Sicherheit

Im Rodauer Begegnungshof wurden virtuelle Brände gelöscht

Die Bensheimer Firma EHBS führte bei den Sonnenkindern ein kostenloses Virtual-Reality-Löschtraining durch.

Von 
Frederik Koch
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Mit einem Virtual-Reality-Löschtraining, das realistische Szenarien vermittelt, war die Bensheimer Firma EHBS Knecht zu Gast im Begegnungshof der Sonnenkinder in Rodau. Der virtuelle Brand wurde mit Feuerlöschern bekämpft, die in der virtuellen Welt ihre Wirkung entfalteten. © Thomas Neu

Zwingenberg. Wie moderne Technik Sicherheit und Nachhaltigkeit vereinen kann, zeigte das Unternehmen EHBS Knecht aus Bensheim beim vierten Termin seiner Veranstaltungsreihe am Begegnungshof Sonnenkinder in Rodau. Im Mittelpunkt stand ein neuartiges Virtual-Reality-Löschtraining (VR), das kostenfrei für Interessierte zugänglich war. Mit dem Abschluss der Reihe endet die kostenlose Aktion zwar – das Training selbst ist aber weiterhin fester Bestandteil des Angebots von EHBS Knecht für Unternehmen und Einrichtungen.

Mit einer VR-Brille lassen sich realistische Szenarien simulieren

Anders als beim klassischen Löschtraining kommen bei der VR-Variante weder echtes Feuer noch Wasser oder Gas zum Einsatz. Stattdessen setzen die Trainer auf eine VR-Brille, mit der realistische Szenarien wie ein Küchenbrand, ein Feuer in einer Kita, im Krankenhaus, in einer Werkstatt oder in einem Büro simuliert werden können. Sogar verschiedene Brandarten – von Fett- über Elektrobrände bis hin zu Zimmerbränden – lassen sich nachstellen. Ein besonderes Element der Übung: Auf einer großen Leinwand können Außenstehende live mitverfolgen, wie die Teilnehmer in der virtuellen Welt den Brand bekämpfen. Das machte die Übungen nicht nur zu einem Lernerlebnis, sondern auch zu einer anschaulichen Demonstration für alle, die zuschauten.

Echter Feuerlöscher kommt virtuell zum Einsatz

Für die Übung greifen die Teilnehmenden zu einem echten Feuerlöscher, dessen Handhabung sich nicht vom Original unterscheidet: Sicherung ziehen, Knopf drücken, gezielt löschen. Nur dass das Löschmittel nicht physisch austritt, sondern in der virtuellen Umgebung wirkt. Unterstützt wird die Simulation durch zusätzliche Effekte wie Rauch und Geruch, die im Raum erzeugt werden. Damit das virtuelle Erlebnis in sicheren Bahnen verläuft, steht ein Helfer, Philipp Weineck, neben den Übenden und achtet darauf, dass niemand während des Trainings gegen Wände oder Möbel stößt. „Mit der VR-Brille können wir eine Vielzahl von Gefahrensituationen zeigen, die im Alltag auftreten könnten“, erklärt Lisa Kuhn vom EHBS-Team. Der entscheidende Unterschied zur klassischen Methode: Wird nicht richtig gelöscht, flammt das Feuer in der Simulation erneut auf. „Das sorgt für einen ganz anderen Lerneffekt, weil man sofort merkt, ob man es richtig gemacht hat.“

„Wir wollen den Menschen die Angst nehmen“, betont Kuhn. Denn bis die Feuerwehr im Ernstfall eintrifft, vergehen in Deutschland im Durchschnitt rund zehn Minuten – wertvolle Zeit, in der ein Entstehungsbrand noch selbst bekämpft werden kann. Viele Besucher seien zunächst skeptisch, berichtet sie: Einige hätten Sorge, dass ihnen in der virtuellen Welt übel werden könnte. „Das hat sich bisher aber bei niemandem bestätigt – im Gegenteil, die Begeisterung ist groß.“

Durch VR-Training sinkt die Hemmschwelle, Brände zu bekämpfen

Das VR-Training macht deutlich, dass jede und jeder selbst wirksam handeln kann. Gerade in Betrieben ist diese Kompetenz wichtig, da Mitarbeiter im Ernstfall die ersten Minuten überbrücken müssen. „Wenn Menschen einmal erlebt haben, wie ein Feuerlöscher funktioniert, sinkt die Hemmschwelle deutlich, ihn im Notfall zu benutzen“, so Kuhn. Neben der Sicherheit spielt auch die Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Während beim klassischen Training pro Teilnehmer mehrere Liter Wasser und zusätzlich Gas benötigt werden, entfallen diese Ressourcen in der virtuellen Variante komplett. Bei Tausenden von Teilnehmenden jährlich allein im Kreis Bergstraße summiert sich das auf enorme Einsparungen. Millionen Liter Wasser und Tausende Liter Gas lassen sich bundesweit jedes Jahr durch VR-Trainings einsparen. Das Projekt verbindet also zwei Ziele: Es soll Menschen befähigen, im Ernstfall richtig zu reagieren, und gleichzeitig Ressourcen schonen. „Mit VR können wir nicht nur realistischer üben, sondern auch nachhaltiger handeln“, erklärt Kuhn.

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Bevor es in die virtuelle Praxis geht, vermittelt das Team grundlegendes Wissen rund um Brandschutz: Wie entsteht ein Feuer? Welche Löschmittel sind geeignet? Welche Schäden können Brände verursachen? Dass die richtige Ausbildung entscheidend ist, zeigen Zahlen. In Deutschland entstehen jedes Jahr Brandschäden in Millionenhöhe. 71 Prozent der betroffenen Firmen überstehen die drei Jahre nach einem Großbrand nicht, fast die Hälfte scheitert bereits nach einem Jahr.

9.000 Brandschutzhelfer in Bergsträßer Betrieben

Auch aus rechtlicher Sicht ist das Thema relevant: In Deutschland sind über 2,3 Millionen Beschäftigte als Brandschutzhelfer vorgesehen. Im Kreis Bergstraße allein betrifft das über 9.000 Menschen. Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass mindestens fünf Prozent der Belegschaft geschult werden – eine Pflicht, die viele Betriebe betrifft und die mit klassischen Methoden hohe Kosten und Ressourcenverbrauch nach sich zieht.

Die kostenfreie Reihe umfasste insgesamt vier Termine, die gezielt an Einrichtungen mit besonderem Schutzauftrag stattfanden – etwa in der Pflege, in der Bildung oder im Tierschutz. Neben dem Begegnungshof Sonnenkinder beteiligten sich auch der Tierschutzverein Heppenheim, das Neurologische Therapiezentrum Bergstraße und die Behindertenhilfe Bergstraße. Ziel war es, möglichst vielen Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, im Ernstfall richtig reagieren zu können – praxisnah, sicher und ressourcenschonend. Mit dem Abschluss dieser Veranstaltungsreihe ist das kostenfreie Angebot beendet. Das Virtual-Reality-Training selbst bleibt jedoch weiterhin Bestandteil der regulären Dienstleistungen von EHBS Knecht und richtet sich vor allem an Betriebe, die gesetzlich verpflichtet sind, Brandschutzhelfer auszubilden.

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