Stützpunkt

Spielerisch die Arbeit der Feuerwehr in Bensheim kennengelernt

Beim Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr Bensheim-Mitte lernen Kinder auf spielerische Art den Umgang mit Gefahren kennen. Fettexplosion simuliert und mit dem Löschtrainer geübt.

Von 
Marvin Zubrod
Lesedauer: 
Besonders beliebt beim Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr Bensheim-Mitte waren Fahrten mit der Drehleiter ganz nach oben. © Jürgen Strieder

Bensheim. Flammen steigen an der Robert-Bosch-Straße in Bensheim auf und sorgen für leuchtende Augen bei manchem Jungen und Mädchen. Kaum ist die eine Flamme gelöscht, schießt die nächste aus dem Boden. Eine Gruppe Kinder lässt sich davon nicht beirren, einer nach dem anderen nimmt den Wasserschlauch in die Hand und löscht das Feuer – die Gefahr ist gebannt.

Streng genommen bestand zwar nie eine wirkliche Gefahr, denn das Feuer kam aus einem sogenannten Löschtrainer, dessen Flammen im überschaubaren Umfang mit Gas gesteuert werden. Doch vielleicht gab es bei manchen Kindern in diesen Sekunden zumindest ein kleines Kribbeln im Bauch. Jedenfalls war der Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr Bensheim-Mitte am Sonntag ein kleiner Abenteuerspielplatz – immer mit dem Gedanken, bei der Bevölkerung die Prävention zu stärken.

Die Brandbekämpfung zählt nicht mehr zu den Hauptaufgaben

So demonstrierte die Feuerwehr eine Fettexplosion in einer auf der Wiese platzierten Küchenzelle. Nachdem Wasser auf den Ölbrand geschüttet worden war, schoss innerhalb weniger Millisekunden eine riesige Stichflamme nach oben. Die Wärme des Feuers war selbst aus einer Entfernung von etwa fünf Metern zu spüren. Ein erstauntes „Oh“ ging durchs Publikum – Kinder, Eltern und Großeltern schauten gebannt zu. Der dringende Appell der Feuerwehr, Ölbrände niemals mit Wasser zu löschen, dürfte angekommen sein.

Dabei zählt die Brandbekämpfung mittlerweile nicht mehr zu den Hauptaufgaben. Nur knapp ein Drittel aller Einsätze entfalle darauf, schätzte Stefan Fasser, der Vorsitzende des Feuerwehrvereins. Zu den anderen Aufgabenfeldern zählt unter anderem die Tragehilfe für den Rettungsdienst, wenn dieser die Patienten zum Beispiel wegen beengter Wohnverhältnisse nur schwer erreichen kann.

Die Feuerwehr ist daher oft im Einsatz, fast zu oft. Bisweilen kommt es vor, dass die Helfer zum Wasserabpumpen in Haushalte gerufen werden, obwohl nicht allzu viel Wasser in der Wohnung steht, wie Fasser erzählt. „Wir kommen immer gerne und helfen“, sagte er, aber manchmal sei das Problem dann doch nicht so groß wie zunächst geschildert. Der Tag der offenen Tür soll daher auch dazu beitragen, bei der Bevölkerung ein realistisches Bild für Gefahren zu schaffen. Zudem soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Bensheimer Feuerwehr trotz ihrer Größe eine freiwillige ist.

Bis zu 20 Kilogramm schwere Ausrüstung muss geschleppt werden

Häufig sind die Männer und Frauen der Feuerwehr zum Beispiel bei Autounfällen zur Stelle. Am Sonntagnachmittag demonstrierten sie die Rettung eines verletzten Patienten und hoben dafür sogar das Autodach eines zerquetschten Autos an. Denn bei der „achsengerechten Rettung“ soll der verletzte Insasse so wenig wie möglich bewegt werden, während er aus dem Auto gerettet wird. Daher wird in diesen Fällen auch mal das Dach angehoben.

Bei Rettungseinsätzen, vor allem in der Brandbekämpfung, kann es schon mal vorkommen, dass ein einzelner Feuerwehrmann eine bis zu 20 Kilogramm schwere Ausrüstung mit sich schleppt. Die Anforderungen an die Männer und Frauen sind daher nicht gering, trotzdem gebe es immer wieder erfolgreiche Quereinsteiger, sagte Vorsitzender Fasser. Viele sind aber auch schon seit Jugendtagen dabei. Von zehn Jahren an können Kinder in Bensheim bei der Jugendfeuerwehr mitmachen, im Alter von 17 werden sie dann an Einsätze der Erwachsenen herangeführt.

Nachwuchs aktiv: Der Löschtrainer wurde von den kleinen Besuchern beim Tag der offenen Tür gerne eingesetzt. © Jürgen Strieder

In Bensheim-Mitte hat die Feuerwehr derzeit etwa 80 aktive Einsatzkräfte und 15 Fahrzeuge. Engpässe könne es zwar theoretisch mal geben, „aber dann greifen wir auf unser Netzwerk zurück“, sagt Fasser über die gute Zusammenarbeit mit den Feuerwehren aus den Stadtteilen und der benachbarten Städte. Die Bensheimer selbst müssen bisweilen auch mal etwas weiter ausrücken. Für Einsätze auf der Autobahn hat zum Beispiel die kleinere Feuerwehrabteilung aus Zwingenberg keine Freigabe, wie Fasser erläutert. Das Einzugsgebiet der Bensheimer reicht daher bis kurz vor Seeheim-Jugenheim. Dann übernehmen die Kollegen aus Pfungstadt.

Eine Fahrt mit der Drehleiter gab es als Belohnung

Sogar zwei Katastrophenschutzfahrzeuge vom Bund und Land Hessen hat die Bensheimer Feuerwehr und könnte damit im Notfall ausrücken. Der Tag der offenen Tür diente nicht zuletzt dazu, die Bevölkerung für Gefahren zu sensibilisieren. Fasser wies zum Beispiel auf die Notfallcheckliste des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hin, die unter anderem Empfehlungen für Stromausfälle enthält. So sollte am besten in jedem Haushalt ein batteriebetriebenes Radio sein, um im Notfall weiterhin Nachrichten empfangen zu können.

Zum Glück überwogen am Sonntag aber die unbeschwerten Aspekte. Kinder konnten an einem Hindernisparcours teilnehmen, bei dem sie, ausgerüstet mit einer Sauerstoffflasche, über Tische und Bänke klettern mussten. An einer anderen Station sollten sie einen Wasserschlauch werfen, damit Kegel treffen und so den Umgang mit der Feuerwehrausrüstung lernen. Für die besten gab es am Ende sogar eine Belohnung: eine Fahrt mit der Drehleiter. Bis zu 30 Meter kann diese theoretisch in die Höhe gefahren werden. Für die Gewinner muss die Aussicht über Bensheim an diesem sonnigen Nachmittag prächtig gewesen sein.

Weiter unten war es nicht weniger langweilig. Rainer Sartorius stellte den Kindern spezielle Schutzanzüge vor wie zum Beispiel einen Kontaminationsschutzanzug oder einen Chemikalienschutzanzug. Daneben stand der „Gerätewagen Atem- und Strahlenschutz“, der mit 24 Atemschutzgeräten und 48 Ersatzatemluftflaschen ausgestattet ist. Dank seiner umfangreichen Ausrüstung wird dieses Fahrzeug im ganzen Kreisgebiet bei größeren Bränden eingesetzt.

Überhaupt ist die Feuerwehr Bensheim-Mitte stolz auf ihren Fuhrpark. Die vereinseigene Oldtimergruppe präsentierte das Fahrzeug „Drehleiter 17“, das im Jahr 1951 gebaut und erst 1990 ausgemustert wurde. Die 17 Meter hohe Drehleiter war damals die erste motorisierte für die Bensheimer Brandbekämpfer, zudem gibt es das Fahrzeug in dieser Ausführung nur ein einziges Mal.

Im März des nächsten Jahres veranstaltet die Oldtimergruppe anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens sogar eine Tauschbörse. Dann werden viele historische Objekte wie Modellfahrzeuge, Helme, Uniformen, Feuerlöscher und Blaulichter getauscht werden – und vielleicht sogar bei manchem Erwachsenem für leuchtende Augen sorgen.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke
  • Winzerfest Bensheim