Zwingenberg. Für Sven war die Rückkehr auf das Skateboard scheinbar vom Schicksal vorbestimmt. Rund 30 Jahre hat der Mittvierziger nicht mehr auf dem Sportgerät mit den vier Rollen gestanden. Vor Kurzem hat seine Tochter Jule zwei Boards vom Sperrmüll mit nach Hause gebracht. Das hat seine Lust geweckt. „Ich habe zu meiner Frau gesagt, dass ich mal wieder Skateboard fahren könnte.“ Am nächsten Tag berichtete der Bergsträßer Anzeiger über ein Angebot des Familienzentrum Zwingenberg: Anfänger-Skateboard-Kurs für Erwachsene. „Das war ein Zeichen, ich habe mich direkt angemeldet.“ Also ist Sven an einem Samstagnachmittag in den Schulhof der Melibokusschule gekommen.
Nik Seewald leitet das Training. Der 23-Jährige hat im vergangenen Jahr erstmals einen Kurs für erwachsene Anfänger betreut. Damals waren drei Personen am Start, diesmal sind es sechs Frauen und Sven. „Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt“, schmunzelt Nik, der seit rund sechs Jahren auf dem Skateboard unterwegs ist.
Angesichts der städtischen Planungen die Skateranlage in Zwingenberg an einem neuen Standort auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs wieder aufzubauen, hätte sich Nik aber auch durchaus größerer Zuspruch durch Zwingenberger Skateboard-Willige vorstellen können, die mit ihren Kids demnächst durch den Skater-Park rauschen wollen.
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„Vielleicht ja beim nächsten Mal.“ Apropos Zwingenberger Teilnehmer am Skateboard-Kurs für Erwachsene: Einhausen ist da, Seeheim auch und ganz viel Auerbach. Und Zwingenberg? Ist – abgesehen von Nik – nicht am Start. Für die Skateboard-Crewe keine Überraschung. Wer will sich schon vor der eigenen Haustür blamieren, lautet schmunzelnd der einhellige Tenor.
Nach einer halben Stunde Übungszeit sieht es schon ganz ordentlich aus, was die glorreichen Sieben aufs Brett bringen. Die Debütanten sind selbst ziemlich angetan von ihren Fortschritten. „Du hättest uns mal am Anfang sehen sollen“, erzählt Sven und zittert am ganzen Körper, um die anfängliche Unsicherheit zu illustrieren. „Sicher auf dem Board stehen, lenken und bremsen“, umschreibt Nik das Ziel der 90-Minuten-Einheit.
Sven hat sich gut vorbereitet auf sein Comeback. Er hat sich einige Skateboard-Videos aus den 1980er Jahren reingezogen - und er hat sich ein neues Skateboard gekauft. „Das musste sein.“ Seine Tochter Jule ist ebenfalls dabei auf dem Schulhof. Sie fährt eines der Sperrmüll-Teile. Ab und zu wird getauscht. „Ich glaube, das wird so ein Vater-Tochter-Ding“, sagt sie und lächelt. Anfänger im jugendlichen Alter von Jule gehen die Sache entspannter und mit weniger Angst an, erklärt Nik. „Erwachsene muss man dazu bekommen, den Kopf auszuschalten. Jugendliche machen einfach.“
Bestes Beispiel für die Unbeschwertheit eines Teenagers ist Kimi. Sie und Sven sind die Cracks des Kurses. Kimi steht das erste Mal auf dem Skateboard. Ihr Vater ist früher mit dem Skateboard gewesen und hat sie ermutigt, es auszuprobieren. „Ist cool und macht Spaß“, sagt sie. Trotz der zunehmenden Standfestigkeit der Skater, die alle Schutzausrüstung wie Knie- und Ellenbogenschützer sowie Helme tragen, bleiben Stürze nicht aus.
„Alles gut“, fragt Nik im Falle eines solchen Malheurs. Julie, absolute Neuling auf dem Board, lässt sich von dem ein oder anderen unsanften Abstieg nicht entmutigen. „Es ist super.“ Julies Sohn hat morgens am Kurs des Familienzentrums für Kinder, ebenfalls geleiten von Nik, teilgenommen. „Ich habe gedacht, ich versuch es auch mal“, begründet Julie ihren Erstversuch auf dem Board. Sara und Gundula haben bereits etwas Erfahrung mit dem Skateboard. Während der Beschränkungen der Corona-Zeit haben sie sich Outdoor getroffen und „ein bisschen auf dem Skateboard rumgewackelt“, sagt Gundula.
Im Anschluss an diese wagemutigen „Wackeleien“ auf dem Board gönnten sich die beiden Freundinnen ein Gläschen Sekt. „Als Belohnung“, wie Sara lachend ergänzt. Nun wollen die beiden ihre Skateboard-Technik mit dem Besuch des Anfänger-Kurses auf ein solides Fundament stellen. Sekt haben Gundula und Sara diesmal nicht im Gepäck. „Jetzt zeige ich euch noch, wie man wendet“, sagt Nik und kurvt auf dem Schulhof umher. „Wenn ihr das könnt, könnt ihr jeden Park fahren.“
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