Zwingenberg. „Zwingenberg kann froh sein, dass es nicht Brambelsbach oder Matschhausen heißt“, so der Bensheimer Comedian Rolf Weihrich, einer der Hauptakteure beim Mittelalterfest des Gesangverein Sängerkranz im Adlersaal anlässlich des Stadtrechte-Jubiläums. „Hier war doch früher überall Sumpf, zumindest in Richtung Rodau. Hier in Zwingenberg ging ja die befestigte Straße lang. Und weil die Straße vom Melibokus und dem Sumpf eingezwängt war, darum heißt das im lateinischen Locus Getwinc, also der Ort an der Zwinge. Und daraus wurde Zwingenberg.“
Betrunkenen Stadtwachen begrüßen Landgraf Diether
Rolf Weihrich verstand es mal wieder hervorragend, das Publikum mit lustigen Wortspielen, aber auch kritischen Anmerkungen zu begeistern. Er erzählte von den Königen von Burgund. Deren Namen waren zum Beispiel Grauburgunder oder Spätburgunder. Und natürlich durfte eine Geschichte mit seinem Sohn Willi und einer missglückten Torte, die er in die Schule mitnehmen musste, nicht fehlen. Aber der Reihenfolge nach: Das Programm wurde von einem musikbegleiteten Theaterstück eröffnet, in dem Graf Diether, gespielt von Bürgermeister Holger Habich, Zwingenberg die Stadtrechte überbrachte, die er zuvor vom Habsburger König für seine Stadt erhalten hatte. Da die Stadtwachen vom vielen Wein betrunken waren, kümmerte sich die Magd, gespielt von Tanja Tasca, und der Trommler, gespielt von Mario Zingelmann, um den Besuch des Grafen.
Nach jedem kurzen Textteil sangen die Chöre des Gesangverein Sängerkranz ein passendes, mittelalterliches Lied – und verteilten sich dazu im ganzen Adlersaal. Die Getwinc-Singers sangen von der Empore, der Gemischte Chor von der Bühne. Und beim Hessenlied sang zusätzlich das Quartett noch aus dem Publikumsraum mit. Video-Einspielungen lockerten das Programm zusätzlich auf. In den insgesamt vier Filmen wurde gezeigt, dass ein Musikstück, das heute jeder kennt, wie zum Beispiel „Jump“ von van Halen oder „Skyfall von Adele“, auch im Mittelalter hätte gesungen werden können oder umgekehrt ein Mittelalterstück wie „Tourdion“ (1530) in die heutige Zeit passen würde. Mithilfe von gesungenen Texten von Walther von der Vogelweide und den jeweiligen Melodien, allerdings im dreiviertel Takt, schafften es die Sängerinnen und Sänger, den Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu spannen. Sehr rhythmisch boten die Getwinc-Singers eine neu einstudierte a capella Version von „Jump“ dar in einem Arrangement von ihrem Chorleiter Andreas Mayer.
Don Opitek ist zurück
Eine neue Figur im Adlersaal und gleichzeitig eine bekannte Figur aus der Zwingenberger Fastnacht,war Don Opitek, gespielt allerdings diesmal nicht von Franz Mayer, sondern zum ersten Mal von Sebastian Clever. Und wie man es von Don Opitek kennt, kamen Witze und lustige Wahrheiten nicht zu kurz. „Was für ein Durcheinander“, sinnierte der Pfarrer.„Ich war 1274 katholischer Pfarrer in der evangelischen Bergkirche, die damals noch katholisch war.“ Aber mit diesem Durcheinander käme er klar, versicherte er. Er sei schließlich ein erfahrener katholischer Pfarrer bereits in der dritten Generation. Und weiter wunderte er sich: Moses schleppte zwei schwere Steintafeln auf den Berg Sinai, und danach war die Welt eine andere. Luther nagelte einfach seine Thesen an die Kirchentür. Kein Bergsteigen, kein Schleppen, alles eben viel moderner.
Das Quartett des Sängerkranz komplettierte den Abend unter anderem mit einem gekonnt vorgetragenen Arrangement von „Rather be“ von den Clean Bandit. Durch den Abend führte Andreas Mayer, Sängerkranz-Vorsitzende, Chorleiter und Quartett-Bass in Personalunion.
Für die Zugaben hatte sich Mayer etwas Besonderes einfallen lassen: Er arrangierte eine a capella Version von „Nessun Dorma“, die das Quartett von der Bühne aus sang. Am Ende des sehr gewaltigen Stückes setzten im ganzen Saal verteilt dann die Sängerinnen und Sänger aus den anderen Chören zum großen Finale ein. Ein beeindruckender Abschluss eines für das Publikum gelungenen Abend.
Um die Bewirtung der Gäste kümmerte sich beim Mittelalterfest der Verein zur Erhaltung der Zwingenberger Traditionskerb. Die Chorleitung des Gemischten Chores hatte Angelika Lemser innen. Das Mittelalterfest des Sängerkranz wird an diesem Samstag (28.) ein weiteres Mal aufgeführt. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr (Einlas ab 18 Uhr). Karten (15 Euro pro Ticket) sind in der Apotheke Herms (Bahnhofstraße 4) oder an der Abendkasse erhältlich. Die Plätze sind nicht nummeriert.. red
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