Zwingenberg. In der Schule werden Streithähne schon mal auseinandergesetzt, und dann ist häufig auch Ruhe, bei Nachbarschaftsstreitigkeiten unter Erwachsenen ist das keine Lösung, denn Grundstücksgrenzen lassen sich nun einmal nicht so einfach versetzen. Um in solchen und anderen Fällen nicht gleich vor Gericht ziehen zu müssen, gibt’s in Deutschland das gemeindliche Schiedswesen, so auch in Zwingenberg und Rodau. Vorgeschlagen von der Stadtverordnetenversammlung und eingesetzt vom Amtsgericht sind die beiden Zwingenberger Bürger Stefan Etteldorf und Jochen Abel seit geraumer Zeit die neuen Schiedsmänner.
Der 48-jährige Wirtschaftsprüfer Etteldorf bringt bereits Erfahrungen in diesem Ehrenamt mit, denn er hat in der vergangenen, fünf Jahre währenden Amtszeit bereits als stellvertretender Schiedsmann an der Seite der nun ausgeschiedenen Schiedsfrau Monika Motsch gewirkt. Jochen Abel, 52 Jahre alt und Wissenschaftlicher Direktor sowie Offizier bei der Bundeswehr, ist sozusagen der „Neuling“ und hat das Amt des Stellvertreters übernommen.
Der im Frühjahr 2019 auf Anregung der in Rodau lebenden Monika Motsch in das Alte Rathaus des Zwingenberger Stadtteils verlegte Sitz des Schiedsamtes wurde in diesen Wochen nun wieder zurückverlegt ins Rathaus der Kernstadt. Dort hieß Bürgermeister Holger Habich die beiden Schiedsmänner kürzlich herzlich willkommen und bedankte sich für die Bereitschaft, diese Funktion auszuüben. Das Duo hat bereits die ersten neuen Fälle auf dem „Verhandlungstisch“, zwei Nachbarschaftsstreitigkeiten sollen beigelegt werden.
Im Ehrenamt ist gesunder Menschenverstand gefragt
Mit Blick auf die Fälle, die vor dem örtlichen Schiedsamt landen, unterscheidet man die Verfahren, die von einem der beiden Kontrahenten aus Eigeninitiative angestrengt werden, um den Konflikt beizulegen, und die „obligatorischen“ Streitschlichtungen: Bei Letzteren handelt es sich um die Fälle, bei denen die ordentliche Gerichtsbarkeit erst dann die Erhebung einer Klage zulässt, nachdem von einer Schiedsstelle bereits eine Schlichtung – allerdings erfolglos – versucht worden ist.
„Bewusst werden mit dem Ehrenamt der Schiedsperson in der Regel keine Juristinnen und Juristen betraut, sondern Bürgerinnen und Bürger mit gesundem Menschverstand“, scherzte Rathauschef Holger Habich – selbst promovierter Jurist – bei der Vorstellung des neuen Schiedsamt-Teams. Nur auf den „gesunden Menschenverstand“ setzen allerdings auch die Schiedsleute nicht: Der Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen e.V. bietet Aus- und Weiterbildungen an, die von Stefan Etteldorf und Jochen Abel gerne in Anspruch genommen werden.
Die Stadt Zwingenberg empfiehlt ihren Bürgerinnen und Bürgern, im Streitfall auf jeden Fall zunächst den Gang zum örtlichen Schiedsamt anzutreten: „Konflikte müssen nicht gleich vor Gericht ausgetragen werden. Gerade bei Streitigkeiten des täglichen Lebens kann der Schiedsmann schnell, kostengünstig und kompetent Hilfestellung geben.“ Das örtliche Schiedsamt arbeite nach dem Motto „Schlichten ist besser als richten“, so heißt es auf der Webseite der Stadt.
Schiedsamt oft der bessere Weg
Weil es sich „häufig lediglich um Bagatellangelegenheiten handelt, die unnötigerweise in langwierigen und kostspieligen Verfahren viele Instanzen durchlaufen, ist der Gang zum Schiedsamt allemal der bessere, schnellere und kostengünstigere Weg, zumal der Schiedsmann eine Einigung zwischen den streitenden Parteien herbeizuführen versucht“.
Allgemeine Informationen über die Arbeit des Schiedsamtes gibt es auf der Webseite des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (www.schiedsamt.de); konkrete Infos und die Kontaktdaten der örtlichen Schiedsmänner stehen auf der Webseite der Stadt Zwingenberg (www.zwingenberg.de) in der Rubrik „Bürgerservice“, Unterrubrik „Rathaus“, Eintrag „Schiedsamt“ zur Verfügung.
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