Zwingenberg. Im Rahmen der Kulturreihe „Kunst im Lese-Café“ – veranstaltet von der Stadtbücherei Zwingenberg und der Künstlerin Ulrike Fried-Heufel – wird ein neues Bild präsentiert, das Frau Fried-Heufel frei nach dem Gedicht „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius (1616-1664) im Jahr 2016 als Hommage an den Barockdichter geschaffen hat.
Wie es in einer Pressemitteilung heißt, löst das nun gehängte Bild das zuvor im Alten Rathaus – dem Sitz der Bücherei – präsentierte, lebensbejahende Werk „Zum Tanz“ ab. So soll ein Bezug zur aktuellen Jahreszeit geschaffen werden: Das Bild „Es ist alles eitel“ greift im November – bekanntermaßen der Monat des Totengedenkens – die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit auf.
Bei dem gleichnamigen Text von Andreas Gryphius handelt es sich um ein Sonett, also um eine für die Barockzeit typische Gedichtform mit einem strengen Aufbau. Das 1637 entstandene Werk „Es ist alles eitel“ gibt dem Leser einen Einblick in das Denken der damaligen Zeit: Es geht um den sogenannten „Vanitas“-Gedanken, also die jüdisch-christliche Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen, die im Buch Kohelet im Alten Testament ausgesprochen wird: „Es ist alles eitel.“ (Quelle: wikipedia.de). Für jeden Menschen, ob arm oder reich, ist das Jenseits stets präsent.
Andreas Gryphius erlebte in seinem Leben stets das Schöne und dessen Verfall, also auch die Mächtigen und Hochmütigen, die sterben mussten, ob arm oder reich – er formulierte dazu die passende Textzeile: „Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehen“.
Gryphius spricht von einem „Spiel der Zeit“ vergleicht den Menschen mit einem Schauspieler und schließt in seinem Gedicht mit dem Hinweis auf die „Wiesenblume“, die zeigt, wie bedeutungslos das Leben eines Menschen sein kann. Diesen eindrucksvollen Text hat Ulrike Fried-Heufel in ein Bild umgesetzt, um es so in der Sprache des 21. Jahrhunderts persönlich zu deuten. In dem 2016 geschaffenen, 80 auf 60 Zentimeter großen Bild strebt die Zwingenbergerin den Versuch an, mit Schriftfeldern – einer Collage gleich – auf einem düsteren Hintergrund Textauszüge kalligrafisch anzuordnen und somit ihre eigene Sichtweise auf das Gryphius-Sonett wiederzugeben.
Dabei wird nicht aus den Augen verloren, dass das Gesamtbild einen Bezug zum Sprachrhythmus des Sonetts herstellt, die Schriftfelder geben dies wieder. Der Hintergrund, auf dem sich die Schriftfacetten losgelöst von der ursprünglichen Textvorgabe befinden, wirkt düster. Mit unruhigen Strukturen auf einer blau-grünen Fläche, versehen mit roten Spuren, spielt das Motiv mit der Assoziation zu Blutspuren – auch das ein Verweis auf die Lebenswirklichkeit von Gryphius, der Krieg und Zerstörung erlebte.
Das Bild „Es ist alles eitel“ ist im „Lese-Café“ der Stadtbücherei im Alten Rathaus zu den Öffnungszeiten zu sehen: Dienstag von 15 bis 19 Uhr, Mittwoch von 10 bis 12 Uhr, Donnerstag von 15 bis 19 Uhr, Freitag von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr sowie an jedem ersten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr. red
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