Kommunalpolitik

Selbstverwaltung des Zwingenberger Jugendzentrums ist vom Tisch

Von 
Michael Ränker
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Zwingenberg. „Das ist echte Parlamentsarbeit“, zollte Stadtverordnetenvorsteher Andreas Kovar seinen Kollegen über Parteigrenzen hinweg Respekt – und in der Tat: Die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend im Dorfgemeinschaftshaus Rodau war insofern eine „Sternstunde“, als dass alle Fraktionen – ausgestattet mit großer Kompromissbereitschaft und unter Verzicht auf Eitelkeiten – an einem gemeinsamen Beschlussvorschlag für ein Thema feilten, bei dem offensichtlich grundsätzliche Einigkeit besteht:

Zum Betrieb eines Jugendtreffs braucht es nicht nur einen Ort, an dem Teenager sich versammeln können, sondern benötigt werden auch ein Konzept und vor allem Personal. Und am Ende auch ein Budget im Haushalt, um das finanzieren zu können. Einstimmig beschloss die Versammlung der Stadtverordneten, dass der Magistrat einen Konzept-Entwurf für den geplanten Betrieb eines JUZ im „Bauwagen“ (wir haben berichtet) vorlegen soll, mit Hilfe dessen auch belastbare Aussagen über alternative Betriebsformen gemacht werden.

Von einer reinen Selbstverwaltung, wie sie ursprünglich diskutiert wurde, ist nun nicht mehr die Rede, vielmehr soll geprüft werden, in welchem Umfang sozialpädagogisches Fachpersonal eingesetzt werden muss und wie das organisiert werden könnte: im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit zum Beispiel, oder mit Hilfe eines Trägervereins oder mit der Stadt Zwingenberg selbst als Dienstherrin.

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Bereits im Haupt- und Finanzausschuss vor einigen Tagen hatten alle Fraktionen bei der Debatte über die Anschaffung eines „Bauwagens“ als Domizil für ein neues Jugendzentrum erkennen lassen, dass so ein JUZ ohne eine wie auch immer geartete Betreuung nicht funktionieren werde. Die CDU-Fraktion hatte dazu nun in der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag eingebracht, die Kommune solle einen „Streetworker“ im Rahmen eines Mini-Jobs oder einer interkommunalen Zusammenarbeit zum Beispiel mit Bensheim beschäftigen. Sebastian Clever stellte für die Christdemokraten fest: „Die CDU ist der Auffassung, dass ein Jugendzentrum neben der Bereitstellung der Räumlichkeiten auch Fachpersonal für die Jugendarbeit benötigt.“

Konzept und Betreiber gesucht

Ähnlich sahen es die Freidemokraten, für die Fraktionsvorsitzender Wolfgang Dams allerdings warnte, „das Pferd nicht von hinten aufzuzäumen“: „Wir brauchen ein Konzept und einen Betreiber.“ Der Vorschlag der FDP daher: Die Erarbeitung eines Konzepts, in dem auch mögliche Betriebsformen mit ihren Vor- und Nachteilen sowie Kosten vorgeschlagen werden. Dabei sollten sowohl die von der CDU angedachte interkommunale Zusammenarbeit, die Mini-Job-Variante, aber auch ein Verein als Träger und der Einsatz von Ehrenamtlichen berücksichtigt werden. Dams: „Die Erstellung des Konzepts muss ergebnisoffen geschehen.“

„Das ist auch unser Anliegen“, stellte Detlef Kannengießer von der Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie fest: „Wir brauchen ein Konzept und Personal und nicht nur eine Location.“ Sonst seien die 120 000 Euro, die für den Erwerb des „Bauwagens“ vorgesehen sind, „eine falsche Investition“. Der CDU-Initiative bescheinigte der GUD-Stadtverordnete, dass sie „gut anfängt“, aber mit der Begrifflichkeit „Streetworker“ in die falsche Richtung führt – Kannengießer zitierte aus dem Internet-Lexikon „Wikipedia“ und nannte als typische Streetworker-Klientel „Obdachlose, Drogenabhängige, Prostituierte und straffällig gewordene Jugendgruppen“. Benötigt werde vielmehr ein „Kinder- und Jugendbeauftragter“, der sowohl „aufsuchende Sozialarbeit“ als auch „die Betreuung des JUZ“ übernimmt. Im Rahmen eines Mini-Jobs „mit sechs oder sieben Stunden in der Woche“ sei das allerdings nicht leistbar, blickte Kannengießer in die Nachbargemeinde Bickenbach, „die zwei Sozialpädagogen in ihrer Jugendarbeit einsetzt“.

Regina Nethe-Jaenchen, Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten, befürwortete den Prüfantrag der GUD und stellte ebenfalls fest, wie wichtig es sei, neben einem Raum auch ein Konzept und Personal zu haben. Von den entsprechenden Recherchen, deren Ergebnisse nach Wunsch der GUD zeitnah im Sozial-, Kultur- und Sportausschuss vorgestellt und beraten werden sollen, erhofft die SPD-Stadtverordnete sich am Ende „eine fundierte Entscheidung“: „Dann liegen mehr Fakten vor, um einen weiteren Beschluss fassen zu können.“

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