Zwingenberg. Für einen politischen Promi ist Neujahr nicht nur einmal im Jahr: Zwischen ihren Auftritten in Birkenau und Bensheim hat es die Bergsträßer SPD-Landtagskandidatin Josefine Koebe am Sonntag auch noch rechtzeitig zum Neujahrsempfang der Zwingenberger Genossen geschafft. Vor knapp 30 Gästen im Alten Amtsgericht sprach die Bildungsökonomin über ihre politischen Schwerpunkte und sozialdemokratischen Überzeugungen.
Sie spüre eine starke Motivation, weitere politische Verantwortung zu übernehmen und ihre wissenschaftliche Expertise nach Wiesbaden zu tragen, so die 34-Jährige, die am 8. Oktober für den Wahlkreis Bergstraße-Ost antreten wird.
In der Landeshauptstadt will sie für eine deutliche Aufwertung im Bereich der frühkindlichen Bildung kämpfen, sich aber auch für Umwelt- und Klimathemen und eine konsequente Gleichstellung der Geschlechter starkmachen. Nicht nur durch ihren beruflichen Hintergrund, auch als „passionierte Feministin“ und vierfache Mutter bringe sie dafür das nötige Rüstzeug mit.
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Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine, der am 24. Februar 2022 begonnen hat, verbindet Koebe auch ein sehr privates und emotionales Erlebnis: die Geburt ihres jüngsten Sohnes. Dass der Junior mittlerweile elf Monate alt ist und in Europa noch immer ein Krieg tobt, sei unfassbar. In Zwingenberg zitierte sie Astrid Lindgrens pessimistisch gefärbten Wunsch nach Frieden, der offensichtlich immer wieder an der menschlichen Neigung zu Gewalt und Aggression zum Scheitern verurteilt sei.
Mit einem weiteren Zitat von Altkanzler Helmut Schmidt, nachdem sich Charakter gerade in der Krise zeige, gab sich Koebe in Zwingenberg aber auch zuversichtlich. Die gegenwärtige Weltlage brauche eine sachorientierte und unaufgeregte Politik.
Hier schlug sie den Bogen zu Bundeskanzler Olaf Scholz, dem sie eine „besonnene“ politische Haltung attestierte, die den Menschen Mut mache. Die Bundesregierung habe nach dem Einmarsch der Russen und der daraus folgenden Energiekrise vernünftig reagiert, um in Sachen Energie eine neue Unabhängigkeit einzuleiten. In diesem Kontext verwies sie beispielhaft auf die Schaffung von LNG-Terminals, um den Wegfall von russischem Erdgas zu kompensieren.
Die ehrenamtliche Bensheimer Stadträtin, die sich auch an der Spitze der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Kreis Bergstraße engagiert, war vor rund zehn Jahren in die SPD eingetreten. Motivation waren die sozialpolitischen Schwerpunkte, die sie noch immer als elementaren Markenkern der Partei versteht.
Sollte sie das Direktmandat gewinnen, will Josefine Koebe aber auch den finanziellen Spielraum der Städte und Gemeinden auf Landesebene zum Thema machen. Denn eine handlungsfähige Kommunalpolitik mit guten Sozialleistungen hänge nicht zuletzt von Entscheidungen im Landtag und in der Staatskanzlei ab. „Wir wollen es besser machen als Schwarz-Grün“, betonte die stellvertretende Unterbezirksvorsitzende im Alten Amtsgericht, wo Peter Kaffenberger als Chef des Ortsvereins die Gäste begrüßt hatte.
Belange der Jugend nicht unterschlagen
Bei einem kurzen Abriss aktueller örtlicher Themen streifte er unter anderem die weitere Entwicklung des Stadtkerns im Kontext des Programms „Zukunft Innenstadt“ und ganz konkret mit dem Projekt „Jugend ins „Zentrum“. Die SPD stehe trotz der Bedenken einiger Anwohner hinter dem Ziel, in einem Teilbereich des ehemaligen Güterbahnhofareals einen öffentlichen Raum zu entwickeln und dabei auch die Belange der Jugend nicht zu unterschlagen.
Unter anderem geht es dort um eine Skateranlage. „Wir wollen aber die Interessen aller berücksichtigen“, so Kaffenberger über dieses in Zwingenberg sehr sensible Thema. Weitere Wünsche der SPD sind mehr E-Ladestationen in Zwingenberg und Rodau sowie eine Ausweitung der Tempo-30-Bereiche entlang der B3. Die Stadt will den Abschnitt, in dem statt 50 km/h nur noch 30 gefahren werden darf, ausdehnen. Bislang gilt ausschließlich in Höhe der Evangelischen Kindertagesstätte (Heidelberger Straße 12) eine derartige Geschwindigkeitsbegrenzung.
Ehrungen zeitnah nachholen
Die ursprüngliche Initiative stammt von der SPD, doch die vom Ortsverband angeregte großräumige Regelung fand im Parlament keine Mehrheit. Man sei dem Ziel aber einen Schritt nähergekommen, so der Vorsitzende. „Wir werden dranbleiben!“
Die Grüße des Bürgermeisters und des Magistrats hatte Erste Stadträtin Karin Rettig (FDP) mit ins Amtsgericht gebracht. Bei der SPD betonte die Liberale, dass man in der Kommunalpolitik nicht zu hohe parteipolitische Barrieren aufbauen, sondern persönlich und sachlich agieren sollte.
Nachdem der Neujahrsempfang im Januar 2022 wegen der sich damals verschärfenden Pandemie-Lage abgesagt wurde, sollte die Ehrung langjähriger Mitglieder am Sonntag eigentlich in einem größeren Rahmen stattfinden. Allerdings konnte in Präsenz nur Kaffenbergers Stellvertreter Daniel Unruh für 25-jährige Mitgliedschaft gewürdigt werden. Die weiteren Ehrungen will der Ortsverein zeitnah nachholen.
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