mit in die Pflicht: Klimaschutz durch das Pflanzen von Bäumen zu betreiben, „das ist auch Aufgabe von Privatpersonen und nicht nur Aufgabe der öffentlichen Hand“. In Richtung GUD, die den kommunalen Etats in der Vergangenheit häufiger schon ihre Zustimmung verweigert hat, merkte Birgit Heitland außerdem an: Wolle man Bäume pflanzen, die klimawirksam seien, müssten das bereits größere Gewächse sein, die entsprechend mehr Geld kosten – „und dafür müssen Sie dann auch das Budget im Haushalt einstellen“.
Zustimmung für den GUD-Antrag gab es auch von den Freidemokraten, deren Fraktionsvorsitzender Wolfgang Dams sich kurzfasste und lediglich feststellte: „Potenzialanalyse ist allerdings ein großes Wort.“ Und in der Tat: „Potenzialanalyse“ ist nicht nur ein großes Wort, sondern offensichtlich auch eine große Aufgabe – Bürgermeister Holger Habich kündigte an, dass die Stadtverwaltung die Erstellung eines solchen Katasters nicht, wie von den Christdemokraten erhofft, aus eigener Kraft stemmen könne.
Auftrag an ein Fachbüro
„Im Rahmen der Potenzialanalyse sind schließlich auch die Rahmenbedingungen zu erfassen, es ist also zum Beispiel die Frage zu klären, wo welche Leitungen liegen, bevor Bäume gepflanzt werden.“ Überdies sei es sinnvoll, sich gleich auch Expertenrat einzuholen, wo welche Bäume standortgerecht und mit Blick auf den Klimawandel gepflanzt werden können. „Wir werden das an ein Fachbüro vergeben müssen.“
Überdies forderte der Rathauschef die Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie dazu auf, „zu spezifizieren, wo Bäume verschwunden sind“. Der „gebetsmühlenhaft“ vorgetragene Vorwurf, in Zwingenberg würden zunehmend Bäume fehlen, habe ja schon fast „religiöse Züge“, allerdings bleibe die GUD stets den Beweis schuldig. Er (Habich) wiederum gehe davon aus, dass „unterm Strich“ in den vergangenen zehn oder fünfzehn Jahren im öffentlichen Raum mehr Bäume gepflanzt als gefällt wurden. So lange die GUD den Beweis nicht führen könne, dass es anders ist, „bitte ich Sie darum, auf diese Behauptung zu verzichten“.
Die GUD-Stadtverordnete Angela Kannengießer wies die Habich-Bemerkung, die Feststellungen ihrer Partei wiesen „religiöse Züge“ auf, zurück. Weil „uns das Klima vor die Füße fällt“, müsse es darum gehen, „mehr Bäume zu haben“: „Und zwar keine Bäume zur Zierde, sondern großkronige Bäume, die Schatten spenden.“ Sie zumindest „brenne für das Thema“.
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