Wirtschaft

Schicke Ledermode für Hunde: Designed und produziert in Rodau

Die Manufaktur Maul hat sich zu einem mittelständischen Unternehmen entwickelt und will sich in Zwingenberg erweitern

Von 
Gerlinde Scharf
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Rodau. „In unserer Sommerkollektion findet man ganz viele Ananas und Palmen. Jetzt im Herbst erinnern wir mit Brezeln und einer Maß Bier ans Oktoberfest – und im Winter sind Weihnachtsmänner und Schneemänner an der Reihe.“ Alles ist top gestylt, von den dezenten Klassik-Varianten bis hin zu den Modellen in knalligen Farben. Zur Palette gehören auch die maritimen Motive, Marke „Nordlichter“, die schwarz-weißen Totenköpfe, die traditionellen Jagdmotive, das Edelweiß und viele andere Schmuckbeschläge mehr.

Doreen Maul, die gemeinsam mit ihrer Schwester Manuela Massing die „Ledermanufaktur Maul – Produkte für Hund und Halter“ als Geschäftsführerin leitet, beschreibt hier nicht etwa die neusten Trends für die modebewusste Dame oder den Herrn, sondern Accessoires für den Hund. Die Zeiten, in denen der vierbeinige Liebling mit unauffällig braunem, grauem oder schwarzem – im besten Fall grasgrünem – Halsband und ebenso unscheinbarer Leine neben Frauchen oder Herrchen her getrottet ist, sind längst vorbei. Zumindest für einen großen Kreis von Hundebesitzern und Liebhabern aus Deutschland und den europäischen Nachbarländern.

Ein pompöses Halsband

Wen wundert’s, dass sogar der Modedesigner und Unternehmer Harald Glööckler auf den kreativen Familienbetrieb im einzigen Zwingenberger Stadtteil aufmerksam geworden ist und bei der „Ledermanufaktur Maul“ für seinen kleinen „Papillon“ ein pompöses Halsband geordert hat. „Es war eine kurze, aber spannende Zusammenarbeit“, so Doreen Maul.

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Beim Betreten des kleinen Hofladens im Wiesengrund 13 wird schnell klar: Bei Maul in Rodau setzt man auf ausgefallene Designs, viel Farbe – und vor allem auf Qualität. Verarbeitet wird ausschließlich hochwertiges Vollrind- und Nappaleder. Die aktuelle Farbpalette mit mehr als 30 Kombinationen reicht von Flieder über Petrol bis Pink und Türkis. „Unsere Lederhäute kommen ausschließlich aus EU-Ländern, die meisten aus Deutschland und Italien“, verrät die Geschäftsfrau, die mit ihrer Schwester einmal im Jahr nach Mailand fährt, um vor Ort ihre Fühler nach Neuheiten auf dem Mark auszustrecken und die Modegags anschließend in ihrem Sortiment zu integrieren. Fünf bis sechs Arbeitsgänge in der hauseigenen Sattlerei, Näherei, Produktion und Versand sind notwendig, bis alles an seinem Platz und verpackt ist.

Von drei auf 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Belegschaft der Ledermanufaktur angewachsen seitdem die Mutter von Manuela Massing und Doreen Maul, Annemarie Maul, vor beinahe vierzig Jahren in Seeheim den Grundstein für das Unternehmen mit einem Garagenverkauf von Raiffeisenfutter gelegt hat. Mit einem Tapeziertisch, Hundefutter und -spielzeug im Schlepptau hat Annemarie Maul mit den Jahren immer mehr internationale und große Hundeausstellungen besucht, ihr Sortiment erweitert und sich auf hochwertige Lederprodukte und Hundezubehör spezialisiert. „Meine Schwester und ich sind auf Messen groß geworden und haben Erfahrungen gesammelt. Später waren wir nach der Schule immer in der Werkstatt der Eltern“, verrät Doreen Maul lachend. Anfang der Neunzigerjahre, nachdem ein Lieferant kurzfristig abgesprungen war, beschloss die Mutter spontan: „Das machen wir jetzt selbst!“ Und sie hat sich an die Nähmaschine gesetzt. Auch ihr Ehemann stieg in das Geschäft mit ein.

„Damals gab es ja noch kein Internet, und wir haben begonnen, Lieferanten und Maschinen in den ,Gelben Seiten’ zu suchen“, erinnern sich die Geschäftsführerinnen. Nach und nach wurde das Domizil samt Lager in Seeheim zu klein. Die Eltern kauften einen alten Bauernhof in Rodau, sanierten das Gebäude und zogen mit der Firma, Werkstatt, Lager und Verwaltung, in den Zwingenberger Stadtteil. Der Vertrieb von Fremdprodukten wurde immer weiter eingestellt und die eigens hergestellte Produktpalette ausgeweitet.

Klar, die trendigen, bunten, glitzernden Leinen und Halsbänder fallen sofort ins Auge. „Aber wir haben auch schlichte Modelle“, sagt Doreen Maul. Dass sie die Pandemie gut überstanden haben, verdankt die Manufaktur zum einen dem boomenden Online-Geschäft, zum anderen der kurzfristigen und zeitlich begrenzten Umstellung auf die Herstellung von FFP2- und medizinischen Mund- und Nasenmasken.

Im Jahr 2017 ging dann eine neue Marke der Ledermanufaktur an den Start. Markus Bein, Lebensgefährte von Doreen Maul, kreiert seitdem unter dem Namen Dogspring hochwertige Hundebetten und -liegeplätze. Derzeit logiert der Newcomer noch in Bensheim. „Eine Übergangslösung“ versichern die Schwestern. Laden und Produktion am Standort Rodau platzen aus allen Nähten. Deshalb hat die Familie im Gewerbegebiet Zwingenberg ein Grundstück gekauft, das man „irgendwann“ („wir planen für die Zukunft voraus“) bebauen und dort beide Zweige zusammen führen will.

Nach einer Corona-Pause planen die Maul-Schwestern für dieses Jahr wieder einen Hunde-Weihnachtsmarkt mit Verkaufsständen, Glühwein und Speisen.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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